Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gifthauch

Gifthauch

Titel: Gifthauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Terry
Vom Netzwerk:
Stillwater. Er hat mir gesagt, ich soll es Ihnen geben und sonst keinem«, wiederholte er. Er schluckte mühsam. Sein Adamsapfel tanzte auf und ab.
    Jill fragte sich, ob Stillwater den Jungen bedroht hatte. Dieser war jedenfalls offenkundig eingeschüchtert. Andererseits, nach dem, was er heute gesehen hatte …
    »Was soll ich damit anfangen? Hat er Ihnen nichts dazu gesagt?«
    »Äh, doch. Dr. Stillwater bittet Sie, diese fünfzehn Personen zu überprüfen. Sie haben, äh, sie haben oberste Priorität.«
    »Sind das … woher hat er diese Namen?«
    »Äh …« Der Feuerwehrmann leckte sich die Lippen. »Ein paar von den Leuten drinnen. Sie wissen schon, den Opfern. Er ermittelt ihre Namen und Adressen und lässt niemanden die Toten wegräumen, ehe er skizziert hat, wo jeder liegt.«
    »Da hol mich doch der Teufel!«, brummte sie. »Und das sind …«
    »Er sagte, ich soll Ihnen sagen, sie lagen auf Ground Zero da drin.«
    Sie starrte ihn an, und ihre Gedanken überschlugen sich. Sie blickte wieder auf die Liste und ging die Namen durch: Jonathan Simmons, Melanie Tolliver, Brad Beales …
    »Na ja«, sagte sie eher zu sich selbst, »wenigstens habe ich etwas zu tun.«
    »Ja.«
    »Das ist alles?«
    Der Feuerwehrmann wirkte noch nervöser und wischte sich Schweiß von der Stirn. »Na ja, äh, Dr. Stillwater, äh, er sagte, sie sollen es selbst tun und es nicht delegieren. Er hat extra betont, Sie sollen es nicht an Matt Gray geben. Sie sollen die Leute überprüfen.«
    »Ist das alles?«
    »Ja. Nur …«
    »Was?«
    »Ich glaube, es war ihm ernst. Der Kerl hat wirklich Eier aus Stahl oder so was. Ich meine, der Captain wollte die Leichen rausschaffen, und dieser Kerl hat es verboten, Mann. Hat einfach die Leitung übernommen. Einer von den HRMU-Typen vom FBI sagte, wir sollen tun, was er sagt, weil er weiß, was er tut.«
    Sie sah wieder auf die Liste und dann zu Matt Gray. »Okay«, sagte sie. »Danke. Gut gemacht.«
    Während der Feuerwehrmann ins Zelt zurückkehrte, ging sie wieder zu Gray hinüber, der beim Kommandozentrum stehen geblieben war und sie beobachtet hatte.
    »Was zum Teufel sollte das alles?«, verlangte er zu erfahren, die Hände in die Hüften gestemmt.
    Sie erklärte es ihm.
    Gray riss ihr die Liste aus der Hand, überflog sie rasch, knüllte sie zusammen und warf sie auf den Boden. »Für wen zum Teufel hält sich der Kerl? Wir arbeiten nicht für ihn. Machen Sie Ihren Job, Church. Halten Sie sich bedeckt und Stillwater im Zaum. Verstanden?«
    »Jawohl, Sir.«
    Gray fuhr auf dem Absatz herum und stolzierte zu einer Gruppe Fernsehreporter. Als Jill sicher war, dass er nicht zusah, hob sie die zusammengeknüllte Namensliste auf und eilte zu ihrem Wagen.

9
    10.29 Uhr
    Mit gereinigtem, getrocknetem und sorgfältig zusammengelegtem Schutzanzug in der Sporttasche verließ Derek das Vorbereitungszelt. Nach einer Stunde Im-Anzug-über-Leichen-Steigen fühlte sich die kühle Oktoberluft wunderbar an. Immerhin hatte ihn der Anzug davor bewahrt, den Gestank nach Körperausscheidungen und Tod zu riechen. Er zog eine Brust voll Luft ein. Kühl und süß. Dann schaute er sich nach Jill Church um, sah sie aber nicht sofort. Zorn wallte in ihm auf, und er fragte sich, was sie mit der Namensliste angestellt haben mochte, die er ihr geschickt hatte.
    Die persönliche Habe Toter zu durchsuchen, war eine unangenehme, unbequeme Arbeit, dazu angetan, einen Menschen aus dem Gleichgewicht zu bringen. Brieftaschen aus Hosen ziehen, Handtaschen öffnen, sich Führerscheine ansehen. Und dann gleich so viele Tote. Die meisten Opfer waren im Henry Ford Hospital auf der anderen Straßenseite angestellt gewesen. Manche hatten für die Krankenkasse namens Health Alliance Plan gleich nebenan gearbeitet. Einige kamen von der Wayne State University, andere wohnten in der Gegend oder waren auf einen Kaffee oder ein Frühstück in das Lokal gegangen, ehe sie mit ihrer Arbeit begannen oder von der Nachtschicht nach Hause fuhren.
    LaPointe hatte das Café und die Lage der Leichen skizziert und den Namen jedes einzelnen Opfers auf der Karte eingetragen, sobald Derek ihn vorlas – ein mühseliger, aber wichtiger Prozess.
    Derek schob die Liste mit den übrigen Namen und seine Kopie der Karte in die Gesäßtasche. LaPointe machte Pause, danach würde er die Verlegung der Toten aus dem Lokal in ein behelfsmäßiges Leichenschauhaus im Kellergeschoss des Krankenhauses beaufsichtigen.
    »Stillwater!«
    Derek wandte sich um. Jill

Weitere Kostenlose Bücher