Gilbert, Elizabeth
Manchmal mache ich sogar für Frauen falsche
Penis, zu Verkauf. Für Spaß. Nur für Sex.«
»Dildos?«, fragte ich schockiert.
»Nicht jede Frau hat brasilianische Freund, Liz«, wies sie
mich mahnend zurecht. Dann blickte sie auf Felipe und meinte strahlend: »Wenn
du mal Hilfe brauchst für Banane, ich kann Stärkungsmittel geben.«
Rasch versicherte ich Wayan, dass Felipe in dieser Hinsicht
keinerlei Hilfe benötige; er allerdings - immer Geschäftsmann und Unternehmer
- unterbrach mich, um sich bei ihr zu erkundigen, ob sich ihre bananenstärkende
Therapie wohl in Flaschen abfüllen und vermarkten ließe. »Wir könnten ein
Vermögen damit verdienen«, meinte er. Nein, das gehe nicht, erklärte sie ihm.
All ihre Arzneien müssten frisch hergestellt werden, damit sie wirkten, und
müssten außerdem von ihren Gebeten begleitet sein. Abgesehen davon seien
innere Anwendungen nicht die einzige Methode, mit der sie die Banane eines
Mannes aufzurichten verstehe, versicherte uns Wayan; sie könne das auch
mittels Massage. Und dann beschrieb sie uns - die wir ihr verlegen und
fasziniert lauschten - die verschiedenen Massagetechniken, mit denen sie die
Bananen impotenter Männer behandelt, wie sie das Ding in die Hand nimmt und es
- unter Rezitation spezieller Gebete - zur Anregung des Kreislaufs etwa eine
Stunde lang schüttelt.
»Aber Wayan«, fragte ich sie, »was geschieht, wenn der
Mann Tag für Tag wiederkommt und behauptet: >Bin immer noch nicht kuriert,
Doktor! Ich brauche noch eine Bananenmassage« Sie lachte und gab zu, dass
sie tatsächlich aufpassen müsse, nicht zu viel Zeit auf das Richten von
Bananen zu verwenden, denn es löse auch bei ihr gewisse ... Gefühle aus, die
unter Umständen ihre Heilkräfte beeinträchtigen konnten. Und zuweilen, ja,
gerieten die Männer außer Kontrolle. (Wie es wohl auch Ihnen passieren würde,
wenn Sie jahrelang impotent gewesen wären und diese schöne Frau mit Mahagoniteint
und langem schwarzem Seidenhaar es schaffen würde, die Maschine wieder in Gang
zu setzen.) Sie erzählte uns von einem Mann, der während einer solchen Massage
jäh aufsprang und sie mit den Worten »Ich brauche Wayan! Ich brauche Wayan!«
durchs Zimmer jagte.
Aber auch damit sind Wayans Fähigkeiten noch nicht erschöpft.
Manchmal, erzählte sie uns, werde sie auch als Sextherapeutin zu Paaren
gerufen, die sich mit Impotenz oder Frigidität herumschlügen oder bei denen der
Kindersegen ausbleibe. Sie müsse Zauberbilder auf ihre Laken zeichnen und ihnen
erklären, welche Stellung an welchen Tagen des Monats die richtige sei. Falls
ein Mann ein Kind zeugen wolle, sagte sie, müsse er »wirklich, wirklich hart«
mit seiner Frau verkehren und das »Wasser aus seiner Banane wirklich, wirklich
schnell in ihre Vagina spritzen«. Manchmal muss Wayan sogar beim Geschlechtsakt
zugegen sein, um genau zu erklären, wie hart und wie schnell das zu geschehen
habe.
»Und ist der Mann in der Lage, das Wasser wirklich schnell
aus seiner Banane herauszuspritzen, wenn Dr. Wayan neben ihm steht und dabei
zusieht?«, fragte ich.
Felipe ahmte scherzhaft nach, wie Wayan ein Paar beim
Geschlechtsverkehr überwacht: »Schneller! Härter! Wollt ihr dieses Baby nun
oder nicht?«
Ja, meinte Wayan, sie wisse schon, dass es verrückt sei,
aber das sei nun mal ihre Aufgabe als Heilerin. Obwohl sie einräumte, dass eine
ganze Anzahl von Reinigungszeremonien vor und nach dem Ereignis nötig seien,
um ihren geheiligten Geist intakt zu halten, und sie tue es auch nicht allzu
oft, weil sie sich »komisch« dabei fühle. Aber wenn ein Kind empfangen werden
müsse, so kümmere sie sich darum.
»Und haben diese Paare jetzt alle Kinder?«, fragte ich.
»Haben Kinder!«, bestätigte sie stolz. Natürlich.
Dann aber vertraute uns Wayan etwas überaus Interessantes
an. Wenn ein Paar trotz häufigen Geschlechtsakts kinderlos bleibe, untersuche
sie sowohl den Mann als auch die Frau, um festzustellen, wer - sozusagen -
daran schuld sei.
Ist es die Frau, dann kann Wayan das Problem mit uralten
Heilverfahren beheben. Liegt es jedoch am Mann, so stellt dies in einer
patriarchalischen Gesellschaft wie der balinesischen eine delikate Situation
dar. Wayans medizinische Optionen sind hier begrenzt, denn es ist völlig undenkbar,
einem Balinesen mitzuteilen, dass er zeugungsunfähig ist, denn zeugungsunfähige
Männer gibt es nicht. Männer sind schließlich Männer. Wird die
Frau nicht schwanger, muss es an ihr liegen. Und wenn die Frau
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