Giftpilz
wurde Dietrich erpresst. Eventuell in Zusammenhang mit
dieser Organtransplantation. Oder hatte auch er einen Kurschatten?«, warf
Hummel ein.
»Einen Kurschatten?« Reinstetter war völlig baff. »Mein Bruder hatte
ja nicht mal eine Frau!« Er stellte das Glas ab und schaute nachdenklich auf
die Katze. »Sie meinen, er hatte sich mit einer anderen Patientin angefreundet,
deren Mann das mitbekommen hat?«
»Wenn, dann habe zumindest ich das nicht mitbekommen«, wehrte Hummel
ab. »In der Tannenklinik gibt es aber Patienten, die offenbar wegen eines
Kurschattens erpresst werden. Und diese Erpressung macht uns ziemliche Sorgen.
Denn …«
»Könntest du jetzt vielleicht mal mit dieser albernen Erpressungsgeschichte
aufhören, Hubertus?«, platzte es aus Riesle heraus. »Ich würde diese ganze
Angelegenheit nicht so ernst nehmen. Und ich bin mir sicher, dass das nichts
mit dem Fall zu tun hat. Das ist allenfalls ein Trittbrettfahrer.«
»Nicht ernst nehmen? Ich habe dir doch den Brief gezeigt«, rief
Hummel aufgeregt. »Es ist nicht jeder so dickfellig wie du!«
Erstaunt beobachtete Reinstetter den Disput der beiden Gäste.
»Entschuldigung«, wandte sich Riesle nun wieder an Reinstetter. »Sie
müssen wissen: Mein Freund wurde selbst erpresst, hat aber nie mehr etwas von
diesem sogenannten Erpresser gehört.«
»Dabei habe ich gar keinen Kurschatten«, beeilte sich Hummel zu
versichern.
Klaus ärgerte sich darüber, wie sein Freund ihm mit dieser blöden
Erpressungsgeschichte in die Parade gefahren war. Noch mehr war er allerdings
auf sich selbst wütend: Wieso hatte er sich bloß diesen dummen Scherz mit der
Erpressung erlaubt? Martina und er waren doch ohnehin schon auf einem guten
Wege, Hummel und diese Lehrerin auseinanderzubringen. Er hatte die Wirkung
eines solchen Briefes auf seinen Freund völlig falsch eingeschätzt. Selbst ein
Minderbemittelter hätte doch merken müssen, dass das keine echte Erpressung
war.
»Hubertus, lass uns das nachher besprechen«, meinte Riesle
schließlich.
Hummel sackte auf dem Sofa in sich zusammen.
»Es tut mir wirklich leid, aber ich kann momentan wohl nicht mehr zu
Ihren Recherchen beitragen.« Reinstetter krallte sich in das Fell seiner Katze.
»Bin auch etwas in Eile heute.«
Klar, dachte der nun wieder aufnahmefähige Hummel. Privatfernsehen
wartet.
Er war eigentlich froh, die Wohnung verlassen zu dürfen. Den dritten
Cognac hätte er nicht ohne größeren Schaden überstanden.
Als Hubertus und Klaus wieder im Kadett saßen, platzte Riesle
der Kragen.
»Hör mal, Hummel, hör endlich mit dieser Erpressungsgeschichte auf!
Haben sich diese Erpresser denn noch mal bei dir gemeldet?«
Hummel schüttelte den Kopf.
»Solange sie sich nicht bei dir melden, brauchst du dir auch keine Sorgen
zu machen«, versicherte Klaus. »Wie gesagt: Das sind bestimmt nur Bluffer.«
»Und was ist mit der Erpressung von Professor Krieg?«, fragte Hummel
empört. »Ist das auch ein Bluff?«
»Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass wir irgendwie rauskriegen müssen,
was es mit Dietrichs Termin in dem Transplantationszentrum auf sich hatte. Das
ist der Schlüssel zu unserem Fall.«
Riesle schlug mit der Hand gegen das Lenkrad, sodass erneut die Hupe
ertönte. »Verdammt! Durch unseren blöden Streit habe ich vergessen, Hermann
Reinstetter zu fragen, ob er für uns in Heidelberg anruft. Ihm müssten sie doch
eigentlich Auskunft über diese Transplantation erteilen. Du hast mich mit
deiner Erpressungsgeschichte vorhin völlig aus dem Konzept gebracht!«
»Also gut«, schnaufte Hummel. »Wo ist die Nummer? Du rufst
jedenfalls nicht an, während du fährst.«
Riesle reichte Hubertus sein Handy und diktierte ihm die Nummer.
Fünfmal klingelte es, dann sprang der Anrufbeantworter an:
»Hier ist der Anschluss von Hermann Reinstetter …«
In diesem Moment überschlugen sich Hubertus’ Gedanken.
Hermann Reinstetters Stimme hörte sich telefonisch noch vertrauter an. Sie
hatte immer noch eine gewisse Ähnlichkeit mit der von Narben-Dietrich, doch kam
sie ihm aus einem anderen Zusammenhang ungleich bekannter vor.
Schule? Nein, in noch jüngerer Vergangenheit.
Tannenklinik? Vielleicht.
Einige Sekunden brauchte er noch.
Dann hatte er es.
»Mensch Klaus, dass ich da nicht gleich drauf gekommen bin. Die
Stimme!«
»Die Stimme?«
»Der Bruder!«
»Könntest du vielleicht netterweise Klartext mit mir reden?«
Hummel rief sich das Telefonat im Büro des Chefarztes in Erinnerung,
das er mit
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