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Giftpilz

Giftpilz

Titel: Giftpilz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Alexander; Ummenhofer Rieckhoff
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Schließlich schlug er mit der
flachen Hand auf den mit Keramikkacheln besetzten Wohnzimmertisch.
    »Verdammt!« Er lehnte sich in den Sessel zurück, kraulte wieder die
Katze, die nach dem kurzen Ausbruch zunächst einmal das Weite gesucht hatte.
Dann schien er sich etwas zu beruhigen. »Wer könnte das getan haben?«
    »Das versuchen mein Freund und ich ja gerade herauszubekommen. Die
Polizei kommt in der Sache einfach nicht weiter«, sagte Riesle. »Der
ermittelnde Kommissar, müssen Sie wissen, ist … na, ja – etwas unfähig.«
    Klaus schaute mit Verschwörerblick zu Hubertus, der so verkrümmt
dasaß, dass er beinahe von der Sofakante gefallen wäre.
    »Ich verspreche Ihnen aber, dass wir alles tun werden, um den Mörder
zu fassen.« Riesle in seiner Rolle als Kriminalkommissar ehrenhalber … Das
Gespräch verlief genau nach seinen Vorstellungen.
    Allerdings nicht gerade nach den Vorstellungen von Hummel, der sich
jetzt einschaltete.
    »Ich war mit Ihrem Bruder in der Klinik«, sagte er. »Ich habe ihn
sehr gemocht. Er hatte einen trockenen Humor, der mir gefiel. Und sein Tod hat
auch mich tief getroffen.«
    Jetzt huschte ein sanftes Lächeln über die schmalen Lippen von
Hermann Reinstetter.
    »Ihr Bruder hatte ja ein Lungenemphysem. Haben Sie eine Idee, warum
ihm zusätzlich jemand nach dem Leben hätte trachten können?«
    »Wollen Sie etwas trinken?«, fragte Reinstetter statt einer Antwort.
»Cognac!« Der Mann stellte zwei Schwenker hin.
    »Sie trinken nicht?«, wollte Riesle wissen.
    »Nein, ich vertrage keinen Alkohol«, erklärte Hermann Reinstetter
und schenkte üppig ein. Er selbst entschied sich für Mineralwasser aus der
Quelle der benachbarten Kurstadt.
    Der nun noch etwas steifer dasitzende Hubertus brauchte einige
Sekunden, um seinen Ekel zu überwinden. Man trank auf den Toten – und das
konnte er kaum verweigern.
    Der Geruch des Cognacs vermischte sich mit dem des Katzenklos.
    Also runter mit dem Zeug, dachte Hummel und leerte das Glas in einem
Zug.
    Reinstetter wirkte nun etwas redseliger. »Mein Bruder war eine Seele
von Mensch, müssen Sie wissen. Hilfsbereit. Ich habe ihm viel zu verdanken …«
    Dann kraulte er wieder die schwarze Katze, die es sich mittlerweile
in eingerollter Haltung auf seinem Schoß bequem gemacht hatte.
    »Er war der einzige Angehörige, der mir geblieben ist. Meine Eltern
sind schon lange tot. Ich selbst bin Frührentner …«
    »Welchen Beruf haben Sie eigentlich ausgeübt?«, schaltete sich nun
wieder Riesle ein.
    »So ziemlich jeden«, antwortete Reinstetter mit etwas Galgenhumor.
»Taxifahrer, Erzieher, Krankenpfleger, Verkäufer im Elektroniksegment – und
Versicherungen habe ich auch schon verkauft. Das war so ziemlich das Schlimmste …«
    »Hatte Ihr Bruder denn eigentlich Streit mit irgendjemandem? Hatte
er Feinde?«, wollte Riesle wissen.
    »Feinde? Dietrich doch nicht. Er hatte eine raue Schale, aber einen
weichen Kern. Und Streit ging er eher aus dem Weg.«
    »Sie wussten, dass ihm nur noch wenige Monate geblieben wären?«
    Reinstetter nickte. »Aus seiner Krankheit hat er keinen Hehl
gemacht.«
    Jetzt, da der Bruder im Redefluss war, fiel Hubertus auf, dass
dieser eine für ihn sehr vertraute Stimme hatte. Sie hatte einen warmen Ton,
stand fast im Widerspruch zu seiner äußeren Erscheinung. Auch dieser Mann sah
nämlich alles andere als gesund aus. Die Stimme erinnerte ihn an Dietrich.
Verblüffend, wie ähnlich die beiden sich waren.
    »Ich habe Dietrich wirklich bewundert. Er hat sein Schicksal so
tapfer ertragen«, drängte es Hummel, etwas Aufrichtiges zu sagen.
    Hermann Reinstetter lächelte erneut. »Er war eine Kämpfernatur.«
    Klaus legte die Arme auf seine Oberschenkel und lehnte sich nach
vorne.
    »Herr Reinstetter, da ist noch etwas, was ich Ihnen sagen wollte.«
Kunstpause. »Wir haben beim Chefarzt der Tannenklinik herausgefunden, dass
Dietrich einen Termin in einem Organtransplantationszentrum in Heidelberg
gehabt hätte. Können Sie sich das erklären?«
    Reinstetter betrachtete die Katze auf seinem Schoß, blickte dann
auf. Er schenkte den Gästen das zweite Glas Cognac ein. Ohne zu fragen.
    »Hatte er vielleicht eine rettende Spenderlunge in Aussicht?«, spann
Riesle den Faden weiter. »Das wäre doch eigentlich die einzige Erklärung. Wir
haben in Heidelberg angerufen, aber dort wollte man uns keine Auskunft geben.
Datenschutz und so weiter.«
    Reinstetter zuckte mit den Schultern und leerte sein Wasserglas.
    »Vielleicht

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