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Giftweizen

Giftweizen

Titel: Giftweizen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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rumstehen«, meinte Ritter. »Ich brauch mich bloß bei uns zu Hause auf dem Hof umsehen. Im Schuppen steht sogar noch lauter altes Zeug aus der Kriegszeit, mit großen Totenköpfen auf den Etiketten, alles zur Schädlingsbekämpfung oder gegen Pflanzenkrankheiten.«
Dr. Grede sah Judith Brunner an und sagte nur: »Ahlsens.«
Auch sie hatte den gleichen Gedanken. »Gut. Ich werde ihn fragen.« Sie sah auf die Uhr. »Ich mache mich unverzüglich auf den Weg.«
Waren tödliche Gifte nicht genau die Dinge, mit denen Botho Ahlsens sich bestens auskannte?

    ~ 29 ~
     
    Ahlsens wirkte nicht sonderlich erstaunt, als Judith Brunner ihn erneut zu sprechen wünschte.
»Wie Sie sich sicher denken können, hat unser Gespräch von gestern mich noch weiter beschäftigt«, erklärte sie ihm, als er ihr erneut einen Platz in der Bibliothek anbot. Im Haus duftete es nach frisch gebackenem Brot.
»Astrid sorgt für die nächsten Tage vor«, erklärte Ahlsens, liebevoll in Richtung Küche blickend. »Ich kann Ihnen leider noch nichts davon anbieten, das Brot ist noch im Ofen. Mit einem Kaffee könnte ich aber dienen, oder ein Glas Wasser?«
»Danke, nein«, lehnte Judith Brunner höflich aber bestimmt ab. Sie wollte nicht länger als nötig verweilen. Eigentlich hatte sie Ahlsens außer nach den Giften auch nach seiner geleugneten Bekanntschaft mit Eduard Singer fragen wollen, doch dann war ihr auf dem Weg nach Waldau ein eher vager Gedanke gekommen, den sie dennoch verfolgen wollte. »Ich möchte Sie um etwas Ungewöhnliches bitten.«
Ahlsens blieb stehen. »Da bin ich aber gespannt. Was ist es denn?«
Judith Brunner fragte ganz direkt und ohne eine Erklärung dafür abzugeben: »Herr Ahlsens, wären Sie bereit, sich heute noch einen Leichnam anzusehen? In Gardelegen?«
Einen Moment lehnte Ahlsens sich an eines der großen Bücherregale, gleich links neben der Tür.
Judith Brunner merkte, dass er Mühe hatte, ihr Ansinnen zu realisieren.
Ahlsens ließ sich schwer in einen Sessel fallen: »Meine Güte! Damit habe ich nun wirklich nicht gerechnet. Haben Sie den Mann tatsächlich gefunden? Fehlt ihm sonst noch etwas?«
Offenbar redete er von dem Eigentümer der Hände, die er vorgestern gefunden hatte, vermutete Judith und korrigierte den Irrtum: »Nein. Darum geht es hierbei nicht. Es handelt sich um einen anderen, kompletten Leichnam. Wir wissen nicht, wer es ist.«
»Und Sie denken, ich kann Ihnen da helfen?« Ahlsens klang eher verblüfft als skeptisch und wollte wissen: »Warum ich?«
»Nun, Sie sind ein ähnlicher Jahrgang, da wäre es doch möglich, dass man sich kennt.« Dass das als Begründung nicht reichte, wusste Judith Brunner natürlich.
Ahlsens war nicht dumm. »Ich bitte Sie! Wie viele Männer Mitte sechzig, Anfang siebzig wohnen wohl hier in der Gegend!«
Judith Brunner hob entschuldigend die Hände: »Ich denke, wir brauchen Ihre Hilfe als Chemiker«, versuchte sie, den Wissenschaftler in ihm zu interessieren.
»Mehr wollen Sie mir nicht verraten?«
»Muss ich?«
»Ist schon gut«, gab Ahlsens nach. »Sie haben eine unbekannte Leiche und ich weiß über allerhand Gifte Bescheid.« Ahlsens versuchte, die Untertöne des Gesagten zu analysieren. Ob ihn die Polizei in Verdacht hatte?
»Ich wäre nicht alleine hier, wenn es so wäre«, las diesmal Judith Brunner seine Gedanken.
Ahlsens stand auf und wies höflich zur Tür: »Egal. Na los, schauen wir, wie das zusammenpasst.«

Judith Brunner hatte Dr. Renz vom Gutshaus aus angerufen und ihn glücklicherweise noch im Krankenhaus erreicht.
Kaum war sie auf die Dorfstraße hinausgefahren, da hatte sie Walter entdeckt, der ihr gestikulierend bedeutete, anzuhalten. Judith stoppte, stellte den Motor ab und stieg aus.
Als Walter Botho Ahlsens im Auto sitzen sah und der auch noch Anstalten machte, ebenfalls auszusteigen, schlug er schnell einen offiziellen Ton an und informierte Judith, dass ihr Büro angerufen hätte – die Liste mit den braunen Skodas sei gekommen. »Frau Lenz sagte mir, es sei vielleicht wichtig, und dass ich Sie bei Botho Ahlsens finden würde.« Dann flüsterte er ihr leise zu: »Eigentlich will ich dich nur abholen.«
Judith lächelte verstehend, führte aber das dienstliche Spielchen fort: »Das passt ja! Könnten Sie uns nach Gardelegen begleiten und sich dort diese Liste gleich mal ansehen? Vielleicht erkennen Sie ja sofort den einen oder anderen Namen. Vorher müssen wir noch kurz am Krankenhaus vorbei. Ich nehme Sie und Herrn Ahlsens dann wieder nach

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