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Gift und Geld

Gift und Geld

Titel: Gift und Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Minute, bis Mrs. Miller
auftrat.
    Sie trug ein einfaches, kleines
schwarzes Kleid, auf dessen Preisschild todsicher eine dreistellige Zahl
gestanden hatte. Wenn das eine Witwenkleidung war, dann mußte ihre Trauer
entschieden etwas Elektrifizierendes haben. Das Kleid bestand aus Shantungseide
und lag bis zur Taille eng an, um sich dann eben so weit zu bauschen, daß sie
gehen konnte. Nicht daß sie im üblichen Sinn des Wortes gegangen wäre — es war
mehr ein sanftes, unablässiges Wiegen in den Hüften.
    »Was nun, Lieutenant?« fragte
sie mit gelangweilter Stimme, als sei dies nun das zweitemal ,
daß ich um einen Spritzer Zitrone anstelle von Limone gebeten hätte.
    »Ich bin nur neugierig«,
erklärte ich. » Gestern nacht , als ich Ihnen die
Nachricht vom Tod Ihres Mannes brachte — hätte ich Sie vielleicht mehr
beeindrucken können, wenn ich Ihnen erzählt hätte, daß es regnet?«
    »Ist es nicht meine eigene
Angelegenheit, wie ich auf schlechte Nachrichten reagiere?«
    » Gestern
nacht vielleicht«, gab ich zu. »Aber jetzt ist es meine Angelegenheit.
Heute wissen wir, daß Ihr Mann nicht an einem Herzschlag gestorben ist —
sondern daß er ermordet wurde.«
    »Wie seltsam!« Sie blickte nur
milde interessiert drein. »Wissen Sie, wer es getan hat?«
    »Ich dachte, Sie könnten mir da
vielleicht helfen«, sagte ich. »Sie wollen doch, daß der Mörder erwischt wird,
oder nicht?«
    »Wenn ich wüßte, wer er ist,
würde ich ihm wahrscheinlich einen Whisky stiften«, sagte sie ruhig.
    »Haben Sie Wallace Miller so gehaßt ?«
    Ihr Lächeln enthielt ebensoviel Wärme wie ein igluloser Eskimowinter. »Ich habe niemals ein Geheimnis daraus gemacht«, sagte sie ruhig.
»Warum soll ich jetzt anfangen, Theater zu spielen, nur weil er tot ist? Die
ganze Ehe war von Anfang an ein Irrtum. Wir — paßten einfach nicht zusammen. So sagt man wohl in höflicher Form, glaube ich. Es
dauerte nicht lange, als er wochenlang von zu Hause wegblieb, und es bedurfte
wirklich keiner weiblichen Intuition, um zu wissen, daß da eine andere Frau
war.«
    »Rita Keighley ?«
bohrte ich nach, als mir der Inhalt von Millers Testament einfiel.
    Ihre Lippen zuckten. »Ich habe
mir nie Mühe gegeben, ihren Namen zu erfahren«, sagte sie mit verächtlicher
Stimme, »oder herauszubekommen, was für ein Typ Frau sie ist. Da ich Wallys
Neigung zu billigen Flittchen kenne, kann ich es mir ohnehin vorstellen — wahrscheinlich
eine Striptease-Tänzerin.«
    »Haben Sie nie an Scheidung
gedacht?«
    »Nein.« Sie schüttelte
energisch den Kopf. »Das Ganze war nichts als ein sachlicher Vertrag. Ich gab
ihm gesellschaftliches Prestige, und er lieferte das Geld. Ich wollte Wallys
Geld nicht einbüßen, dazu war es zuviel .«
    »Jedenfalls scheinen Sie in diesem
Punkt recht ehrlich zu sein«, sagte ich mürrisch. »Kennen Sie den Inhalt seines
Testaments?«
    »Bis jetzt noch nicht.« Sie hob
die Brauen. »Gibt es da etwas, das ich wissen sollte, wie man so schön zu sagen
pflegt?«
    »Die Hälfte seines Vermögens
geht an Sie«, sagte ich, »Die andere an Rita Keighley .«
    »Ich werde es anfechten!« Sie
spie mir die Worte förmlich ins Gesicht.
    »Wann haben Sie ihn zuletzt
lebend gesehen?« fragte ich.
    » Gestern
abend «, sagte sie. »Er kam gegen fünf Uhr aus dem Büro, sagte, er müsse
wieder ausgehen und würde erst spät wiederkommen. Das war eine Geschichte, an
die ich seit langer Zeit gewöhnt war, und so war ich nicht weiter
interessiert.«
    Es wurde höflich an die Tür
geklopft, und gleich darauf trat der Butler ins Zimmer.
    »Entschuldigung, Madam«, sagte
er ehrerbietig. »Mr. Kirkland ist draußen.«
    »Bitten Sie ihn zu warten, Chivers .«
    »Ja, Ma’am.« Er schloß die Tür
leise hinter sich.
    »Wenn an Wally gestern abend irgend etwas ungewöhnlich gewesen sein sollte«, fuhr Mrs. Miller
fort, »so ist es mir nicht aufgefallen. Warten Sie mal. Er nahm ein Taxi, statt
seines eigenen Wagens — wenn das von irgendwelcher Bedeutung sein sollte.«
    »Hatte er Feinde? Kennen Sie
jemanden, der den Wunsch haben konnte, ihn umzubringen?«
    »So ziemlich jeder, der überhaupt
etwas mit ihm zu tun hatte«, sagte sie kalt. »Wally war kein Mensch,
Lieutenant, er war ein Ungeheuer.«
    »Wollen Sie das statt der
üblichen Inschrift auf seinen Grabstein setzen?« fragte ich höflich.
    »Ich würde nicht sein Geld an
ihn verschwenden«, sagte sie gleichgültig. »Er hat genug davon verschwendet,
als er noch gelebt hat.«
    »Ich glaube, das

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