Gilbert, Elizabeth
weil
manchmal Träume sind nur ein Witz, verstehst du? Aber ich geh zurück nach Hause
und ich mache diese Safran- und Sandelholzsaft auf mein Arm. Und dann ich mache
diese Safran- und Sandelholzpulver auf mein Arm. Mein Arm sehr infiziert,
viel Schmerzen, Arm sehr dick, sehr geschwollen. Aber mit Saft und Pulver wird
sehr kühl. Wird sehr kalt. Wird langsam besser. Nach zehn Tage mein Arm in Ordnung.
Ganz gesund.
Deshalb ich fange an und ich glaube. Und ich habe wieder
ein Traum, mit Vater, Großvater, Urgroßvater. Sagen mir, jetzt ich muss Medizinmann
werden. Muss Gott meine Seele geben. Weil Gott geholfen, ich muss sechs Tage
fasten machen, verstehst du? Ohne Essen, ohne Wasser. Ohne Trinken. Ohne
Frühstück. Schwer. Ich so durstig von Fasten, ich gehe morgen früh, vor Sonne,
zu Reisfeld. Sitze mit offene Mund in Reisfeld und atme Wasser aus Luft. Wie
heißt Wasser aus Luft in Reisfeld am Morgen? Tau? Ja. Tau. Sechs Tage lang ich
esse nur Tau. Keine andere, nur Tau. Fünfte Tag ich werde bewusstlos. Sehe nur
Gelb, überall Gelb. Nein, nicht Gelb - Gold. Ich sehe
Gold überall, sogar innen in mir. Sehr glücklich. Jetzt ich verstehe. Dieses
Gold ist Gott, ist auch in mir. Dasselbe, was ist Gott, ist dasselbe, was in
mir. Selbe-selbe.
Jetzt also muss ich Medizinmann werden. Muss ich studieren
alle Medizinbücher von Urgroßvater. Diese Bücher nicht aus Papier, aus
Palmblätter. Heißt lontars. Das ist balinesische
medizinische Lexikon. Ich muss studieren alle Pflanzen auf Bali. Schwer. Eine
nach eine ich lerne alles. Ler ne, zu behandeln Leute mit viele
Probleme. Ein Problem ist, wenn jemand krank im Körper. Diese Kranke ich helfe
mit Kräuter. Andere Problem ist, wenn Familie krank, wenn Familie streitet
immer. Hier ich helfe mit Harmonie, mit Zauberbild oder auch mit Reden. Wenn
Zauberbild in Haus, Streit hört auf. Manchmal Leute krank wegen Liebe, finden
nicht richtige Frau oder Mann. Für Balinese und auch für Westler gibt immer viel
Ärger mit Liebe, schwer, zu finden richtige Mann oder Frau. Alle Liebesproblem
ich löse mit Mantra und Zauberbild, bringt Liebe zu dir. Ich hab auch gelernt
schwarze Magie, damit ich helfe Leute unter böse schwarze magische Fluch. Wenn
du hängst mein Zauberbild in dein Haus, kommt gute Energie.
Auch jetzt ich bin gern Künstler. Ich male gern, wenn ich
habe Zeit, verkaufe an Galerie. Ich male immer selbe Bild - als Bali war
Paradies, vor tausend Jahre vielleicht. Bild von Dschungel, Tiere, Frauen mit -
wie heißt das Wort? Brust. Frauen mit Brust. Schwer für mich finden Zeit für
Malen, weil ich bin Medizinmann, weil ich muss sein Medizinmann. Ist mein
Beruf. Mein Hobby. Ich muss Leute helfen, weil sonst Gott böse mit mir.
Manchmal Baby entbinden, manchmal Zeremonie für Tote führen oder für
Zahnfeilen oder Hochzeit. Manchmal ich wache auf, drei Uhr Morgen, male Bild
mit elektrische Licht - nur dann habe ich Zeit zu malen für mich. Ich gern
allein in diese Zeit, gut für Bilder malen.
Ich mache echte Zauber, kein Spaß. Ich sage immer die
Wahrheit, auch schlechte Sachen. Ich muss ganze Leben lang gut tun, weil sonst
ich gehe zu Hölle. Ich spreche Balinesisch, Indonesisch, bisschen Japanisch,
bisschen Englisch, bisschen Holländisch. Im Krieg viele Japaner hier. Für mich
nicht so schlecht - ich Hand lese für Japaner, immer freundlich. Vor Krieg
gibt viele Holländer hier. Jetzt viele Westler, alle sprechen Englisch. Mein
Holländisch ist - wie sagt man?
Wie das Wort, du sagst gestern? Gerostet? Ja - gerostet.
Mein Holländisch ist gerostet. Ha!
Ich bin vierte Kaste in Bali, sehr niedrige Kaste, wie Bauer.
Aber ich treffe viele Leute aus erste Kaste, sind nicht intelligent wie ich.
Ich heiße Ketut Liyer. Name Liyer Großvater gibt mir, als ich noch kleiner
Junge bin. Heißt >helles Licht<. Das bin ich.«
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Ich bin so frei hier auf Bali, dass es geradezu lachhaft
ist. Meine einzige Verpflichtung besteht darin, nachmittags für ein paar
Stunden bei Ketut Liyer vorbeizuschauen, was mir alles andere als lästig ist.
Den Rest des Tages verbringe ich auf verschiedenste Weise. Morgens meditiere
ich eine Stunde unter Zuhilfenahme der Yogatechniken meiner Meisterin, abends
meditiere ich eine Stunde nach den Regeln, die Ketut mir beigebracht hat
(»still sitzen und lächeln«). Vormittags gehe ich spazieren, fahre Rad, rede
hin und wieder mit Leuten und esse zu Mittag. In der Stadt habe ich eine
kleine Leihbücherei entdeckt, und große köstliche Portionen
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