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Giftschatten

Giftschatten

Titel: Giftschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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verärgerte, war das rote Haar doch eine Erinnerung an seine verstorbene Frau. Er verschwieg seiner Tochter diese Botschaft.«
    »Aber euch berichtete er davon?«
    »Wir gaben uns als Kaufleute aus, Weinhändler, die prüften, ob sich ein Kontor in dieser Stadt lohne. Iridor hatte auf dem väterlichen Gut genug gelernt, um diese Tarnung glaubhaft zu machen. Der Tempel des Kults unterstützte uns heimlich dabei, ein Fest für die wichtigen Leute Joquins zu geben, und da war Masirron natürlich dabei. Der Traubensaft löst so manche Zunge, wenn er zu Iridors Missfallen auch nicht die Schenkel der Tochter öffnete.«
    Da war mehr. Sunnas Stimme verriet es, auch das Zögern in ihrem Sprachrhythmus. Lióla tat, als sähe sie etwas im Rauch. »Iridor war unzufrieden an diesem Abend?«, fragte sie.
    »Er war wohl noch nie zurückgewiesen worden.«
    »Bemerkten auch die anderen Iridors Ärger? Masirron zum Beispiel?«
    Sunna lächelte freudlos. »Sicher. Iridor versuchte es zu überspielen, zog eine dralle Maid auf seinen Schoß. Masirron wusste trotzdem, was los war. Aber anscheinend geschah es nicht zum ersten Mal, dass jemand erfolglos um seine Tochter warb. Er war nicht wütend, das hätte auch nicht zu seinem damals milden Wesen gepasst. Stattdessen setzte er sich zu Iridor und plauderte mit ihm.«
    »Konntest du verstehen, worum es ging?«
    »Nein, ich musste meine Rolle spielen und möglichen Kunden unseren Wein anpreisen. Außerdem war ich damit beschäftigt, das Gift in einen Kelch zu streichen, von dem ich sicher war, dass Masirron aus ihm trinken würde. Aber Iridor verriet mir in der Nacht, worüber sie gesprochen hatten.«
    Da war ein verschämtes Zwinkern in Sunnas Augen, dem Lióla nicht widerstehen konnte. »Bei welcher Gelegenheit verriet er es dir?«
    Sunna sah zu ihrem Sohn.
    »Sprich!«, forderte Lióla.
    »Er war erhitzt von seiner Begierde auf die Tochter. Das wusste ich zu nutzen. Männer sind gesprächig zwischen den Laken.«
    Birros rutschte auf seinem Stuhl hin und her.
    »Willst du etwas fragen?«, erkundigte sich Lióla.
    »Es hat nichts mit dieser Angelegenheit zu tun.«
    »Ich entscheide, was etwas damit zu tun hat und was nicht«, versetzte Lióla milde. »Frag.«
    »Ich …« Birros‘ Blick huschte ziellos über den Boden, dann hob er den Kopf und sah seine Mutter an. »Mein Alter … es würde passen. Ist dieser Iridor … mein Vater?«
    Sunna hatte einen trotzigen Zug um die Lippen. »Nicht nur dein Alter. Auch deine Wohlgestalt. Du hast sie von ihm.«
    »Warum habe ich ihn nie kennengelernt?«
    Lióla sah den Schweiß auf Sunnas Stirn glänzen. Sie glaubte nicht, dass er von der Wärme kam, die das Räucherwerk abgab.
    »Er starb am nächsten Tag. Das Weib, das er bei seinem Gespräch mit Masirron auf dem Schoß gehabt hatte, hat ihn umgebracht. Aber ich habe ihn gerächt.«
    Vorsichtig jetzt, mahnte sich Lióla. Sie tat, als läse sie im Rauch. »Worum ging es denn bei dem Gespräch?«
    »Um Neid. Iridor fragte Masirron, ob die Nymphe oft neidisch sei. Masirron verneinte lachend, sie sei ein durch und durch naives Geschöpf. Er sagte wohl ›naiv‹, aber natürlich meinte er ›gut‹. Er hatte gelernt, wie er seine Berufung darstellen musste, damit der Kult ihn nicht anklagen konnte. Er tat so, als nutze er die Gutgläubigkeit der Nymphe aus, um …«
    »Du schweifst ab.«
    »Iridor behauptete, die Nymphe sei neidisch auf das wundervolle Haar von Masirrons Tochter. Sie debattierten eine ganze Weile darüber, wenn ich es recht verstanden habe.«
    Lióla dachte nach, während sie den Rauch betrachtete. Sie stocherte in der Glut. »Du hast erwähnt, dass du das Gift in Masirrons Kelch gegeben hattest. Musstet ihr da nicht fliehen?«
    »Nein, ich habe es versucht, aber es war mir nicht gelungen. Zu viele Beobachter. Ich wollte es an einem anderen Tag noch einmal probieren. Doch dazu kam es nicht mehr.«
    »Warum nicht?«
    »Am nächsten Morgen wachte ich allein auf. Iridor hatte mich erschöpft, ich war eingeschlafen und er war fort. Ich hörte Rufe und folgte ihnen zum Hain der Nymphe. Iridor war dort, er schrie herum, dass er es gewusst habe, und zeigte dabei auf Masirrons Tochter. Ihr Haar hatte an einigen Stellen einen blonden Schimmer, und sie war tot. Ihre verfärbten Lippen verrieten mir sofort, woran sie gestorben war. Adelwurz und Goldmohn, meine Mischung. Aber Iridor brüllte, dass die Nymphe von Neid erfüllt gewesen sei. Die Baumkronen rauschten, doch niemand konnte verstehen,

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