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Gifthauch

Gifthauch

Titel: Gifthauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Terry
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Reißverschluss, dann riss er Stücke von dem Klebeband ab und dichtete Calloways Hand- und Fußgelenke und den Hals ab. Er half dem Mann, eine Pressluftflasche auf den Rücken zu heben, und verband sie mit dem Lufteinlassventil. Er drehte den Regulierhahn und klopfte Calloway auf die Schulter. Calloway drehte sich um. Durch die Maske konnte Derek sehen, dass sich das Gesicht des Agents bereits mit Schweiß bedeckt hatte. »Ich prüfe auf Lecks«, rief er.
    Er untersuchte den Anzug. Alles schien in Ordnung zu sein. Er zeigte Calloway den erhobenen Daumen. Calloway half Derek seinerseits, den Anzug abzudichten, und suchte nach Lecks, dann verließen die beiden Männer das Zelt und strebten auf den Schauplatz des Verbrechens zu.
    Der Weg zum Lokal war kurz und abgeriegelt. In den Anzügen war es laut, warm und eng. Derek folgte Calloway durch die Tür ins Innere, und die Klaustrophobie nahm noch zu. Wie bei vielen Geschäften in der Innenstadt waren die Fenster mit Metallstangen gesichert, als wären es Gefängniszellen. Gleich hinter dem Eingang stand die Kasse an der Ecke einer langen Theke. Rechts befanden sich vier Sitznischen vor dem großen Schaufenster. Derek zählte rasch elf Tote.
    Vor ihnen, parallel zur Theke, verlief ein nicht sonderlich breiter Gang, der frei hätte sein sollen. Längs der Wand links standen Tische für zwei Personen. Das Problem war, dass sieben Personen auf Hockern an der Theke gefrühstückt hatten. Als sie starben, waren sie im Gang auf den Boden gestürzt. Am anderen Ende des Ganges lag die Küche. Ehe man dort hineinkam, beschrieb das Lokal eine Biegung nach links. Dort gab es Waschräume und den Essbereich für abends. Doch um dorthin zu gelangen, musste man sich einen Weg um die Toten herum bahnen, die in Lachen aus Erbrochenem und Exkrementen ineinander verschlungen auf dem schwarz-weißen Fliesenboden lagen.
    »Das ist so eine glamouröse Arbeit«, brummte Derek.
    Calloway wandte sich unbeholfen zu ihm um. Durch die klare Helmscheibe sah Derek, dass der Agent kreidebleich geworden war. » Was?«, brüllte er.
    »Ich sagte, ich liebe meinen Job!« Derek musste schreien, um den Umwälzlüfter in seinem Anzug zu übertönen.
    »Stimmt genau«, brüllte Calloway zurück. »Noch fünf Jahre bis zur Pensionierung.« Er wandte sich wieder ab und begann, über die Leichen hinwegzusteigen.
    Derek wartete, bis der Abstand etwas größer geworden war, dann folgte er ihm.
    Im großen Speiseraum war alles viel schlimmer. In diesem Teil mussten wenigstens dreißig tote Menschen liegen. Derek stand neben der Tafel, auf die mit Kreide die Angebote des Tages geschrieben waren – Bauernfrühstück, Texas-Bacon-Cheeseburger und Hühner-Gyros, jeweils mit Tagessuppe für $5.99 –, und nahm alles in sich auf. Billige Stühle aus PVC oder Plastik und schwarzem Metall. Die Blumendekoration ebenfalls aus Plastik. An einer Wand ein Spiegel.
    Es wimmelte von Detroiter Feuerwehrleuten in Schutzanzügen. Fünf weitere FBI-Agenten und ein DHS-Troubleshooter machten es nicht einfacher, sich einen Überblick zu verschaffen. Die Leute stolperten praktisch übereinander und versuchten, sich zu organisieren. Wenigstens fotografieren und filmen sie den Schauplatz, dachte Derek.
    Doch er sah nicht, wonach er suchte. Er schlurfte zu einem FBI-Agenten hinüber, Leon LaPointe, einem Teamleiter der HRMU. Er hielt seine Helmscheibe dicht an die LaPointes. »Woher kam das Sarin?«
    »Wenn ich das mal wüsste.« LaPointe hatte lockiges schwarzes Haar und ein kantiges, scharf geschnittenes Gesicht. Schweiß lief ihm in die Augen und zwang ihn, wiederholt zu blinzeln, während er brüllend antwortete.
    Ein Feuerwehrmann stapfte herbei. »Wer sind Sie?« Durch die Maske sah Derek einen älteren Mann mit pockennarbiger brauner Haut.
    »Derek Stillwater«, stellte er sich vor.
    »Thomas Fitzgerald«, rief der Feuerwehrmann. »Für Sie heißt das Captain. Ich bin hier der Brandmeister. Kommen Sie hierher.«
    Sie folgten ihm in die Mitte des Raumes. Dort gab es einen niedrigen Raumteiler mit einer Reihe von gepolsterten Bänken auf beiden Seiten. Aus dem Raumteiler ragten Stangen zur Decke hoch, sodass es aussah, als sei er ein tragendes Element des Gebäudes, aber das ließ sich letztlich nur schwer sagen. Davon abgesehen diente er hauptsächlich als Depot für Plastikpflanzen und große, in Kunststoff laminierte Speisekarten. Fitzgerald zog eine Plastikverkleidung zur Seite, und mehrere kleine rote Druckflaschen in der

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