Gier
Finanzanalytikerin mit demselben Ziel am selben Ort. Es muss um etwas GroÃes gehen, wenn eine solche Person â eine wohlhabende, gut ausgebildete Amerikanerin, die sich auch an die Medien oder die Polizei wenden könnte â versucht, direkten Kontakt mit dem Präsidenten aufzunehmen. Sie wird ebenfalls aus dem Weg geräumt, genau wie Zhang Sang, von einer Sicherheitsfirma mit dem Namen Asterion Security Ltd. Beide haben eine Botschaft, in der es um amerikanische Gelder geht, das verbindet sie. Aber um welche Gelder handelt es sich?«
»Eine Verbindung zwischen China und den USA«, sagte Beyer und setzte sich wieder, allerdings auf die äuÃerste Kante ihres Stuhls. »Wie hat sie denn in den vergangenen Jahren ausgesehen?«
»China hat Gelder in die USA gepumpt«, erklärte Söderstedt. »Sie haben wild in den USA investiert. Dadurch ist ein absolutes Ungleichgewicht in der Weltwirtschaft entstanden. Mit dem Ergebnis, dass sich die Amerikaner inzwischen chinesische Gelder leihen.«
»Wer ist eigentlich dieser Zhang Sang?«, fragte Beyer abrupt. »Ist er lediglich ein vergifteter Bauer aus Tibet mit Hyperhidrose? Wohl kaum, oder? Er hat es sich leisten können, nach London zu fliegen, er verfolgt Twitter im Internet, und er spricht offenbar Englisch, ansonsten hätte er nicht versucht, mit Obama zu reden. Er muss eine fundierte Ausbildung haben. Hat er in der Fabrik gearbeitet? Hat er etwas gesehen? Etwas, das mit Geld zu tun hat? Und das dramatisch genug war, um Obama darüber zu informieren?«
»Und vor allem genau zu diesem Zeitpunkt « , ergänzte Söderstedt mit einer Intensität, die ihn selbst erstaunte. »Zu dem Zeitpunkt, als die Staatsoberhäupter der zwanzig reichsten Länder der Welt vorhaben, die Finanzkrise zu diskutieren. Im Rahmen des London Summit. Kurz bevor staatliche Billionenbeträge an Finanzinstitute rund um den Globus verteilt werden, die eine nachlässige Firmenpolitik betreiben.«
»Allerdings nicht an chinesische«, wandte Beyer ein und trank im Eifer des Gefechts einen Schluck von Söderstedts Bier. »Denn es gibt keine chinesischen Unternehmen, die nachlässige Firmenpolitik betrieben haben. Und schon gar nicht chinesische Banken. Hingegen jede Menge amerikanische.«
»Doch plötzlich tauchen Gelder auf, greifbare Gelder, von einem erfolgreichen chinesischen Unternehmen aus der Möbelbranche. Dass die Firma ihr Gift in Tibet verklappt und Kopien von europäischen Möbeln herstellt, spielt keine Rolle. Sie haben Bargeld. Geld stinkt nicht. Sie überführen es in die USA. Aber dieses Mal nicht, um es in sichere Staatsanleihen zu investieren, wie die Chinesen es zu tun pflegen. Diesmal handelt es sich um bedeutend risikoreichere Investitionen.«
»Verdammt«, stieà Jutta Beyer aus, und das war das erste Mal, dass Arto Söderstedt sie fluchen hörte. »Und Ariadne hat es in irgendeiner Form entdeckt. Die Finanzanalytikerin Rianna Tinsley aus New York ist dem Ganzen auf die Spur gekommen. Der Skandal ist so groÃ, dass selbst sie, die immerhin in der Finanzwelt etabliert ist und ihn über die Medien direkt hinausposaunen könnte, merkt, dass es in diesem Fall nur einen Weg gibt: sich direkt an Barack Obama zu wenden.«
»Und das genau zu diesem Zeitpunkt«, ergänzte Söderstedt. »Nämlich bevor er sich an den Verhandlungstisch setzt und gigantische Summen an die bedürftigen Finanzinstitute austeilt.«
»Rianna Tinsley muss an ihrem Arbeitsplatz darauf gestoÃen sein«, sagte Beyer. »Es muss sich um ihr Finanzinstitut handeln, welches auch immer es sein mag, ihre eigene Bank, die Unterstützungsgelder bei Obama angefordert hat.«
»Während sie gleichzeitig verdeckte Zahlungen aus China erhielt«, nickte Söderstedt. »Und Tinsley hat es herausgefunden.«
»Vielleicht hat Zhang Sang etwas Ãhnliches in seiner Heimat entdeckt«, mutmaÃte Beyer. »Vielleicht war es seine einzige Chance, die USA dazu zu bewegen, gegen die Umweltvergiftung in seinem Heimatland vorzugehen. Deswegen sagte er auch âºGeldâ¹. Es ist eine Art Passwort. Wenn du âºGeldâ¹ sagst, kommst du rein.«
»Aber«, seufzte Söderstedt, »wozu dienen diese Gelder? In was werden sie heimlich investiert?«
»Tja«, meinte Beyer und seufzte ebenfalls. »Die Weitergabe dieser Informationen hat Asterion
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