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Giftiges Grün

Giftiges Grün

Titel: Giftiges Grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elsemarie Maletzke
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Brüste, die schmale Taille, die runden Hüften. Sie drehte sich vor dem Spiegel, der Rock flog und glitt dann wieder in weichen Falten um ihre Knie, als sei er lebendig und bereit, all ihren Bewegungen zu folgen. Sie knöpfte den Seitenschlitz zu, richtete sich auf, hob das Kinn und lächelte ihr Spiegelbild an. Das Lächeln ließ ihr Gesicht weniger spitz und die Augen schmaler erscheinen. Sie gefiel sich.
    Damit war die Frage erledigt, ob es klug oder angebracht sei, Tante Rose in einem ihrer eigenen Kleider zu überraschen. Sie sprühte sich Parfum hinter die Ohren, zog Espadrilles an und knotete die roten Bänder um ihre Knöchel, steckte ihr Mobiltelefon, Lippenstift, Kamm, Puderdose, einen Apfel, ein weißes Taschentuch und einen frischen Slip in die sackartige Tasche, warf sich den Staubmantel über die Schulter und ging, um sich von ihrer Mutter zu verabschieden, die sich bereits hinter der Rezeption eingerichtet hatte.
    Berta Weil sah ihrer Tochter mit einem halben Lächeln entgegen. Es schien, als wolle sie etwas Wichtiges sagen, das ihr aber nicht einfiel. Also sprach sie über Linas neues Kleid, gab die passenden beifälligen Laute von sich und erging sich in Spekulationen darüber, warum Heinrichs Frau sie nach Straßburg bestellt und was sie mit ihr zu besprechen habe. Ob sie ihr vielleicht die Ruine Buchfinkenschlag vererben wolle. Jedenfalls hoffe sie, dass die Dame etwas Klarheit in die Sache mit dem Testament bringen werde. Sie raffte sich sogar zu Grüßen an die Entfernte auf. Erst als Lina sich abwenden und gehen wollte, nahm Berta sie schnell in den Arm und Lina verstand, dass ihre Mutter sie durchschaut hatte und ihrer vierzigjährigen Tochter noch einen guten Rat geben wollte, ehe die sich einem völlig unpassenden Mann an den Hals warf.
    »Fahr vorsichtig, mein Linchen.«
    »Natürlich Mama, mach dir keine Sorgen. Bis heute Abend.«
    Sie fuhr aus der Stadt in Richtung der französischen Grenze, hielt unterwegs nur zum Tanken, und um ungeduldig einen Kaffee zu trinken, der ihr nicht schmeckte; fuhr weiter durch das weite, gewellte Land, das schon sommerlich fahl wurde, die Dörfer mit dem Buckelpflaster und den Gärten am Ortsrand, aus denen die grünen Tipis der Stangenbohnen ragten und Hortensien, Stockrosen und Sonnenblumen über die Zäune quollen.
    Am frühen Vormittag erreichte sie Buchfinkenschlag, bog in den Schotterweg ein, der zur Rückseite von Gerswillers Haus führte und stellte den Wagen neben dem alten Landrover ab. Er hatte den Motor gehört und öffnete die Tür, ehe sie anklopfen konnte. Sein Blick fiel von ihrem Gesicht auf ihr Kleid. Das Lächeln erstarb, er wich zurück, als habe sie ihn vor den Kopf geschlagen.
    »Was hast du da an? Bist du verrückt geworden?«
    Sie sah an sich herunter, sie verstand und begann vor Bestürzung zu zittern. Das Kleid mit den Klatschmohnblüten gehörte nicht Tante Rose, es gehörte Marion. Es war das Kleid, das sie zum Fest getragen, das sie ausgezogen und an den Beckenrand geworfen hatte, ehe sie im Wasser gestorben war.
    »Lina«, sagte er, »Lina, Lina, was hast du dir denn dabei gedacht?« Sie fühlte die Tränen aufsteigen und schlug die Hände vors Gesicht.
    »Das habe ich nicht gewusst. Wirklich, ich habe es nicht gewusst. Ich hab es einfach aus seinem Schrank genommen. Oh Gott, es tut mir so leid, ich bin … verzeih mir.«
    Er trat auf sie zu und nahm sie in die Arme, sein Mund an ihrem Ohr, und alles, was sie sich gewünscht und vorgestellt hatte, nahm seinen Lauf, nur, dass sie, schon bevor er sie zu küssen begann, völlig aufgeweicht und fassungslos war, so dass er sie halb hinein und zum Bett tragen musste, wo er sie ablegte, ihr mit seinen großen Händen umstandslos unter das Kleid fuhr und es ihr über den Kopf zog. Seine Handballen waren rau und als er ihr damit über die Schenkel und den Rücken schabte, meinte sie zu vergehen. Noch nie hatte sie sich so weich gefühlt. Er befreite sie mit geübten Griffen von ihrer Unterwäsche und hatte schon die Hand zwischen ihren Beinen, als sie seinen Knöchel festhielt.
    »Warte doch, warte, lass mich dich anschauen.« Sie knöpfte ihm das Hemd auf, öffnete seinen Gürtel und den Reißverschluss seiner Jeans; er streifte alles auf einmal ab, schmal und sehnig, hart und zart, alles, was an ihm war überließ sich ihren neugierigen Händen. Sie lächelten sich an.
    »Du hast es gewollt«, sagte er.
    »Ja, ich hab es gewollt, ich habe dich gewollt.«
    Sie öffnete sich seiner

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