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Giftweizen

Giftweizen

Titel: Giftweizen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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– ein Ermittlungsverfahren vorläufig eingestellt wurde, war das deutlich gekennzeichnet worden! Sie konnte nach Judiths Schätzungen mit zwei, drei Fällen pro Jahr rechnen. Diese Akten sortierte Laura aus und legte sie auf einen der großen Tische, unabhängig von der Straftat und dem Grund der Einstellung der Ermittlungen.
Nur in diesen Akten würde sich die Spur des Serienmörders finden lassen.

    ~ 27 ~
     
    Walter Dreyer fuhr mit seinem Rad bei herrlichstem Wetter nach Schwiesau zum nächsten Friedhof. Gut, dass er dem Platten noch am gestrigen Abend zu Leibe gerückt war. Nach dem deftigen Mittagessen bei Meiring fühlte er sich träge und hoffte, die Bewegung würde ihm gut tun. Durch das Dorf ging es auf der Hauptstraße stetig leicht bergan und er musste ziemlich in die Pedale treten.
Jetzt, am frühen Nachmittag, war kaum jemand draußen zu sehen. Eine erholsame Mittagsruhe nach dem Sonntagsessen war beliebt und wurde von vielen gepflegt. So grüßten ihn nur Thekla Müller, die in ihrem kleinen Vorgarten werkelte, und Wolfgang Merker, der Wirt der »Altmärkischen Schweiz«, der mit nur zwei, drei besetzten Tischen in seinem Kastaniengarten nicht eben überlastet wirkte.
Ihm entgegen kam, pfeifend und lässig nur mit einer Hand den Lenker des klappernden Fahrrades haltend, Leon Ahlsens die Straße heruntergefahren. Der junge Mann bremste und hielt an.
Walter nutzte die Pause auf seiner anstrengenden Bergauffahrt gern. »Grüß dich! Du hast aber gute Laune!«, stellte er fest.
Leon stieg mit strahlender Miene vom Fahrrad. »Stimmt. Ist es nicht schön heute!«
»Wie ich sehe, hat dir dein gestriger Unfall nicht dauerhaft geschadet. Laura hat mir davon erzählt. Ist wirklich alles in Ordnung?«
Leon winkte nur ab. »Bloß ein Kratzer.«
»Was begeistert dich denn so?«, wollte Walter wissen.
»Hast du mal einen Moment Zeit für mich?«
Gute Nachrichten vernahm Walter immer gern. »Sicher. Komm doch mit, fahren wir ein Stück zusammen«, schlug er vor. »Ich wollte allerdings nach Schwiesau«, wies er auf sein Ziel hin, denn schließlich war Leon ihm aus dieser Richtung entgegen gekommen.
Aber dem lag offenbar viel an einem Gespräch, denn er drehte sein Fahrrad augenblicklich um und sie fuhren gemeinsam los. Hinter dem Waldauer Ortsausgang wurde das Fahren auf dem glatt asphaltierten Untergrund leichter. Außer ihnen benutzte niemand die Straße. Sie fuhren gemächlich nebeneinander her und Leon begann: »Also.« Dann schwieg er wieder.
Walter wartete, leicht neugierig.
»Onkel Botho und du, ihr seid anständige Männer. Mit euch muss ich was bereden.«
Nun wurde Walter stutzig. Worauf sollte das denn hinauslaufen! Außerdem war nur er hier, von Botho Ahlsens keine Spur.
Leon redete weiter: »Und du bist ehrlich zu mir. Auch wenn mir das nicht immer gefallen hat.«
Das glaubte Walter dem jungen Mann aufs Wort. Er erinnerte sich an ein paar sehr ernste Gespräche, die er mit Leon führen musste. Nicht nur einmal hatte er mit Botho Ahlsens über den jungen Mann gesprochen, doch mittlerweile waren sie beide froh, dass Leon in Waldau heimisch wurde. Waren Botho Ahlsens Sympathien vor allem auf die verwandtschaftlichen Wurzeln und Leons erwachte Arbeitsfreude zurückzuführen, so war Walters und Leons Beziehung gewachsen, als sie aus unterschiedlichen, doch nicht minder aufrichtigen Gründen nach Elvira Bauer und ihren beiden kleinen Kindern gesehen hatten: Walter sah sich als väterlicher Beschützer der Kleinfamilie. Leon aber, Leon liebte Elvira Bauer mit der ganzen Unbefangenheit und Stärke seiner Jugend. Bei einem unbeschwerten Feierabendbier hatte es sich dann ergeben, dass Walter Leon das Du anbot, und inzwischen vertrauten sie einander längst als Verbündete.
Walter ahnte, dass Leons Gesprächsbedarf etwas mit dessen ungewöhnlicher Liebesgeschichte zu tun haben würde. »Wollen wir eine kleine Pause machen?«, schlug er vor, denn er hatte einen geeigneten Platz an der Einmündung eines Feldweges entdeckt. »Wir könnten uns auf die Feldsteine unter den Bäumen da setzen.«
Als sie dann einträchtig im Halbschatten der warmen Nachmittagssonne saßen, begann Leon, ohne Walter dabei anzusehen: »Ich überlege, ob ich Elvira vorschlagen soll, dass wir zusammenziehen. Ich meine, dass ich mit in ihr Haus ziehe und wir zusammenleben wie eine richtige Familie. Fritzi hat mich schon ein paar Mal gefragt, ob ich sein Papa werden will.«
Das war es also! Der Junge, der Walter diese Frage auch schon mehrmals

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