Gier
Opcop-Gruppe, Dieter Hamann und Lara Drescher, die zu ihrer Verfügung standen. Wie die detaillierten Pläne der Kanalbank in der Oranienburger StraÃe auf dem Tisch ihres Hotelzimmers weit vor Beginn der Morgendämmerung ausgebreitet wurden. Die coole Aufmerksamkeit von Laima Balodis. Wie sie ein Rotationsverfahren festlegten, damit keiner, am wenigsten das Personal, Verdacht schöpfen würde, dass die Bank überwacht wurde. Und wie sie die Waffen verteilten. Dann stimmten sie ihre Standorte vor und in der Bank ab. Keiner sollte sich länger als eine Viertelstunde in der Bank aufhalten. AuÃerdem mussten sie für wechselnde Maskierungen sorgen und sich mit verdeckten Ohrstöpseln und Mikrofonen ausstatten. Und vor allem mussten sie sich das Aussehen von Minotaurus beziehungsweise Nathaniel D. Winthrop einprägen, sowohl als fünfunddreiÃigjährigen Gentleman der alten Schule wie auch als gealterten Fünfundfünfzigjährigen. Plötzlich war es so still im Hotelzimmer. Als wäre alles bereit.
Aber sie konnten keinesfalls loslegen.
Nicht bevor die gewaltige Bombe hochging. Nicht bevor über die höchst kriminellen Machenschaften der Regierungskreise von Riga in den Medien berichtet wurde.
Hamann und Drescher hatten gegenüber der Bank in der Oranienburger StraÃe eine Wohnung vorbereitet. Als Treff- und Ausgangspunkt. Sowie als Ort, von dem aus man sich einen Ãberblick verschaffen konnte. Einer würde mit dem Fernglas dort sitzen, einer von ihnen an einem Cafétisch in der Nähe oder auf einer Parkbank neben der Filiale, während die beiden anderen ins Gebäude gehen würden. Allerdings würden sie immer wieder die Rollen tauschen, damit sie in der Bank nicht auffielen. Und sie würden in der Wohnung immer wieder die Maskerade wechseln.
Zwei Stunden bevor die Kanalbank öffnete, waren sie in der Wohnung versammelt. Sie gingen die letzten Vorkehrungen noch einmal durch und spürten die Anspannung bis in die Haarspitzen. Sie waren startklar. Warteten auf das Zeichen.
Unten auf der Oranienburger StraÃe betraten die Bankangestellten die Filiale. In der Wohnung machte sich Frustration breit. Dort standen drei Laptops, die die neuesten Nachrichten der führenden Agenturen ausspuckten. Eine Meldung löste die andere ab. Doch bis jetzt war noch nichts Brisantes geschehen. Drei der Opcop-Mitarbeiter klebten mit ihren Blicken förmlich an den Bildschirmen, die vierte Person saà am Fernglas.
Es war die robuste Lara Drescher mit kurzen stoppeligen Haaren, die mit ihrer dunklen Altstimme vom Fernglas aus verkündete: »Alte Dame geht rein. Erste Kundin.«
»Es muss heute passieren«, meinte Chavez. »Sie können es sich nicht leisten, noch länger zu warten.«
Und dennoch geschah nichts. Eine ganze Stunde lang.
Die vier bewegten sich in einem ausgeklügelten Muster auf die Bank zu und entfernten sich wieder. SchlieÃlich entstand eine eigentümliche Routine.
Dann ging die Bombe hoch.
Die Nachricht wurde genau zum selben Zeitpunkt sowohl von der amerikanischen AP, der britischen Reuters-Agentur wie auch von der französischen AFP bekannt gegeben. Gigantischer politischer Skandal in Lettland. Der Umweltminister steckt hinter einer skandalösen Giftverklappung in der Ostsee. Weltweit groÃe Missbilligung.
Die wirtschaftlichen Folgen lieÃen nicht auf sich warten. Der lettische Lats mit seinen Santimu sank wie ein Stein im Wasser. Zahlungen wurden eingestellt, und der wirtschaftliche Niedergang nahm mit rasender Geschwindigkeit groteske Formen an. Nach nur einer Viertelstunde berief die Regierung eine Krisensitzung ein. Die Welt drehte sich schneller und schneller. Die Globalisierung lieà den Erdball Fahrt aufnehmen. Zahlungseinstellungen folgten Schlag auf Schlag. Dann kam der Abwertungsbescheid, der drastischer ausfiel, als irgendjemand hätte voraussehen können â auÃer möglicherweise Nathaniel D. Winthrop. Die Tür stand ihm jetzt offen.
Und die Opcop-Gruppe war unterwegs. Drescher blieb in ihrer Position am Fernglas, Hamann nahm Platz auf der Sitzbank vor der Filiale. Chavez und Balodis gingen hinein, um diverse Geldgeschäfte zu erledigen. Sie nahmen die anvisierten Positionen ein. Die Warteschlangen wurden jetzt etwas länger. Plötzlich waren deutlich mehr Personen in der Bank.
Die Aufmerksamkeit der vier Polizisten war bis aufs ÃuÃerste geschärft.
Der zentrale
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