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Gier

Gier

Titel: Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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aufzugeben.
    Drescher kam herein. Chavez zog sich rasch seinen Anzug an. Der Gedanke, sich einen Schnurrbart anzukleben, gefiel ihm gar nicht, aber er überwand sich. Er warf einen raschen Blick in den Spiegel und machte sich auf den Weg.
    Wieder betrat er die Bankfiliale. Stellte sich an den Tisch und füllte sorgfältig einen Vordruck aus. Ließ seinen Blick über die Schalterhalle gleiten. Es befanden sich acht Personen im Raum. Er hielt inne bei einem gut gekleideten Mann, der auf einem Stuhl saß und in eine Broschüre über Hypothekendarlehen vertieft war. Irgendetwas an ihm fiel ihm auf. Er hatte nicht im Geringsten Ähnlichkeit mit Winthrop, war mindestens zwanzig Jahre zu jung, aber er erinnerte ihn an einen Polizisten. Chavez ließ ihn nicht aus den Augen, während er sich drei Schritte hinter der Geschäftsfrau Balodis in die Schlange stellte. In der Schlange ging es relativ zügig voran, da zwei Kassen geöffnet waren, und sich die Kunden auf beide verteilten. Er betrachtete die Frau hinter der ersten Kasse, es war diejenige, die in den Raum mit dem zentralen Computer gegangen war. Ihm fiel auf, dass sie erstaunlich hübsch war, blond und mit kühlen nordischen Zügen, genau das, was er attraktiv fand. Im Vergleich zu ihr sah ihre Kollegin an der Kasse daneben recht alltäglich aus, aber sie erinnerte ihn an irgendjemanden.
    Chavez warf erneut einen Blick auf den Mann mit der Broschüre über Darlehen. Er saß unbeweglich dort und war vertieft in feste und variable Zinssätze. Kein Grund zur Unruhe. Die hübsche Bankangestellte bedachte gerade einen türkischen Kleinunternehmer, der einen Eimer mit kleinen Münzen gewechselt hatte, mit einem strahlenden Lächeln. Jetzt kam Balodis bei der dunkelhaarigen Kassiererin an die Reihe. Wortlos reichte sie ihr das Formular. Dann fasste sie sich ans Ohr.
    Im selben Augenblick begann es in Chavez’ Ohr zu knistern. Es war das erste Mal während der Überwachungsaktion. Dann hörte er Dreschers dunkle Altstimme: »Ich glaube, er ist gerade auf dem Weg hinein.«
    Dann folgte Hamann von der Parkbank aus: »Bestätigung, er scheint es zu sein.«
    Chavez glitt so unauffällig wie möglich aus der Schlange und begab sich zu dem Tisch im Schatten der Kameras. Er griff sich einen Stift und nahm ein paar Änderungen an seinem Vordruck vor, während er registrierte, wie eine in Pelz gekleidete Figur eintrat.
    Nathaniel D. Winthrop hatte nicht gerade eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem von ihnen erstellten, gealterten Porträt, aber er war ihm ähnlich. Vermutlich störte der grau gesprenkelte Bart, der perfekt zu dem eigentümlichen Pelz passte, das Bild.
    Winthrop sah sich rasch in der Schalterhalle um. Sofort nickte ihm ein Angestellter aus einem der hinteren Räume, der neben dem Raum mit dem zentralen Computer lag, durch die Glasfront zu. Dann beugte sich der Mann rasch über seinen Computer und deutete auf die Tür neben der Schlange. Winthrop bewegte sich darauf zu. Er trug eine kleine, aber elegante Aktenmappe bei sich. Chavez warf erneut einen Blick auf den Mann mit der Broschüre über Darlehen. Er war immer noch darin versunken. Dann schaute Chavez zu Laima Balodis hinüber. Sie verließ gerade die Kasse. Rasch erwiderte sie seinen Blick und umrundete die Schlange. Sie war etwa zehn Schritte hinter Winthrop, den der Bankangestellte gerade in den Raum mit dem zentralen Computer bat. Als Chavez ihm nun selbst folgen wollte, registrierte er zwei Dinge: Er sah Dieter Hamann die Bank betreten, und er sah, wie die dunkelhaarige Kassiererin von ihrem Platz aufstand und ihrer blonden Kollegin etwas zuflüsterte, woraufhin diese kurz nickte.
    Laima Balodis ging nun auf die Tür des Raumes mit dem zentralen Computer zu. Durch die Glasfront konnte Chavez sehen, wie sich der Bankangestellte über die Tastatur beugte, vermutlich um den Computer für eine Transaktion freizuschalten. Dann deutete er auf das Gerät und stellte sich in die hinterste Ecke. Winthrop nahm auf dem Stuhl vor dem Computer Platz. Für Chavez spielte sich das alles wie auf einem riesigen Fernsehbildschirm ab.
    Nun hatte er Balodis eingeholt. Die Sicherheitsbeamten saßen reglos auf ihren Stühlen. Da hörte er, wie sich klappernde Schritte näherten. Chavez und Balodis wechselten einen raschen Blick. Sie nahm ihre Brille ab, dann betraten sie den Raum.
    Chavez ging

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