Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gier, Kerstin

Gier, Kerstin

Titel: Gier, Kerstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smaragdgruen (Liebe geht durch alle Zeiten Bd 3)
Vom Netzwerk:
ich nur mithilfe von Lady Bromptons
Spezialpunsch Ruhe bewahren können - und es war ebendieser Punsch gewesen, der
mich dazu gebracht hatte, vor lauter staunenden Gästen Memory aus Cats vorzutragen,
schlappe zweihundert Jahre, bevor Andrew Lloyd Webber es überhaupt komponiert
hatte. Außerdem hatte ich mich vor allen Leuten laut mit einem Geist
unterhalten, was mir nüchtern ganz bestimmt nicht passiert wäre.
    Ich hatte
gehofft, wenigstens ein paar Minuten mit Dr. White allein sein zu können, um
ihn zu fragen, warum er mir geholfen hatte, aber er hatte mich nur im Beisein
von Falk de Villiers untersucht und zu aller Freude für genesen erklärt. Als
ich ihm zum Abschied verschwörerisch zugezwinkert hatte, runzelte Dr. White
lediglich die Stirn und fragte, ob ich etwas im Auge habe. Bei der Erinnerung
daran seufzte ich.
    »Mach dir
keine Sorgen«, sagte Mr George mitleidig. »Es dauert ja nicht lange, dann bist
du schon wieder zurück - noch vor dem Abendessen hast du alles überstanden.«
    »Aber bis
dahin kann ich eine Menge falsch machen, wenn nicht sogar eine weltweite Krise
auslösen. Fragen Sie mal Giordano. Ein falsches Lächeln, eine falsche Reverenz,
die falsche Kommunikation - und puff! Das 18. Jahrhundert steht in Brand.«
    Mr George
lachte. »Ach, Giordano ist doch nur neidisch. Für eine Zeitreise würde er einen
Mord begehen!«
    Ich strich
mit meinen Händen über die weiche Seide meines Rockes und fuhr mit den Fingern
die gestickten Linien nach. »Im Ernst, ich verstehe immer noch nicht, warum der
Ball so wichtig ist. Und was ich da eigentlich zu suchen habe.«
    »Du meinst
- außer zu tanzen und dich zu amüsieren und das Privileg zu genießen, die
berühmte Herzogin von Devonshire mit eigenen Augen sehen zu dürfen?« Als ich
nicht zurücklächelte, wurde Mr George unvermittelt ernst, nahm ein Taschentuch
aus seiner Brusttasche und tupfte sich damit über die Stirn. »Ach, mein
Mädchen! Dieser Tag ist deshalb von äußerster Bedeutung, weil sich auf
ebendiesem Ball herausstellen soll, wer in den Reihen der Wächter der Verräter
ist, der die Informationen an die florentinische Allianz weitergeleitet hat.
Durch eure Anwesenheit hofft der Graf, sowohl Lord Alastair als auch den
Verräter aus der Reserve zu locken.«
    Aha. Das
war zumindest ein bisschen spezifischer als in Anna
Karenina.
    »Genau
genommen sind wir also Lockvögel.« Ich runzelte meine Stirn. »Aber - ähm -
müssten Sie nicht längst wissen, ob der Plan funktioniert hat? Und wer der
Verräter nun ist? Das ist doch alles bereits vor zweihundertdreißig Jahren passiert.«
    »Ja und
nein«, erwiderte Mr George. »Aus irgendeinem Grund sind die Berichte in den
Annalen in diesen Tagen und Wochen äußerst verschwommen. Zudem fehlt ein ganzer
Teil. Es ist zwar mehrmals von dem Verräter die Rede, der seines hohen Amtes
entbunden wurde - aber sein Name wird nicht erwähnt. Vier Wochen später heißt
es lapidar in einem Nebensatz, dass niemand dem Verräter die letzte Ehre erwiesen
habe, denn Ehre habe er nun einmal nicht verdient.«
    Ich bekam
wieder einmal eine Gänsehaut. »Vier Wochen nach seinem Rausschmiss aus der Loge
war der Verräter tot? Wie ... äh ... praktisch.«
    Mr George
hörte mir nicht mehr zu. Er klopfte an das Fenster zum Fahrer. »Ich fürchte,
das Tor ist zu eng für die Limousine. Fahren Sie lieber von der Seite auf den
Schulhof.« Er lächelte mich an. »Wir sind da! Du siehst übrigens wunderschön
aus - das wollte ich dir die ganze Zeit schon sagen. Wie aus einem alten
Gemälde entsprungen.«
    Der Wagen
bremste direkt vor der Treppe zum Eingang.
    »Nur viel,
viel schöner«, sagte Mr George.
    »Danke.«
Vor lauter Verlegenheit vergaß ich ganz, was Madame Rossini gesagt hatte -
»Immer mit dem Kopf zuerst, Schnückelschen!« -, und machte den Fehler, auf die
gleiche Weise aus dem Auto zu steigen wie sonst auch immer - mit dem Ergebnis,
dass ich mich hoffnungslos in meinen Röcken verhedderte und mich fühlte wie
die Biene Maja in Theklas Spinnennetz. Während ich fluchte und Mr George
hilflos kicherte, reichte man mir von draußen gleich zwei hilfreiche Hände, und
weil mir nichts anderes übrig blieb, ergriff ich beide und ließ mich hinaus und
auf die Füße ziehen.
    Die eine
Hand gehörte Gideon, die andere Mr Whitman und ich ließ sie alle beide los, als
hätte ich mich verbrannt.
    »Ähm,
danke«, murmelte ich, strich hastig das Kleid glatt und versuchte, meinen
rasenden Puls zu beruhigen. Dann sah ich mir

Weitere Kostenlose Bücher