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Gier

Gier

Titel: Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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aus, als dächte sie nach. Schließlich antwortete sie: »Nein. Ich glaube, wir beide wissen, dass wir zusammengehören. Wir wollen gemeinsam alt werden. Und wir werden ziemlich viel Spaß miteinander haben, wenn wir erst reiche Rentner sind.«
    Â»Reich? Wir sind schließlich nur Polizisten.«
    Sie lachten beide.
    Â»Und du?«, fragte Kerstin schließlich. »Vertraust du Jorge?«
    Â»Wie du schon sagtest: Wir gehören zusammen. Wir zwei.«
    Â»Aber ...?«
    Â»Aber Sicherheit macht das Leben langweilig, und Langeweile ist der Tod jeder Beziehung. Ein wenig Unsicherheit muss schon dabei sein. Es wäre ja schlimm, wenn andere Frauen ihn völlig unattraktiv fänden.«
    Sie mussten erneut lachen. Dann wurden sie wieder ernst, und Sara Svenhagen fragte: »Wann ist Stiernmarck eigentlich nach Hause zurückgekehrt?«
    Â»Erst vor Kurzem«, antwortete Kerstin Holm. »Sein Überwachungsstab ist um zwei Männer erweitert worden. Und um zwei weitere für den Sohn in der Schule. Jetzt sind also vier Sicherheitsbeamte in der Villa.«
    Â»Kannst du es alleine mit ihnen aufnehmen?«
    Kerstin Holm wirkte überrascht. Was nicht gerade oft vorkam. »Und was hast du vor?«, fragte sie.
    Â»Du kannst mich am Saltsjö-Järla-Gymnasium absetzen.«
    Â»Wegen des Sohnes?«
    Â»Ja. Ich weiß nicht genau, was mit ihm ist, aber es scheint ihm nicht gut zu gehen. Ich muss ihm ein paar Dinge erklären. Wie es aussieht, kümmert sich ja keiner um ihn.«
    Â»Das geht in Ordnung«, sagte Kerstin. »Ich hol dich dann dort wieder ab.«
    Â»Hast du dir überlegt, wie du Stiernmarck gegenüber vorgehen willst?«
    Kerstin Holm schüttelte den Kopf. »Es wird nicht ganz leicht werden. Denn es steht ziemlich viel auf dem Spiel. Carl-Henric Stiernmarck hat Kontakt zu einem Mann gehabt, der in der Hierarchie höher steht als der Sorridente.«
    Sara nickte und zitierte: »›Ich bin in Bedrängnis. Die Blauen sind mir auf den Fersen. Ich weiß nicht genau, was sie wissen. Was soll ich nur tun? Lassen Sie mich direkt mit dem Lilanen reden.‹«
    Â»Ja, ›The purple‹«, bestätigte Kerstin. »Wer mag das sein? Und wie ist der Kontakt zu ihm entstanden? Als er ihn in einer Mail erwähnt, bekommt er unmittelbar eine Antwort – wahrscheinlich vom Sorridente aus dem Schloss in den Bergen nördlich von Potenza. Und der schreibt ihm, was mit all seinen Verwandten und Freunden geschieht, wenn er aussagt. In allen Einzelheiten und mit Namen.«
    Â»Dann ist Il Porpore also dem Sorridente und dem Ricurvo übergeordnet?«
    Â»Die Antwort auf diese Frage willst du also verpassen, um mit Johannes zu sprechen?«
    Â»Ja, meinetwegen«, antwortete Sara Svenhagen mit klarer Stimme.
    Kerstin Holm lachte laut auf, geradewegs in den immer grauer werdenden Himmel von Stockholm.
    Â»So langsam fällt mir wieder ein, warum Kommissar Jan-Olov Hultin dich damals für die A-Gruppe rekrutiert hat.«
    Â»Willst du damit ernsthaft behaupten, du hättest es schon vergessen?«
    Â»Ich finde, dass die Dinge nun definitiv eine neue Perspektive angenommen haben«, sagte Kerstin Holm und machte sich auf den Weg hinunter vom FÃ¥fängan in Richtung Auto.
    Sara Svenhagen sah dem Wagen nach, bis er verschwunden war. Er nahm einen Großteil ihres Gefühls von Sicherheit mit sich. Sie erinnerte sich noch genau an ihren ersten gemeinsamen Auftrag, nachdem sie die feste Partnerin von Kerstin Holm geworden war. Sie saßen in einem Auto und waren auf dem Weg hinaus zum Asylbewerberheim in Slagsta, südlich von Stockholm. Acht Frauen aus den Oststaaten waren aus dem Heim verschwunden. Sara wusste noch genau, wie sie Kerstin damals im Auto von der Seite beobachtet hatte. Wie sie das Gefühl nicht loswurde, dass Kerstin Holm der stolzeste Mensch war, dem sie je begegnet war. Selbst ihr Profil, das dunkle, elegant struppige Haar, die deutlich erkennbaren Falten, alles strahlte eine Art geradlinigen Stolz aus, den sie bewunderte.
    Das war Jahre her. Jetzt war sie selbst älter, als Kerstin damals gewesen war. Sie fragte sich, wie es um ihre eigenen Falten bestellt war. Immerhin waren ihre Wunden dabei, zu verheilen. Unter Carl-Henric Stiernmarcks Fingernägeln hatten sich doch keine bromierten Flammschutzmittel und perfluorierten Tenside befunden. Im Laufe des Wochenendes, das sie intensiv mit ihren beiden

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