Gifthauch
ist das Letzte. Nicht meine Vorstellung von einem Urlaubsland, aber manche Leute mögen so was. Wieso regt die CIA sich so auf?«
»Nun, sehen Sie, Beales war Linguist an der Wayne State University. Er machte die Reise nach Pakistan offenbar, um die neue Sprache zu üben, die er gelernt hatte, nämlich Urdu.«
»Urdu.«
»Richtig. Die Hauptsprache in Pakistan. Die andere Sache ist, dass Beales eine ganze Menge Sprachen beherrschte – Urdu, Hindi, Farsi, Arabisch und Türkisch. Er arbeitete für die CIA und hat Dokumente übersetzt.«
»Aber nicht in Langley.«
»Ich habe nachgefragt. Anscheinend nicht. Aber er hat eine sehr hohe Ermächtigungsstufe und steht eindeutig auf der Gehaltsliste. Dass er bei einem Terroranschlag ums Leben kommt, lässt in Washington ein paar Alarmglöckchen schrillen.«
»Darauf möchte ich wetten.« Derek überlegte. Beales hatte nicht nur auf der Gehaltsliste der CIA gestanden, sondern war Experte für die Sprachen reichlich vieler ausländischer Terroristen gewesen – zumindest der islamischen Extremisten. Das war eine Art von Verbindung, und das ließ den Spürhund in Derek anschlagen.
»Wer ist der andere? Dieser John Simmons?«
»Simmons gehörte an der Wayne State University der Fakultät für Gesundheitswissenschaften an. Er saß außerdem im Vorstand des Studienzentrums Biologische und Chemische Kampfstoffe als Terrorwaffe der Wayne State University, kurz CBCTR.«
Derek richtete seine ganze Aufmerksamkeit auf Jill. »Und das wäre?«
Da sie ohnehin nirgendwohin fuhren, nahm sie die Augen von der Straße und wandte sich ihm zu. »Eine Art Denkfabrik. Sie wissen schon, seit dem 11. September wird mit Geld derart um sich geworfen, dass viele Universitäten auf den Zug aufspringen und Zentren zur Terrorismusforschung einrichten. Normalerweise werden diese Zentren von Personen geleitet, die sich mit verschiedenen Aspekten des Terrorismus sehr gut auskennen – Gesundheitswissenschaften, Notfallmedizin, Soziologie, Epidemiologie. Daher kooperieren sie mit verschiedenen Universitäten, behalten im Auge, was bei der Regierung vorgeht, und versuchen, immer auf dem Laufenden zu sein. Was Akademiker eben so tun.«
»Kann sein. Hatte Beales auch zu tun mit dem …«
»… CBCTR? Vielleicht. Das ist nicht klar.«
»Man wundert sich schon, was?« Derek ließ sich tiefer in den Sitz sinken. Mit den Knien brachte er den Laptop zum Tanzen. Eingeschaltet hatte er ihn noch nicht.
Jill nickte. »Ich denke, wir müssen hinüber zur Wayne und das Sekretariat des CBCTR finden, wenn es so etwas gibt, und uns nach John Simmons und Brad Beales erkundigen. Dummerweise stecken wir im Verkehr fest.«
»Haben Sie ein Blaulicht?«
»Ja, aber ich glaube nicht …«
Derek wand sich zur Beifahrertür hinaus, dann steckte er den Kopf wieder in den Wagen. »Setzen Sie es auf.«
»Was haben Sie vor?«
»Den Verkehr in Gang bringen.«
Er nahm den Colt aus dem Holster und hielt die Waffe in der rechten Hand, während er mit der Linken seinen DHS-Ausweis zückte. Er ging zu dem Wagen vor ihnen und klopfte mit der Waffe ans Fenster, die Ausweismarke erhoben.
Der Fahrer des GMC Jimmys machte große Augen und kurbelte sein Fenster herunter. »Was ist denn?«
»Fahren Sie zur Seite. Wir müssen an Ihnen vorbei.«
Der Fahrer, der in weißem Oberhemd und schwarzer Krawatte schwitzte, entgegnete: »Wohin zum Teufel soll ich denn?«
»Auf den verdammten Gehsteig zum Beispiel«, erwiderte Derek. »Es ist mir völlig egal. Aber sehen Sie zu, dass Sie zur Seite kommen.«
Der Fahrer starrte ihn an, dann begann er, seinen Jimmy ein wenig zur Seite zu bewegen, so dicht an den Wagen heran, der am Straßenrand parkte, wie er nur konnte. Hinter ihm hatte Jill das Blaulicht aufgesetzt und schaltete es samt der Sirene ein.
Es war zu wenig Platz.
Derek runzelte die Stirn, dann bedeutete er dem Fahrer auszusteigen.
»Was?«
»Verlassen Sie bitte das Fahrzeug.«
Widerstrebend gehorchte der Mann.
Derek setzte sich hinter das Lenkrad, fuhr mit dem Jimmy so weit zurück, wie es ging, dann legte er den Gang ein und trat das Gaspedal durch. Mit einem lauten Krachen knallte der Jimmy in den Buick Regal, der am Straßenrand stand. Im ersten Gang trat Derek weiter aufs Gas, bis er genügend Platz geschaffen hatte, um sich hindurchzulavieren. Er fuhr den Jimmy auf den Gehsteig und setzte ihn zurück. Dann winkte er Jill, ihren Wagen auf den Bürgersteig zu bringen. Der Fahrer des Jimmy stand wie erstarrt daneben,
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