Gilde der Jaeger 00 - Magische Verfuehrung
als sie ihn unversehrt vorfand.
Hatte Nazarach sie und Janvier direkt in der Mitte platziert, damit sie alles genau mitbekamen und die Botschaft von seinen grausamen Entscheidungen gleich weiterverbreiten konnten?
Sie musste zugeben, dass Nazarachs Methode effizient war.
Man brauchte nicht Hunderte zu töten. Es reichte, einen Einzigen brutal zu ermorden, und schon kuschte der Rest.
Ashwinis Tischnachbar wartete, bis Nazarachs Aufmerksamkeit anderweitig gebunden war, dann sprach er sie an. »Meine Schwester zurückzubringen war das Schlimmste, was Sie tun konnten.«
Sie blickte in die strahlend blauen Augen von Frederic Beaumont und hob die Brauen. »Wollen Sie mir etwa drohen?«
»Natürlich nicht.« Sein Blick war eisig. »Ich würde nie einem Jäger drohen, der in Nazarachs Gunst steht.«
»Schlaues Kerlchen.« Und bei der nächstbesten Gelegenheit würde er ihr den Hals umdrehen. Trotzdem konnte sie die Bekanntschaft mit ihm zu ihrem Vorteil nutzen. »Ich habe gehört, Sie handeln mit Waffen?«
Frederic vollzog ihren abrupten Themenwechsel mühelos mit. »Ja.«
»Wissen Sie vielleicht, wo ich Granatwerfer herbekommen könnte?«
Schweigen. »Darf ich fragen, wofür sie die Waffen brauchen?«
»Ich habe einfach das Gefühl, die könnten mir beizeiten nützlich sein.« Ihre Träume waren wirr und ohne Zusammen-hang gewesen, nur an eines konnte sie sich noch klar und deutlich erinnern: Granatwerfer wären gut gewesen. Und da ihre Träume … »Ich bin gerne vorbereitet.«
»Vielleicht kann ich Ihnen den Namen eines Lieferanten nennen.« Frederic starrte sie unverwandt an. »Mir scheint, Sie sind ein wenig aus dem Takt der Welt geraten, Jägerin.«
»Oder die Welt ist aus dem Takt geraten«, sagte sie und fing Janviers Blick auf.
In seinen tiefgrünen Augen, die sonst immer so fröhlich strahlten, lag eine Warnung, die ihr Schauder über den Rücken jagte. Ganz gleich, was Nazarach vorhatte - Ashwini wollte nicht dabei sein. Kurz überlegte sie, die Gilde zu benachrichtigen und sich herausholen zu lassen. Aber wozu noch Kenji und Baden in Gefahr bringen, wenn Nazarach doch nur sie und Janvier als Zeugen wollte?
Auf einmal verstummten alle.
Und noch bevor sie Nazarach das Weinglas erheben sah, wusste Ashwini, dass die Spiele begonnen hatten. »Auf intelligente Gespräche und Neuanfänge.«
Ihr leuchtete nicht gleich ein, warum sich bei diesen Worten solche Furcht im Saal breitmachte. Antoine und Callan saßen sich gegenüber - die alte und die neue Garde. Und nur einer sollte diesen Abend überleben. »Nur der Stärkere überlebt«, murmelte sie vor sich hin.
Doch Frederic reagierte darauf. »Nicht immer.« Er beugte sich so nah zu ihr herüber, dass sich ihre Schultern berührten.
»Manchmal überlebt auch der, der die Spielregeln am besten beherrscht.«
Sie drehte sich zu ihm um. »Ihre Schwester wird ganz schnell ihr Leben verlieren, wenn sie die Regeln nicht beher-zigt.«
Auf seinen Lippen lag ein Lächeln. »Monique versteht es ausgezeichnet, Männer nach ihrer Pfeife tanzen zu lassen.«
»Mag sein, aber Nazarach ist kein Mann. Und ich fürchte, dass sie das eines Tages außer Acht lassen wird.«
Er blinzelte gelangweilt. »Sie wird nicht sterben. Nicht heute Abend. Nazarach wird sie demütigen und so ihren Gehorsam erzwingen, mehr nicht.«
In seiner Stimme klang Ärger mit, was nur allzu verständlich war, gleichzeitig nahm Ashwini aber auch noch eine weitere Schwingung wahr. Sie folgte seinem Blick, der lüstern über die bloßen Schultern seiner Schwester glitt, und schüttelte ange-widert den Kopf. »Bitte sagen Sie mir, dass ich mich irre.«
»Alle anderen werden doch sowieso sterben«, raunte Frederic. Seine Worte waren wie Sandpapier auf ihrer Haut. »Viel sinnvoller, man sucht sich gleich einen Partner aus, der ewig lebt.«
Ashwini stellte ihr Wasserglas ab und kämpf te mit der aufstei-genden Übelkeit. »Das ist eine sehr eigentümliche Denkweise.«
»Besser als Janviers.« Frederic sah hinüber zu Janvier, der seinen Blick erwiderte. »Er stellt Ihnen nach, aber in ein paar Jahrzehnten werden Sie zu Staub verfallen, wenn nicht sogar früher. So eine Beziehung bringt doch nichts.«
Sie schüttelte den Kopf, ihre Augen ruhten auf Janviers Pro-fil, das makellos wie eh und je war. »Im Tanz liegt das Vergnü-
gen, ganz gleich, wie lange er dauert. Aber das werden Sie wohl nie erleben.« Denn für Ashwini war es offensichtlich, dass diese ungesunde Beziehung zwischen Monique und
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