Gilde der Jaeger 00 - Magische Verfuehrung
Frederic schon lange vor ihrem Vampirdasein bestanden hatte.
Frederic hielt nach wie vor Blickkontakt zu Janvier. »Egal, wie schön es dazwischen ist - am Ende wird er ewig leiden.«
»Und wenn Nazarach Monique für entbehrlich hält?«, flüsterte sie.
Er fuhr zu ihr herum. Seine Augen hatten einen wahnsinni-gen Glanz. »Ich vernichte jeden, der sie mir wegnehmen will.«
Daraufhin schwieg Ashwini. Sie hatte das sichere Gefühl, dass Frederic nicht sehr alt werden würde. Vielleicht würde sie ihn mit ihrer armseligen menschlichen Lebenserwartung sogar noch übertreffen. Denn einzig der Kader konnte sich gegen einen Engel von Nazarachs Kaliber stemmen - und wenn Frederic das nicht begriff, dann …
Kalte Angst kroch ihr langsam den Rücken hinauf, als Nazarach sich erhob und seine Flügel ausstreckte, bis ihre glitzernde bernsteinfarbene Pracht den ganzen Saal erfüllte. Ihre Angst war gesund und bewahrte sie vor der schrecklichen Macht, die Nazarach verströmte. Zum ersten Mal sah sie ihn, wie er wirklich war: unmenschlich und vom Leben der Sterblichen komplett enthoben.
Für dieses Wesen waren sie alle - Vampire und Menschen gleichermaßen - nichts weiter als Spielzeuge, die je nach Stim-mungslage bald interessant und unterhaltsam, bald lästig waren.
»Ich habe kein Problem damit«, hob der Engel mit leiser und schneidender Stimme an, »wenn meine Vampire Streitigkeiten unter sich ausmachen. Nimmt es hingegen Ausmaße dieser Grö-
ßenordnung an, dann stellt ihr meine Autorität in Frage.« Sein Blick wanderte zuerst zu Antoine und dann zu der verschreckten Simone, wo er einige Zeit verweilte. »Allerdings scheinen einige von euch zu glauben, dass sie die Dinge besser regeln können als ein siebenhundert Jahre alter Engel. Nicht wahr, Simone?«
Simones Hand zitterte so sehr, dass die Flüssigkeit in ihrem Weinglas überschwappte, als sie es abstellte. »Meister, ich würde nie …«
»Lügen«, fiel Nazarach ihr ins Wort, »kann ich ganz und gar nicht leiden.«
»Meister.« Antoine legte schützend seine Hand über Simones. »Ich übernehme die volle Verantwortung für jegliche Fehl-tritte. Schließlich bin ich der Ältere.«
Mit glühenden Augen sah Nazarach den Vampir an. »Groß-
mütig und edel wie immer, Antoine! Wenn es sein miisste, wür-de Simone dich ohne mit der Wimper zu zucken an den Höchst-bietenden verschachern.«
Antoine lächelte matt. »Wir haben alle unsere Schwächen.«
Nazarach lachte auf. Womöglich steckte eine Spur aufrichtiger Heiterkeit in diesem Lachen, doch war es die Heiterkeit eines Unsterblichen, die ihre blutigen Opfer forderte. »Ich bin froh, dass Callan dich nicht getötet hat, Beaumont«, und damit wandte er sich Callan zu. »Der junge Löwe hat seine Beute nicht gut bewacht.« Er strich Monique übers Haar, verspottete sie wortlos.
Callans Blick fiel auf Janvier. »Ich war zu vertrauensselig.
Diesen Fehler werde ich nicht noch einmal begehen.«
»Dieser Fehler«, berichtigte ihn Janvier unbekümmert, »hat dir das Leben gerettet.«
Nazarachs Mimik blieb unverändert, doch in seine Stimme hatte sich eine Eiseskälte geschlichen. »Der Cajun hat recht.
Du hast dir etwas genommen, was mir gehört. Warum sollte ich dir nicht einfach alle Knochen aus dem Leib reißen?«
Callan erhob sich und fiel dann auf die Knie. »Ich bitte viel-mals um Entschuldigung, Meister. Ich wollte … wollte unbedingt beweisen, dass ich Ihnen besser dienen kann als mancher, der seine Stellung für selbstverständlich erachtet. Ich bin zu weit gegangen.«
Einen Moment lang war es vollkommen still. Jetzt fiel das Urteil. Als Nazarach seine Flügel wieder zusammenfaltete, hielten alle im Saal die Luft an.
»Simone«, sagte er mit gefährlich sanfter Stimme, »komm her.«
Die zierliche Vampirin zitterte am ganzen Leib, konnte kaum einen Fuß vor den anderen setzen. Antoine hatte sich ebenfalls erhoben. »Meister …«, begann er.
Nazarach schüttelte energisch den Kopf. »Nur Simone.«
Gerade wollte Antoine etwas entgegnen, da sagte der Engel:
»Meine Nachsicht hat ihre Grenzen, Antoine, selbst bei dir.«
Widerstrebend nahm Antoine wieder Platz. Das war also der Preis für Unsterblichkeit, dachte Ashwini. Man verliert einen Teil seiner Seele. Noch bevor Simone vor Nazarach niederknien konnte, packte der Engel sie beim Arm und flüsterte ihr etwas ins Ohr.
Niemand würde je erfahren, was es war, doch als sie sich dem Saal wieder zuwandte, war sie leichenblass geworden, und ihre
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