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Giftweizen

Giftweizen

Titel: Giftweizen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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Allein das Anwesen! Und: Er ist ja beileibe nicht die einzige Koryphäe, die es hierzulande gibt. Denke doch mal an Robert Rompe oder an Manfred von Ardenne ... Interessante Leute – da stimme ich dir zu. Ansonsten gehören sie zu der Sorte der Gleichen unter den Gleichen, wie man so schön sagt. Die gab es schon immer, zu jeder Zeit, und ich gönne den Ahlsens ihre Privilegien, denn ich bin überzeugt, sie sind gute Menschen, die sich ihre Annehmlichkeiten auch verdient haben. Aber deine Ergriffenheit über ihr Schicksal ist wirklich übertrieben, meinst du nicht?«
Judith konnte Walter mühelos zustimmen. »Ich bin wohl nur ein wenig beeindruckt, mehr nicht.« Sie kuschelte sich an ihn und seine Wärme tat ihr gut.

     

Sonntag
     
     
    ~ 23 ~
     
    Entspannte Frühstückszeit. Walter, der für die frisch gebackenen Brötchen gesorgt hatte, durfte zur Belohnung als Erster einen Blick in die Wochenendausgabe der Tageszeitung von gestern werfen, sollte aber Laura und Judith die wichtigsten Neuigkeiten vorlesen. Er behauptete, es stünde sowieso nichts Weltbewegendes drin und so könne er auch nichts zum Besten geben. Die Damen sollten sich etwas gedulden, lange brauche er eh nicht mehr, nachdem er schon beim Sportteil angelangt war.
Die Sonne versprach einen weiteren traumhaften Frühlingstag; der Kaffeeduft und das leise Simmern des Wassertopfes sorgten für eine Atmosphäre, die Judiths Arbeitseifer heute Morgen erheblich beeinträchtigte. Musste man an so einem Tag wirklich los und eine Ermittlung leiten? Ach wäre es schön, einfach hier sitzen bleiben zu können und dem Schnurren von Walters Katze weiter zuzuhören! Oder war es Lauras Katze? Manchmal hatte Judith den Eindruck, Wilhelmina traute inzwischen sogar ihr eine gewisse Rolle bei der Gestaltung eines behaglichen Alltags zu – jedenfalls ließ sie sich gern und oft von ihr füttern.
Walter schenkte sich gerade Kaffee nach, als Laura ganz nebenbei den Unfall im Gewächshaus erwähnte.
Er war sofort hellwach. »Geht es dir gut?« Walter sprang auf und sah vorsichtig nach Lauras Beule.
»Es ist alles in Ordnung mit mir«, versicherte sie gelassen. »Leon hat es erheblich schlimmer erwischt. Er wollte aber partout nicht zum Arzt. Ich habe ihn dann eigenhändig verpflastert und hinterher schaute alles nur halb so schlimm aus. Es gibt keinen Grund zur Sorge.«
»Hoffen wir das«, meinte Judith. »Zwischenfälle mit Leuten aus der Familie Ahlsens nehme ich ab sofort wieder ernster. Ich werde nachher jemanden von der Spurensicherung losschicken, der sich die Anlage im Gewächshaus ansieht. Ich muss sicher sein, dass da nicht manipuliert wurde.«
Laura wunderte sich zwar etwas über das Gewicht, dass diesem Zwischenfall beigemessen wurde, doch Walter nickte so zustimmend bei Judiths Ankündigung einer kriminaltechnischen Materialuntersuchung, dass sie augenblicklich von der Richtigkeit des Handelns überzeugt war.
»Apropos«, nutzte sie dann die quasi dienstliche Wendung ihres Frühstücksgespräches und sah Judith neugierig an, »wobei darf ich dir eigentlich helfen? Ich bin schon ganz gespannt.«
Judith warf Walter daraufhin einen Blick zu, als bräuchte sie seine Ermutigung, um zu antworten.
Das hatte Laura bei den beiden noch nicht gesehen und war verunsichert. »Was ist? Was habt ihr?«
»Es ist alles in Ordnung, Laura«, beruhigte Walter sie. »Wir waren uns einig, dir davon zu erzählen.«
»Wirklich«, bestätigte Judith, »ich möchte nur sagen, dass du meine Bitte ruhig ablehnen kannst, ich hätte dafür volles Verständnis.«
Laura verspürte eine wachsende Unruhe. Welche Bitte braucht solche Vorbemerkungen? Ging es um was Persönliches? »Jetzt wird mir aber langsam anders. Raus mit der Sprache!«, forderte sie.
Judith antwortete geradezu: »Nun, ich denke, wir hatten hier einen Serienmörder. Und ich möchte das beweisen.«
»Ah! Nur Recherchen in einem alten Fall«, war Laura erleichtert, »ich hatte schon befürchtet, es wäre etwas Schlimmeres, das direkt euch betrifft. Oh, nicht, dass ein Serienmörder nichts Schlimmes wäre, aber ...«
»Ich verstehe schon«, unterbrach Judith. Der Versuch sich einen Kaffee nachzuschenken, scheiterte; die Kanne war schon leer.
»Ich mach das«, bot Walter an und ging zum Herd. Heißes Wasser war reichlich vorhanden.
Judith begann, Laura zu erklären: »Du weißt doch noch, die Vorfälle im letzten Jahr, als wir den Lemke dingfest machen konnten. Während der Verhöre hatte mich ein gewisses Unbehagen nie

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