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Gilde der Jaeger 00 - Magische Verfuehrung

Gilde der Jaeger 00 - Magische Verfuehrung

Titel: Gilde der Jaeger 00 - Magische Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Singh
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Illusionen hin: Er war gefährlich wie eine nackte Klinge. Aber er stammte auch aus einer Zeit, in der das Wort eines Mannes oft alles war, was er besaß. Diesen Ehrenkodex hatte ihm die Unsterblichkeit bislang noch nicht abgerungen.
    Nun quetschte sie sich an ihm vorbei, wohl wissend, dass er sich ihr mit Absicht in den Weg stellte. Eigentlich hätte es ihr etwas ausmachen sollen. Das tat es aber nicht, und genau darin lag ihr Problem: Vampire waren tabu. Zwar verbot die Gilde solche Beziehungen nicht, und eine ganze Reihe befreundeter Jäger waren mit Vampiren liiert, aber Ashwini teilte in dieser Hinsicht Elenas Meinung. Elena hatte einmal gesagt, dass Menschen für Vampire nichts weiter seien als Spielzeuge, ein flüchtiger Zeitvertreib, bald probiert und genauso bald wieder vergessen. Schließlich waren sie selbst doch nahezu unsterblich.
    Ashwini würde sich jedenfalls von keinem Mann - weder Mensch, Vampir noch Engel - so einfach zwischendurch ver-naschen lassen. Wobei sich Engel prinzipiell nicht zu einer Beziehung mit einem Menschen herablassen würden. Menschen waren für die Herrscher der Welt nebensächlich.
    »So habe ich mir deine Wohnung nicht vorgestellt«, sagte sie, als sie in das ausgebaute Loft trat. Es war lichtdurchflutet.
    Überhaupt schienen Sonne und Licht die Hauptgestaltungs-merkmale zu sein: In den leuchtend bunten indianischen Decken, die über dem erdfarbenen Sofa lagen, fanden sich die Orange-und Rottöne der untergehenden Sonne wieder, ebenso in den Navajo-Teppichen. Und an die Wände waren Wüsten-landschaften gemalt.
    »Ich liebe den Bayou«, murmelte Janvier und ging hinüber in den Küchenbereich, »aber um seine Schönheit wirklich schätzen zu können, muss man sich manchmal ans andere Extrem halten.«
    Mit sicheren, anmutigen Bewegungen machte er sich in der Küche zu schaffen, und Ashwini genoss seinen Anblick. Janvier mochte ja eine unerträgliche Nervensäge sein, die ihr das Leben schwer machte, aber zugleich war er auch gebaut wie ihr Traummann: groß und muskulös und sehnig wie ein Schwim-mer oder Läufer. Mit seinen eins neunzig überragte er sie um einen guten Kopf, und es war ihm anzumerken, wie wohl er sich in seiner Haut fühlte.
    Anderseits hatte er ja auch über zweihundert Jahre Zeit gehabt, an seinem selbstsicheren Gehabe zu feilen. »Sonnenlicht scheint dich ja nicht zu stören«, stellte sie mit Blick auf ein Oberlicht in der Dachschräge fest. Sein Bett stand direkt darunter, und da es nach acht Uhr morgens war, tanzten schon die ersten Sonnenstrahlen auf den zerknitterten Laken.
    Sofort legte ihre Fantasie ihr ein detailliertes Bild von Janvier bereit, wie er sich in den Laken räkelte. Blut schoss ihr in die Ohren; beinahe verstand sie seine nächsten Worte nicht.
    »Suchst du nach Schwächen, Jägerin?« Er reichte ihr eine kleine Tasse mit einer cremigen Flüssigkeit, die einen gänzlich ungewohnten Kaffeegeruch verströmte.
    »Was ist das?« Argwöhnisch roch sie daran, dann lief ihr das Wasser im Munde zusammen. »Ja, klar! Dann stoße ich dich einfach in die Sonne und sehe zu, wie du verschmorst.«
    Seine Lippen zuckten; die Oberlippe war schmal, aber die Unterlippe - zum Reinbeißen. »Dann würdest du mich bestimmt vermissen.«
    »Das Alter macht dich senil.«
    »Das ist übrigens Cafe au Lait mit einer Mischung aus Kaffee und Zichorie.« Sie nahm einen Schluck, und er deutete aufs Bett. »Ich liebe die Sonne. Für mich hätte das Vampirdasein überhaupt keinen Reiz, wenn ich den Rest meines Lebens im Dunkeln verbringen müsste.«
    »Bei all den Vampiren, die bei helllichtem Tag unterwegs sind, sollte man doch meinen, dieses Gerücht würde allmählich aussterben, aber nein - es hält sich nach wie vor.« Ashwini sog das Kaffeearoma ein. »Schmeckt mir.«
    »Passt zu dir.«
    »Bitter und seltsam?«
    »Köstlich und exotisch.« Er fuhr mit dem Finger über ihren nackten Arm. »Du hast so schöne Haut, Cher. Wie der Wüsten-sand im Licht der untergehenden Sonne.«
    Sie trat einen Schritt zurück. »Zieh dir endlich ein Hemd an, und reiß deine Gedanken vom Bett los.«
    »In deiner Gegenwart nicht möglich.«
    »Stell dir vor, ich hätte eine Knarre auf dich gerichtet.«
    Seufzend rieb sich Janvier über die Kinnstoppeln. »Ich steh drauf, wenn du schmutzige Sachen sagst.«
    »Na, dann wird deine Welt gleich kopfstehen«, sagte sie und zwang sich, nicht weiter darüber nachzudenken, wie sich diese Stoppeln wohl auf ihrer bloßen Haut anfühlen würden.

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