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Gilbert, Elizabeth

Gilbert, Elizabeth

Titel: Gilbert, Elizabeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Love Pray Eat
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ihrem Mann nicht
ganz schnell ein Baby liefert, kann sie gewaltigen Ärger bekommen -
geschlagen, gedemütigt oder verstoßen werden.
    »Was machst du in einer solchen Situation?«, fragte ich,
beeindruckt, dass eine Frau, die Sperma als »Bananenwasser« bezeichnet,
Zeugungsunfähigkeit diagnostizieren konnte.
    Wayan ließ uns nicht im Unklaren. Im Falle von Zeugungsunfähigkeit
teile sie dem Mann mit, dass seine Frau unfruchtbar sei und sich jeden
Nachmittag einer privaten »Heilsitzung« unterziehen müsse. Wenn die Frau dann
allein in den Laden kommt, bittet Wayan einen jungen Burschen aus dem Dorf,
sich ebenfalls einzufinden, mit der Frau zu schlafen und, hoffentlich, ein Baby
zu zeugen.
    Felipe war entsetzt: »Wayan! Nein!«
    Aber sie nickte nur. »Doch. Das ist einzige Möglichkeit.
Wenn Frau gesund, sie kriegt Baby. Und alle glücklich.«
    Da Felipe im Städtchen lebt, wollte er sofort wissen:
»Wer? Wen heuerst du dafür an?«
    »Fahrer«, meinte Wayan.
    Was uns alle zum Lachen brachte, weil Übud voll ist von
diesen jungen Burschen, diesen »Fahrern«, die an jeder Ecke herumlungern,
vorbeikommende Touristen mit ihrem unaufhörlichen Geschrei (»Transport?
Transport?«) belästigen und sich ein paar Dollar verdienen wollen, indem sie
die Leute zu den Vulkanen, den Stränden oder den Tempeln chauffieren. Meist
sind sie mit ihrer schönen Gauguin-Haut, den muskulösen Körpern, dem coolen
langen Haar ziemlich gut aussehend. In Amerika könnte man mit einer »Fruchtbarkeitsklinik«
für Frauen, bestückt mit so hübschen Jungs, eine schöne Stange Geld verdienen.
(Tatsächlich genießen diese Burschen bereits einen guten Ruf als Lustknaben für
westliche Frauen. Das geht so weit, dass man in Übud tuschelt, Bali sei
inzwischen der einzige Ort der Welt, der von Sextouristinnen frequentiert werde.) Das Beste an ihrer Unfruchtbarkeitsbehandlung -
so Wayan - aber sei, dass die Fahrer oft nicht einmal ein Entgelt für ihre
sexuellen Dienste verlangten, vor allem dann nicht, wenn die Frau hübsch sei.
Felipe und ich pflichteten ihr bei - das sei recht großzügig von den Burschen
und zeuge von Gemeinsinn. Und so läuft es dann, fünf Tage hintereinander: Die
angeblich unfruchtbare, aber insgeheim ovulierende Ehefrau kommt zur
Behandlung in Wayans Laden, Wayan bittet einen attraktiven jungen Mann dazu,
der heimliche Akt, von dem der Gatte nie erfährt, wird vollzogen, der Fahrer
hat einen vergnüglichen Nachmittag, die Ehefrau ein wenig Abwechslung, und
neun Monate später wird ein hübsches Kind geboren. Und alle sind glücklich. Das
Beste aber: »Die Ehe muss nicht geschieden werden.« Und wir alle wissen, wie
schrecklich das ist, vor allem auf Bali.
    Felipe stöhnte: »Mein Gott, was für Trottel wir Männer
doch sind.«
    Wayan aber hat kein Mitleid mit ihnen. Diese Behandlung
sei nur deshalb nötig, weil man einem Balinesen unmöglich mitteilen könne, dass
er zeugungsunfähig sei, ohne zu riskieren, dass er nach Hause gehe und seiner
Frau etwas Furchtbares antue. Wären die Balinesen anders, könnte sie ihre Unfruchtbarkeit
auch auf andere Weise kurieren. Doch so seien nun mal die kulturellen
Gegebenheiten, und folglich laufe es eben so. Sie hat nicht das leiseste
schlechte Gewissen deswegen. Ebenso wenig, wenn sie bei einem mittellosen,
unverheirateten Mädchen, das vielleicht von seinem Onkel geschwängert wurde,
eine Abtreibung vornehmen muss. Sie tue es nicht gerne, aber es sei
unumgänglich, und wenn man den Eingriff mit den angemessenen spirituellen
Opfern und rituellen Reinigungen begleite, ärgerten sich nicht einmal die
Götter darüber. Außerdem, fügte sie hinzu, sei es manchmal schön für die Frau,
mit einem dieser Fahrer zu schlafen, da die meisten Ehemänner auf Bali nicht
wussten, wie man eine Frau befriedigt.
    »Meiste Männer sind wie Gockel oder Ziegenbock.«
    »Vielleicht«, schlug ich ihr vor, »solltest du ja
Sexualkunde unterrichten. Du könntest den Männern beibringen, wie man eine
Frau zärtlich berührt, dann hätten die Frauen sicher auch mehr Spaß beim Sex.
Denn wenn dich ein Mann wirklich sanft berührt, dich streichelt, dir hübsche
Dinge sagt, dich überall küsst, sich Zeit lässt kann Sex schön sein.«
    Auf einmal errötete sie. Wayan Nuriyasih, diese liebenswerte,
Bananen massierende, Blasenentzündungen kurierende, Dildo verkaufende
Kupplerin und Engelmacherin, errötete.
    »Ich fühle mich komisch, wenn du so redest«, sagte sie und
fächelte sich Luft zu. »Wenn du so

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