Gilde der Jaeger 00 - Magische Verfuehrung
du es bis zu Nazarach?«, fragte sie.
»Und wenn ich non sage, bietest du mir dann dein süßes Blut an?«
»Das beantwortet meine Frage.«
Er lächelte vorsichtig. »Tu mir einen Gefallen, Cher, und wisch mir das Blut aus dem Gesicht.«
Ashwini riss ein Stück von ihrem T-Shirt ab und säuberte zu-nächst seine Augen und dann das restliche Gesicht. »Musstest du schon mal ein Körperteil nachwachsen lassen?«
Dunkle Schatten fielen über die moosgrünen Augen. »Frag mich das noch mal, wenn wir allein sind!« Sein Blick huschte zum Rückspiegel. »Ich dachte, du gehörst zu Nazarachs Lieb-lingen, Monique. Schließlich steht er auf Schönheit.«
Monique erschauderte, und trotz der warmen Temperaturen schlang sie die Arme um sich. »Auf Schmerz steht er noch mehr.
Ich bete zu Gott, dass er mich niemals mit in sein Bett nehmen wird.«
»Das hat er noch nicht?«, fragte Janvier und machte aus seiner Überraschung kein Hehl.
Vom Rücksitz erklang ein mattes Lachen. »Nazarach sagt, ich müsste noch reifen, damit ich die >Lust<, die er mir verschaffen kann, auch aushalte.«
»Verdammt«, murmelte Ashwini. »Nun tut sie mir beinahe wirklich leid.«
»Spar dir dein Mitleid!«, mischte Janvier sich ein. »Sie hat ihre Wahl getroffen. Jetzt versucht sie nur, dich zu manipulie-ren.«
»Natürlich tut sie das.« Ashwini musste über Janviers überraschten Gesichtsausdruck lächeln. »Unsere Monique hier hofft, dass ich für sie eintrete, Nazarach mich abmurkst und sie dann aus dem Schneider ist.«
Eisiges Schweigen. Dann: »Sie sind klüger, als sie aussehen, Gildenjägerin.«
»Na vielen Dank auch«, prustete Ashwini und lockerte ihre Schultern. »Auf der Akademie der Gilde wird man bestens ausgebildet. Kennen Sie die oberste Jagdregel?«
»Klären Sie mich auf«, erwiderte die Vampirin frostig.
»Nie, aber auch niemals Mitleid mit einem Vampir zu haben.
Die nutzen das aus, und reißen einem mit einem Lächeln auf den Lippen die Kehle heraus.«
»Vor nicht einmal einem Jahr war ich ein Mensch genau wie Sie.«
»Das Schlüsselwort hier ist: war.« Ashwini zog ihr Handy aus der Tasche. »Nun sind Sie Nazarachs Schöpfung.«
Der Engel war hocherfreut, dass sein Spielzeug gerettet worden war. »Bringen Sie sie zu mir, Gildenjägerin. Wir haben einiges zu besprechen … Im Übrigen bin ich überzeugt davon, dass sie es nicht abwarten kann, ihre Familie wiederzusehen.«
Ihr Körper verzehrte sich nach ihm. Schnell drohte sie ihm mit der Bürste: »Geh endlich trinken! Wenn wir dieses Mahl heil überstehen wollen, musst du bei Kräften sein.«
»Du vertraust also darauf, dass ich dir zur Hilfe eile?«
»Nein, du sollst mir lediglich als Schutzschild dienen. Und so schmal wie du jetzt bist, verdeckst du kaum eine Hälfte von mir.« Trotzdem sah er auch so absolut umwerfend aus.
»Du hast recht.« Er ging zur Tür. »Wenn ich zurückkomme, müssen wir noch ein paar Dinge klären. Nazarachs Festmahle verlaufen nämlich gerne auch mal tödlich, und zwar ohne Vor-ankündigung.«
Als Ashwini den Festsaal betrat, spukten ihr Janviers Worte immer noch im Kopf herum. Der lange Tisch war mit Speisen und Flaschen beladen, die dunkelrot glitzerten. Wein und Blut.
Und Fleisch.
Monique kniete schüchtern zu Nazarachs Füßen, der am Ende der Tafel saß und sich mit Antoine unterhielt. Wie ein goldener Bach floss ihr das Haar über die Schultern. Ihr karmesinrotes Kleid war sehr elegant, schrie förmlich nach Haute Cou-ture. Der karmesinrote Stoff verhüllte ihren Oberkörper und offenbarte den Rest, ohne billig zu wirken.
Monique war nicht die Einzige, die zur Schau gestellt wurde.
Simone, die links von Antoine saß, war ebenfalls recht offenherzig gekleidet. Eigentlich trugen alle Vampirinnen teure und aufreizende Kleider, nur Perida, die neben Callan saß, war im T-Shirt erschienen. Als sie Ashwini unter den Anwesenden entdeckte, warf sie ihr hasserfüllte Blicke zu.
Doch Ashwini hatte ganz andere Sorgen. Sie fragte sich, was Nazarach dazu bewogen haben mochte, beide Seiten ein-zuladen. Entweder wollte er diese Pattsituation beenden, oder er spielte mit ihnen ein tödliches Spiel.
Gerade schaute der Engel auf, und das Leid unzähliger Opfer sprang ihr aus seinen Bernsteinaugen entgegen. Ein Wunder, dass er überhaupt noch in den Schlaf fand. »Gildenjägerin.« Er bedeutete ihr, auf einem Stuhl in der Mitte des Tisches Platz zu nehmen. Auf dem Stuhl gegenüber saß bereits Janvier.
Ihr fiel ein Stein vom Herzen,
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