Gilbert, Elizabeth
redest ich fühl mich ganz anders. Sogar in
meiner Unterhose fühl ich mich anders. Sprich nicht so über Sex. Geh nach
Hause, geh in Bett, aber nur schlafen, okay? Nur schlafen!«
101
Auf der Heimfahrt fragte Felipe: »Hat sie inzwischen
eigentlich schon ein Haus gekauft?«
»Noch nicht. Aber sie sieht sich um, sagt sie.«
»Es ist schon einen Monat her, dass du ihr das Geld gegeben
hast, oder?«
»Ja, aber das Grundstück, das sie wollte, war unverkäuflich
... «
»Sei vorsichtig, Darling«, sagte Felipe. »Pass auf, dass
sich die Angelegenheit nicht zu sehr in die Länge zieht. Und sich zu etwas
typisch Balinesischem auswächst.«
»Was soll das heißen?«
»Ich will mich ja nicht einmischen, aber ich lebe seit
fünf Jahren in diesem Land und kenne die Verhältnisse.«
»Was willst du damit sagen, Felipe?«, fragte ich, und als
er nicht sofort antwortete, zitierte ich einen seiner Lieblingssprüche: »Wenn
du es mir langsam erzählst, kann ich es ganz schnell kapieren.«
»Ich will damit sagen, Liz, dass deine Freunde eine Menge
Geld für diese Frau gespendet haben und dass das momentan alles auf Wayans
Bankkonto liegt. Sorg dafür, dass sie mit diesem Geld wirklich ein Haus kauft.«
102
Der Juli neigte sich langsam dem Ende zu, und mein fünfunddreißigster
Geburtstag stand kurz bevor. In ihrem Laden schmiss Wayan eine Geburtstagsparty
für mich, die ganz anders war als alle, die ich bis dahin erlebt hatte. Den
Morgen verbrachten Wayan, die Kinder und ich im Tempel, wo wir Dutzende von
Gebeten für mich sprachen. Wayan hatte mich in ein traditionelles balinesisches
Geburtstagsgewand gekleidet: leuchtend purpurroter Sarong, trägerloses Bustier
und eine lange Bahn goldfarbenen Stoffs, die, fest um meinen Oberkörper gewunden,
ein so knappes Etui bildete, dass ich kaum atmen oder meinen Geburtstagskuchen
essen konnte. Während sie mich in ihrem winzigen dunklen und mit allerlei
Habseligkeiten voll gestopften Schlafzimmer wie eine Mumie in dieses exquisite
Kostüm einwickelte, fragte sie mich, ohne mir in die Augen zu sehen: »Gibt es
Aussicht, du heiratest Felipe?«
»Nein«, sagte ich. »Wir haben weder Aussichten noch Absichten.
Ich will keinen Ehemann mehr, Wayan. Und ich glaube auch nicht, dass Felipe
nochmals eine Ehefrau möchte. Aber ich bin gern mit ihm zusammen.«
»Schön von außen, du findest leicht, aber schön außen und innen -
ist nicht leicht. Felipe hat beide.«
Ich pflichtete ihr bei.
Sie lächelte. »Und wer hat diese
Mann gebracht, Liz? Wer hat jede Tag für diese Mann gebetet?«
Ich küsste sie. »Danke, Wayan. Das war toll von dir.«
Die Party begann. Wayan und die Kinder hatten das ganze
Haus nicht nur mit Ballons und Palmwedeln geschmückt, sondern auch mit
Schildern, auf denen handgeschriebene Endlosbotschaften standen, wie etwa: »Zum
Geburtstag gratulieren wir eine liebe und süße Schatz, dir, unsere liebste
Schwester, unsere geliebte Frau Elizabeth, herzlichen Glückwunsch zum
Geburtstag, Friede mit dir immerdar und alle Gute.« Wayan hat einen Bruder,
dessen Kinder begabte Tempeltänzer sind, und so kamen die kleinen Nichten und
Neffen und tanzten vor mir im Restaurant, gaben eine beeindruckende
Vorstellung, wie sie gewöhnlich den Priestern vorbehalten ist. Alle Kinder
waren mit Goldschmuck herausgeputzt, trugen das grelle Make-up von Drag-Queens,
hatten mächtig stampfende Füße und anmutige schlanke Hände.
Vereinfacht gesagt, funktionieren balinesische Partys nach
dem Prinzip, dass man sich in seine schönsten Kleider wirft und dann herumsitzt
und einander begafft. Im Grunde ganz ähnlich wie »Zeitschriften-Partys« in New
York. »Oje, Darling«, stöhnte Felipe, als ich ihm erzählte, dass Wayan für
mich eine balinesische Geburtstagsparty schmeißen wolle, »das wird
todlangweilig ...« Es war aber nicht langweilig - nur still. Und ungewohnt.
Alle trugen schöne Kleider, dann gab es die Tanzveranstaltung, und schließlich
saßen wir da und begafften uns. Wayans gesamte Familie war gekommen und winkte
und lächelte mir aus etwa einem Meter Entfernung ununterbrochen zu, während
ich ihr Lächeln und Winken unausgesetzt erwiderte.
Zusammen mit der kleinen Ketut blies ich die Kerzen auf
dem Geburtstagskuchen aus, denn ich hatte beschlossen, dass Ketut - die ja
nicht wusste, wann sie geboren war - ihren Geburtstag von nun an ebenfalls am
18. Juli feiern sollte, da sie nie zuvor ihren Geburtstag gefeiert hatte.
Nachdem wir die Kerzen ausgeblasen
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