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Giftweizen

Giftweizen

Titel: Giftweizen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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aufgrund dessen doch noch tun.«
»Und was für Medikamente fehlen nun?«, fragte Dr. Grede schon leicht ungeduldig.
»Schlaf- und Schmerzmittel. Nicht ganz ungefährlich, wenn sie falsch eingenommen werden.« Die Apothekerin reichte ihm ein Blatt Papier: »Hier. Ich habe die Medikamente aufgeschrieben.«
Judith Brunner sah, wie ihr Mitarbeiter die wenigen Zeilen überflog, leicht nickte und den Zettel zusammengefaltet in seine Jackentasche steckte.
Ein schrilles Klingeln war zu hören und Beate Wach wandte sich in Richtung des Verkaufsraumes. »Ich schicke Ihnen gleich Herrn Winkler her. Er ist gerade ein paar Monate mit dem Pharmaziestudium fertig. Er macht sich hervorragend, aber alle Wünsche der Kunden kann er doch noch nicht befriedigen.«
Der junge Mann erschien umgehend und war erkennbar gespannt, was die Polizei von ihm wollte. Vorsichtshalber blieb er in der Tür stehen, schließlich war es nicht sein Büro.
Judith Brunner schilderte noch einmal ihr Anliegen und den Wunsch, den alten Apotheker zu sprechen.
Winkler hob bedauernd die Schultern: »Er hatte hier in Gardelegen niemanden, soweit ich weiß. Er bekam nie privaten Besuch oder ging zu einem Termin außerhalb der Arbeit. Eine Frau gab es bestimmt nicht.«
»Warum sprechen Sie in der Vergangenheit von ihm? Ist er verstorben?«
»Nein. Aber er ist ins Feierabendheim nach Klötze gegangen, zumindest hatte er mir das damals so angekündigt.«
Klötze, überlegte Judith Brunner, das war nicht weit. Nötigenfalls könnte sie jemanden vorbeischicken, um sich mit dem alten Herrn zu unterhalten.
Inzwischen war die Apothekerin zurück in ihr Büro gekommen und Winkler ging wieder in den Verkaufsraum.
»Würden Sie uns jetzt bitte das Lager zeigen?«, bat Judith Brunner, und Beate Wach ging bereitwillig voran.
Judith Brunners Blick blieb an der spillrigen Brettertür hängen, die zwar neu und sauber lackiert war, aber eigentlich eher eine optische Barriere bot, als Unbefugten den Zutritt zu den Medikamenten zu verwehren.
Beate Wach war sich dieser Unzulänglichkeit sehr wohl bewusst. »Wir haben hier ein absolut modern ausgestattetes Lager, doch die Absicherung ist vorsintflutlich. Bisher haben meine Beschwerden da leider wenig ausrichten können. Vor den Fenstern, hinten raus zum Hof, sind zwar Gitter, doch in den Hausflur führt ebenfalls lediglich eine simple Tür aus Sperrholz.«
»Da nützen im Ernstfall auch die drei Vorhängeschlösser nichts«, deutete Dr. Grede auf die völlig unzureichenden Vorkehrungen. »Bringt es was, wenn ich mal bei der Apothekeninspektion anrufe?«
»Das kann auf keinen Fall schaden«, stimmte Beate Wach dem Hilfsangebot erfreut zu. »Kommen Sie, ich zeige Ihnen, wo der Fehlbestand aufgefallen ist.«
Interessiert sah Judith Brunner, dass linker Hand vom Lager ein weiterer kleiner Raum mit einem hell beleuchteten Arbeitsplatz abzweigte.
Die Apothekerin bemerkte den Blick und erklärte stolz: »Hier drin stelle ich die Defekturarzneimittel her, meistens Salben oder Tinkturen. Manche Kundinnen schwören auf meine Hautcremes, genieren sich dann aber, sie beim Winkler zu bestellen«, erklärte sie beiläufig ihre kurze Abwesenheit während des Gesprächs. »Manchmal produziere ich hier auch Ersatz für nicht lieferbare Fertigarzneimittel, aber nur in Notfällen.«
Dann führte Beate Wach die Polizisten zu einem hohen Regal mit geschlossenen Schüben und wies Dr. Grede auf drei der Laden hin: »Bis hier bin ich gestern Nacht noch gekommen. Heute mache ich gleich nach Geschäftsschluss weiter.«
Dr. Grede besah sich die Aufschriften an den Schüben und fachsimpelte mit der Apothekerin. Dann bedankte er sich bei der Frau, kündigte den Besuch der Spurensicherung an und wandte sich mit Judith Brunner zum Gehen.

    ~ 40 ~
     
    »Hercule Poirot?! Du hast auf eine Leiche gepisst und mehr nicht! Lächerlich!«
Solche Sätze hörte Walter Dreyer nun schon seit einer kleinen Ewigkeit. Es hörte einfach nicht auf! Wo nahmen diese Leute nur die Ausdauer her? Offensichtlich bekam man durchs Singen eine gute Kondition. Der Ortspolizist hatte sich geduldig in sein Schicksal ergeben, etliche Male die immer gleichen Wortgefechte der Sänger ertragen und es schließlich sogar vermocht, aus ihren stets von der gesamten Gruppe kommentierten Aussagen brauchbare Protokolle zu tippen. Geschafft! Dies waren wahrlich mühsam errungene Arbeitsergebnisse. Kurzzeitig verbesserte sich sogar seine Laune. Aber wirklich nur kurz.
Seine Zeugen hatten eine Phase in

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