Gilde der Jaeger 00 - Magische Verfuehrung
nicht?«
»Eines Tages wirst du mir dein Geheimnis verraten.« Janvier kam ihr gefährlich nahe.
Liebend gerne hätte sie sich jetzt an ihn gelehnt und sich von ihm in die Arme nehmen lassen, doch diese Seite an ihr war so verschüttet, dass sie sie wohl nie zeigen würde. »Das würde dich nur langweilen.« Um ja nicht weiter in Versuchung zu geraten, schob sie ihn von sich und sprang vom Hocker. »Nazarach hat die Gilde eingeschaltet.«
Janviers Interesse war geweckt. »Normalerweise mischen sich Engel nicht in die Fehden höhergestellter Vampire.«
»Ich treffe ihn morgen früh.« Sie glitt an seinem Bein vorbei, das er gegen ihren Stuhl gestemmt hatte; selbst durch den dicken Jeansstoff waren die Muskeln in seinen Oberschenkeln deutlich auszumachen. »Spätestens dann werde ich wissen, warum.«
Aus Janviers Gesicht war nun jegliche Liebenswürdigkeit gewichen, stattdessen trat nun seine wahre wilde Natur zutage.
»Du wirst dich nicht allein mit ihm treffen.« Das war ein Befehl.
Ashwini wurde neugierig. Janvier übte so gut wie nie Druck aus, wo er genauso gut mit Worten überzeugen konnte. »Sein Ruf eilt ihm voraus.« Nie würde sie sich unvorbereitet auf die Jagd begeben, denn das kam einem Todesurteil gleich. Besonders wenn man es mit einem Engel wie Nazarach zu tun hatte, von dem man sich hinter vorgehaltener Hand nur das Schreck-lichste erzählte. »Ich bin nicht sein Typ.«
»Da täuschst du dich. Nazarach hat schon immer ein Auge auf die gehabt, die besonders und unerreichbar sind.« Sogleich machte er sich an seinem Schrank zu schaffen und bot ihr seinen geschmeidigen, muskulösen Rücken dar. »Ich ziehe mich nur rasch um und packe ein paar Sachen zusammen.«
»Ich brauche keinen Leibwächter.«
»Wenn du jetzt allein gehst, werde ich dich einfach ver-folgen.« Unbarmherzig blickten seine moosgrünen Augen sie an. »Wenn du mich mitnimmst, ist es viel leichter.«
Sie zuckte mit den Schultern. »Wenn du unbedingt deine Zeit verschwenden willst, bitte.«
Einen Moment lang betrachtete er sie, und sein Verstand gewann Oberhand über sein leidenschaftliches Temperament.
»Du wolltest mich die ganze Zeit über mitnehmen«, sagte er endlich. »Jetzt spielst du mit mir. Du solltest dich schämen, Ashwini!«
Wie hatte er sie nur durchschaut? »Laut Gilde ist er leicht reizbar«, räumte sie ein. »Ich habe mir gedacht … da du doch alle Beteiligten kennst, könntest du mir unauffällig Zugang in ihre Welt verschaffen.«
»Also benutzt du mich einfach.« Er zog sich ein weißes T-Shirt über. Wie gerne hätte sie seinen Körper erkundet, ihn mit Händen und Lippen liebkost! Bei ihm wäre sie nicht auf Geister und Echos der Vergangenheit gestoßen, sondern nur auf den verstörend schönen Vampir selbst. »Vielleicht verlange ich eine Entschädigung.«
»Du bekommst die Hälfte von meinem Lohn.« Das war schließlich nur fair, denn mit Janviers Hilfe würde sie viel schneller an Callan Fox herankommen.
»Ich brauche kein Geld, Cher.« Er zog eine Reisetasche hervor und begann mit beinahe militärischer Präzision zu packen.
»Wenn ich mitkomme, schuldest du mir einen Gefallen.«
»Dich nicht zu jagen?« Sogleich schüttelte sie den Kopf.
»Das kann ich dir nicht versprechen. Dann nimmt mir die Gilde meine Marke weg.«
Er winkte ab, dabei sah er sie mit diesem sündigen Lächeln an, das er eigens für sie reserviert zu haben schien. »Non, das wird ein Gefallen sein, der nur Ashwini und Janvier angeht. Ein sehr persönlicher Gefallen.«
Vernünftige Menschen hätten spätestens jetzt das Weite gesucht, aber mit Vernunft war es noch nie gut um sie bestellt.
»Abgemacht.«
Nazarach regierte Atlanta von einem eleganten Kolonialhaus aus, das für die Bedürfnisse von Engeln umgebaut worden war.
»Typisch Südstaaten«, murmelte Ashwini, als sie in einer eleganten Limousine die Auffahrt entlangglitten. »Das hätte ich irgendwie nicht erwartet.«
Janvier streckte seine langen Beine so gut es ging aus. »Du bist den Erzengelturm gewöhnt.«
»Der lässt sich auch schwerlich ausblenden, immerhin bestimmt er das Stadtbild von Manhattan.« Raphaels Turm, von dem aus der Erzengel über ganz Nordamerika herrschte, war inzwischen zum Symbol für New York geworden. »Hast du ihn schon einmal bei Nacht gesehen? Wie ein Lichtschwert sticht er in den Himmel.« Schönheit und Grausamkeit in einem.
»Ein oder zwei Mal«, erwiderte Janvier. »Mit Raphael hatte ich noch nie zu tun. Du etwa?«
Sie
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