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Giftweizen

Giftweizen

Titel: Giftweizen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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wenn Elvira Nein sagt?«
Walter blieb gelassen. »Warum sollte sie? Lass ihr einfach Zeit, Leon. Sie hat schon so viel durchgemacht in ihrem Leben und sie muss jetzt einen Weg finden, bei dem sie trotz neuer Bindung frei leben kann. Das ist nicht leicht und kann dauern ... Deswegen darfst du aber nie an ihren aufrichtigen Gefühlen dir gegenüber zweifeln. Konzentrier dich am besten auf das, was du beeinflussen kannst.«
»Und wenn ihr altes Leben sie nicht loslässt?«, fürchtete Leon die Schatten der Vergangenheit.
»Nimm das Heute als Beginn von etwas Gutem.«
Leon atmete hörbar aus und konnte fast wieder lächeln. Er fuhr sich verlegen mit der Hand durch die Haare und sah Walter an. »Danke, Mann. Das fühlt sich an, als hättest du mich eben gerettet.«
Sie standen auf und Walter umarmte Leon erneut. »Ich freue mich wahnsinnig. Und wenn es irgendetwas geben sollte, wobei ich helfen kann, meldet ihr euch. Darauf muss ich bestehen! Und nun hör auf zu grübeln und scher dich endlich zu deinem Onkel! Der kann solche fantastischen Neuigkeiten wirklich gut gebrauchen.«

    ~ 28 ~
     
    »Na, weil heute Sonntag ist! Bei uns zu Hause gibt es da nachmittags immer selbst gebackenen Kuchen. Und heute früh habe ich eben gleich zwei gemacht und uns einen mitgebracht.« Lisa hatte den Tisch im Besprechungsraum eingedeckt und erklärte ihren Kollegen mit einladender Geste, wie sie zu der Überraschung kamen.
Niemand musste zweimal gebeten werden.
Zu Judith Brunners Erstaunen erbat sich Dr. Grede das Rezept.
»Was sehen Sie mich denn so merkwürdig an?«, fragte er. »Ich bin ab und an auch ein begeisterter Bäcker. Wirklich! Meine Tochter liebt meine Kuchen. Der hier würde ihr auch schmecken«, sagte er mit vollem Mund.
Dass Hans Grede eine Tochter hatte, war Judith Brunner bekannt, doch dass er etwas von ihr erzählte, kam selten vor. Über ihr Privatleben hatten sie sich bisher kaum unterhalten.
Lisa kannte das Rezept auswendig. Sie legte dem Hobbykonditor Papier und Bleistift hin und begann, zu diktieren: »Tassenkuchen.«
»Wie bitte?« Alle hielten beim Kauen inne.
»Tassenkuchen. So hat ihn meine Oma schon gebacken. Geht ganz einfach.« Aufmunternd nickte sie Dr. Grede zu, der nun folgsam mitschrieb:

1 Tasse Zucker
1 Tasse Mehl
1 Tasse Grieß
1 Tasse Milch
½ Tasse Butter
½ Tasse Stärkemehl
2 Eier
1 Päckchen Vanillezucker
1 Päckchen Backpulver

»Das war’s auch schon. Ach, eine Prise Salz natürlich. Das ist ganz wichtig«, schloss Lisa ihr Diktat, deutete aber noch Variationsmöglichkeiten an: »Man kann statt Grieß auch Haferflocken nehmen. Und es schadet nichts, Rosinen oder Mandeln reinzutun, oder geriebene Zitronenschale. Das habe ich mit dem hier gemacht«, zeigte sie auf die ziemlich geleerte Servierplatte. »Eine knappe Stunde in den Ofen – der Kuchen gelingt eigentlich immer. Und schmeckt.«
»Das kann man wohl sagen«, lobte Thomas Ritter, letzte Krümel auf seinem Teller zusammenschiebend.
Während der zweiten Tasse Kaffee begannen sie, sich gegenseitig auf den neuesten Stand der Ermittlungen zu bringen.
Zu der unbekannten Leiche gebe es immer noch keine neuen Hinweise, bedauerte Lisa.
Dr. Grede konnte mitteilen, dass die Bewässerungsanlage im Waldauer Gewächshaus einfach durchgerostet war, da gab es also keinen Grund zur Beunruhigung, zumindest nicht für die Kriminalpolizei.
Die beiden Kollegen, die das Kommen und Gehen am Krankenhauseingang kontrollieren sollten, hatten sogar eine Sonderschicht eingelegt. »Ich habe gerade mit ihnen telefoniert, doch sie konnten mit keiner nützlichen Information aufwarten«, bedauerte Dr. Grede nüchtern und wollte gerade Weiteres berichten, als das Telefon in Judith Brunners Büro klingelte.

Sie eilte hinüber, meldete sich und grüßte dann den Rechtsmediziner: »Guten Tag, Dr. Renz. Tut mir wirklich leid, aber wir sind mit der Identifizierung des Toten noch nicht weiter.«
Beim Hinsetzen entdeckte sie auf ihrem Schreibtisch die Einladung zum diesjährigen Betriebsausflug, die ihr irgendwer hingelegt hatte. Es sollte nach Tangermünde gehen und einen Stadtrundgang geben. In dem wunderschönen Städtchen war sie zwar beruflich schon öfter gewesen, aber eine Führung hatte sie noch nicht mitgemacht. Das würde gewiss interessant werden. Hauptsache, das Wetter spielte mit. Und wenn nicht, so könne man sich dort bei süffigem Kuhschwanzbier die Zeit vertreiben, pries der Organisator an.
Dr. Renz nahm die Entschuldigung zur fehlenden Identifizierung

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