Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gier, Kerstin

Gier, Kerstin

Titel: Gier, Kerstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smaragdgruen (Liebe geht durch alle Zeiten Bd 3)
Vom Netzwerk:
sein
eigenes?«
    Er
antwortete nicht, sondern streckte wieder seine Hand aus. Diesmal wickelte er
meine Haarsträhne um seinen Finger wie um einen Lockenwickler. Schließlich
sagte er: »Angenommen, du könntest irgendetwas Sensationelles entwickeln, nur
so zum Beispiel, was weiß ich, ein Heilmittel gegen Krebs und Aids und alle
anderen Krankheiten auf der Welt. Aber du müsstest dafür einen Menschen sterben
lassen - würdest du es tun?«
    Jemand
musste sterben? War das der Grund, warum Lucy und Paul den Chronografen
gestohlen hatten? Weil ihnen der Preis dafür zu hoch erschien, hörte ich
die Stimme meiner Mum sagen. Der Preis - ein Menschenleben? Ich hatte sofort
einschlägige Filmszenen vor Augen, mit verkehrt herum gehängten Kreuzen,
Menschenopfern auf einem Altar und Männern mit Kapuzen, die babylonische
Beschwörungsformeln murmelten. Was nicht so recht zu den Wächtern zu passen
schien - von ein paar Ausnahmen vielleicht abgesehen.
    Gideon
schaute mich abwartend an.
    »Ein
Menschenleben zu opfern für die Rettung von vielen?«, murmelte ich. »Nein, ich
glaube nicht, dass der Preis dafür zu hoch wäre - ganz pragmatisch betrachtet.
Du denn?«
    Gideon
sagte lange nichts, er ließ seinen Blick nur über mein Gesicht wandern und
spielte weiter mit meiner Haarsträhne. »Ja, das glaube ich«, sagte er
schließlich. »Nicht immer heiligt der Zweck die Mittel.«
    »Bedeutet
das, du tust jetzt nicht mehr, was der Graf von dir verlangt?«, platzte ich -
zugegeben wenig raffiniert - heraus. »Zum Beispiel mit meinen Gefühlen spielen?
Oder mit meinen Haaren?«
    Gideon
nahm seine Hand aus meinem Haar und betrachtete sie verwundert, so als würde
sie gar nicht zu ihm gehören. »Ich habe nicht... Der Graf hat mir doch nicht
befohlen, mit deinen Gefühlen zu spielen.«
    »Ach
nein?« Mit einem Mal war ich wieder fürchterlich wütend auf ihn. »Mir hat er
aber so etwas gesagt. Von wegen, er sei beeindruckt, wie gut du deine Sache
gemacht hast, wo du doch so wenig Zeit gehabt hättest, meine Gefühle zu manipulieren,
und dummerweise so viel Energie auf das falsche Opfer, nämlich Charlotte,
verschwendet hast.«
    Gideon
seufzte und rieb sich mit dem Handrücken über die Stirn. »Der Graf und ich hatten
tatsächlich ein paar Gespräche über ... äh, eben Männergespräche. Er ist -
und, bitte, der Mann hat vor über zweihundert Jahren gelebt, man möge es ihm
nachsehen! - der Ansicht, dass die Handlungen von Frauen ausschließlich von
Emotionen bestimmt werden, während Männer sich nur von der Vernunft leiten
lassen, und dass es daher besser für mich wäre, wenn meine Zeitsprungpartnerin
in mich verliebt wäre, damit ich ihre Handlungen im Zweifel kontrollieren
könnte. Ich dachte ...«
    »Du ...«,
unterbrach ich ihn zornig. »Du dachtest, dann sorge ich doch mal dafür, dass
das auch klappt!«
    Gideon
entknotete seine langen Beine, stand auf und begann, im Raum hin- und
herzugehen. Aus irgendeinem Grund sah er plötzlich aufgewühlt aus. »Gwendolyn,
ich habe dich zu nichts gezwungen, oder? Im Gegenteil - ich habe dich oft genug
richtig mies behandelt.«
    Ich
starrte ihn sprachlos an. »Und dafür soll ich dir jetzt dankbar sein?«
    »Natürlich
nicht«, sagte er. »Oder doch, ja.«
    »Was denn
nun?«
    Er
funkelte mich an. »Warum stehen Mädchen auf Typen, die sie scheiße behandeln?
Die netten Jungs sind offensichtlich nicht mal halb so interessant. Manchmal
fällt es schwer, da den Respekt vor Mädchen zu behalten.« Noch immer tigerte
er im Raum hin und her, mit langen, beinahe wütenden Schritten. »Zumal sich
Jungs mit Segelohren und Pickeln lange nicht so viel rausnehmen dürfen.«
    »Wie
zynisch und oberflächlich du doch bist.« Ich war fassungslos über die Wende,
die dieses Gespräch auf einmal genommen hatte.
    Gideon
zuckte mit den Achseln. »Fragt sich, wer hier oberflächlich ist. Oder hättest
du dich von Mr Marley küssen lassen?«
    Für einen
Augenblick war ich wirklich aus dem Konzept gebracht. Ein kleines, also klitzekleines Körnchen Wahrheit war vielleicht an seinen Worten dran... Aber dann
schüttelte ich den Kopf. »Du hast bei dieser beeindruckenden Argumentation
etwas Entscheidendes vergessen. Ich hätte mich trotz deines pickelfreien
Aussehens - Glückwunsch übrigens zu deinem gesunden Selbstbewusstsein - nicht
von dir küssen lassen, wenn du mich nicht angelogen und mir vorgespielt
hättest, Gefühle für mich zu haben.« Unvermittelt traten mir die Tränen in die
Augen. Mit zittriger

Weitere Kostenlose Bücher