Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Giftweizen

Giftweizen

Titel: Giftweizen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
Vom Netzwerk:
klassischen Schauerroman: Die verschollene und von den meisten längst vergessene Jenny Holl agierte im Verborgenen und Eduard Singer krönt das Ganze noch – durch seine Wiederauferstehung von den Toten. Da war das Morden einfach!« Lisa dramatisierte. Dann, etwas weniger enthusiastisch, beharrte sie: »So war es doch?«
Judith Brunner stimmte Lisa lächelnd zu. Zumal nun sämtlichen Taten, mit deren Aufklärung sie sich in den letzten Tagen befassen mussten, ein einheitliches Motiv zugrunde lag, das zudem jedem einleuchtete: Rache.
»Gibt es sonst noch was?«, fragte Judith Brunner in die Runde.
Dr. Grede hatte am Nachmittag einen Anruf von der Krankenhausapotheke bekommen und berichtete. Dort war man umgehend seinen Hinweisen nachgegangen und hatte feststellen müssen, dass auch hier einzelne Durchdrückpackungen aus den Pappschächtelchen entnommen worden waren oder kleine Mengen von Tabletten oder Kapseln aus Glas- oder Plastefläschchen fehlten. »Ohne unsere Liste hätte man dies wohl gar nicht so schnell bemerkt«, gab Grede die Worte des Apothekenleiters sinngemäß wieder. Ein Anruf bei der Bezirksapothekeninspektion führte dann dazu, dass man dort den einzigen neuen Mitarbeiter des Zentrallagers mit den Tatsachen konfrontierte. Erst leugnete der wohl alles, hatte aber unvorsichtigerweise ein Tablettenlager in seinem Spind. Hans Grede verspürte eine gewisse Befriedigung, denn damit hatte sich diese, in ihren Ermittlungen ohnehin nur am Rande verfolgte Spur auf unerwartet einfache Weise erledigt.
Am nächsten Morgen wollte Lisa Lenz sich intensiv um Belege für die Identität Jenny Holls kümmern.
Ritter plante, noch mal nach Breitenfeld zu fahren, denn bisher hatte ihre Suche keinen Hinweis erbracht, der helfen konnte, den Aufenthaltsort oder wenigstens ein mögliches Ziel der Flüchtenden zu erkennen. Außerdem hoffte er, Spuren des Giftes oder seiner Herstellung zu finden. Schierlingssaft war außerordentlich gefährlich, und falls es noch Vorräte geben sollte, mussten die umgehend eingezogen werden.
Judith Brunner und Dr. Grede saßen dann noch beisammen, um die nächsten Schritte zu besprechen und vor allem die Vernehmungen der Singers vorzubereiten, denn dass die Fahndung nach ihnen erfolgreich verlaufen würde, darauf hofften beide.
Die Grenzbehörden waren informiert, die Bahnhöfe, die Hotels auch, und jeder Polizist im Lande hatte ein geschärftes Auge für Motorräder mit einem älteren Paar.

Donnerstag
     
     
    ~ 58 ~
     
    Als Walter am Morgen nach einem einsamen Frühstück in seiner Küche – wo steckte eigentlich Wilhelmina? – sein Büro betrat, warf er wie gewöhnlich einen Blick auf den schönen Dorfplatz und traute seinen Augen nicht: Auf der Bank vor den Fenstern seines Hauses saßen zwei Personen und diskutierten. Doch nicht etwa Einwohner Waldaus warteten auf ihn. Es waren die flüchtigen Eduard und Hella Singer!
Was sollte das? Wollten sie ihn doch noch zum Schweigen bringen?
Er griff sofort zum Hörer und wählte die Nummer der Kreisdienststelle in Gardelegen. Judith war erst auf dem Weg dorthin, das wusste er, doch Lisa Lenz hatte er sofort am Apparat. Sie versprach, alles Nötige umgehend zu organisieren.
Seine Stimme war während des Telefonats offenbar nach draußen gedrungen, denn die Singers hatten sich zum Fenster umgedreht, kurz hereingespäht und sich dann langsam erhoben.
Walter hatte das laute Sprechen durchaus beabsichtigt, um den unerwarteten und womöglich gefährlichen Besuchern auf diese Weise mitzuteilen, dass ihre Anwesenheit in Waldau, direkt vor seinem Büro, nun auch seinen Kollegen bekannt war. Als er auch noch Manfred Lange in Breitenfeld informieren wollte, hörte er, wie es bereits an seiner Haustür klopfte.
Wenig später traten die Eheleute in sein Büro.
»Das hat man nun von stets offenen Türen!«, fluchte Walter leise vor sich hin.
»Bitte sorgen Sie sich nicht, wir sind nicht gekommen, um Ihnen etwas anzutun«, erklärte Eduard Singer umgehend und lehnte sich demonstrativ gleich neben der Tür an die Wand. Seine Frau grüßte freundlich und blieb in seiner Nähe stehen. Die beiden sahen für flüchtige Mörder recht erholt und entspannt aus. Und wenn Walter sich richtig erinnerte, mussten sie sich auch irgendwo umgezogen haben. Wo kamen die Singers jetzt her? Das Verhalten der beiden war mehr als ungewöhnlich. Immerhin hatten sie drei – oder doch nur zwei? – Morde begangen. Walter wusste das im Moment nicht genau. Schließlich war aus einem

Weitere Kostenlose Bücher