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Gier nach Blut

Gier nach Blut

Titel: Gier nach Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Flüssigkeit schluckte und dabei aufblühte. Jeder Tropfen gab ihr einen neuen Kraftschub. Die Haut war längst nicht mehr so faltig, sie hatte sich gestrafft und schon etwas mehr Farbe bekommen.
    Ihr Opfer rührte sich nicht mehr. Völlig apathisch lag es auf dem Schreibtisch. Der Hinterkopf berührte die Platte, die Augen standen offen, und der leere Blick war gegen die Decke gerichtet. In den Augen gab es keinen menschlichen Ausdruck mehr, er befand sich bereits auf dem Weg in das Reich der Untoten. Auch wenn er später wie ein Toter aussehen würde, er war es trotzdem nicht, denn durch den Biß und das Saugen des Blutes wurde er zu einem Wiedergänger.
    Ruiz hatte sich gebückt. Nichts sollte ihm entgehen. Er wollte jedes Detail in sich aufsaugen und es behalten. Er hatte seine Freude daran.
    Ja, so mußte es sein. So hatte er es sich immer vorgestellt. Er hatte viele Vampirfilme gesehen, viel über die Geschöpfe der Nacht gelesen, jede Menge über ihre Gier nach Blut erfahren, und es war für ihn das höchste der Gefühle, von der Theorie in die Praxis wechseln zu können. Hautnah erlebte er das Grauen mit. Und es war für ihn kaum zu fassen, daß dieses Wesen ausgerechnet ihm gehorchen würde. Er hatte es befreit, und es würde sich ihm dankbar erweisen.
    Er lächelte.
    Auch seine Zunge bewegte sich. Mit der Spitze fuhr sie zwischen die Lippen hervor und malte den Schwung des Mundes nach. Schweiß stand auf seiner Stirn, aber die Augen leuchteten, als wäre er derjenige, der an der Gier teilnahm.
    Die Vampirin bewegte ihre Arme und winkelte sie an. Mit beiden Händen stützte sie sich auf. Sie drückte ihren Körper leicht in die Höhe, so daß sie jetzt von oben herab auf dieses Opfer schauen konnte. Ihr Blick hatte sich verändert. Der Zuschauer konnte es sehen, als er den Kopf drehte und schräg in die Höhe blickte.
    Die Augen waren nicht mehr so leer. Da hatten sich Pupillen gebildet.
    Auch die Haut sah nicht mehr so brüchig und grau aus. Zwar hatte sie noch nicht die Farbe eines normalen Menschen, aber das würde noch kommen, denn Sarah Helen Roberts trank weiter.
    Auch den letzten Tropfen Blut wollte sie aus den Adern des Mannes saugen, und dann richtete sie sich mit einer fließenden und kraftvollen Bewegung auf, während sie gleichzeitig den Kopf schüttelte, als wollte sie ihr Haar ordnen.
    Es hatte sich ebenfalls verändert. Die wirren grauen Strähnen waren verschwunden. Das Haar hatte wieder Kraft bekommen und auch eine andere Farbe, es wirkte jetzt blond.
    Der Zuschauer ließ seinen Blick weiter nach unten gleiten. Eine glatte Stirn, eine fast glatte Haut, ein Gesicht, in dem sich schon jetzt der ehemalige Reiz der Jugend zeigte. Die Nase war wieder normal geworden, sie zeigte mit einem leichten Schwung nach oben, und es war auch der Mund entstanden.
    Sehr schön geschwungen, wenn auch blutverschmiert, doch die beiden Zähne schauten deutlich hervor.
    Das Blut hatte sich nicht allein auf den Mund beschränkt. Es war an ihrem Hals entlanggelaufen und hatte sich in Streifen auf dem nackten Oberkörper verteilt, wo es so etwas wie ein rotes Gitter bildete.
    Als Ruiz den Blick über den Oberkörper wandern ließ, mußte er schlucken.
    Verdammt, dachte er, das hätte ich nicht gedacht. Er meinte damit die Form des Körpers, wo sich die Brüste gebildet hatten und weiche Linien der Figur einen fast formvollendeten Schwung gaben. Zwar sah er noch einige Stellen, an denen die Haut ziemlich lappig lag, aber das würde sich geben.
    Sarah Helen Roberts schüttelte abermals den Kopf. Dann hörte Ruiz sie stöhnen. Ein Geräusch, das aus den Tiefen der Kehle drang und satt und zufrieden klang. Die Untote hob den Kopf an und richtete ihren Blick auf den wartenden Mann.
    Sie starrte ihm in die Augen.
    Auch er sah ihre Augen und die kleinen Blutäderchen jenseits der Pupillen.
    Ruiz hob die Hände. »Das war gut«, flüsterte er. »Das war sogar einmalig. Kannst du auch sprechen?«
    Sie runzelte die Stirn.
    »Kannst du reden?«
    »Was willst du?« Es waren kehlige Laute, die über die Lippen flössen. In der spanischen Sprache, die auch Ruiz beherrschte, und wieder atmete er tief durch.
    »Weißt du, wer ich bin?«
    »Nein…«
    »Ich habe dich geholt…« Sie schwieg.
    Jorge Ruiz mußte erst schlucken, bevor er wieder sprechen konnte. »Ich bin Jorge Ruiz. Ich bin der Enkel des Mannes, der dich damals hat retten wollen, es aber nicht geschafft hat. Verstehst du nun, was ich damit gemeint

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