Gilde der Jaeger 00 - Magische Verfuehrung
Seiten des Gesprächs verstehen. Menschen, die mit Gestaltwandlern zusammenleb-ten, besorgten sich früher oder später Ohrstöpsel, so dass sie ungestört telefonieren konnten. Ich werde Annie ein Paar besorgen müssen, dachte er gedankenverloren.
»Mom, ich bin’s, Annie. Wegen heute Abend …«, begann sie.
»Untersteh dich abzusagen, Angelica Kildaire!«
Angelica?
»Will ich ja gar nicht.« Annie hielt ihre Wut nur mit Mühe im Zaum. »Ich komme ein wenig später und …«
»Wir tun das nur für dich«, unterbrach ihre Mutter sie. »Da kannst du doch wenigstens rechtzeitig kommen.«
Annie hielt sich die Stirn und schien im Geiste bis fünf zu zählen. »Ich bringe noch jemanden mit«, sagte sie ohne weitere Vorrede. »Er heißt Zach.«
Am anderen Ende der Leitung herrschte eisiges Schweigen.
Dann: »Du meine Güte, Annie! Hättest du das nicht früher sagen können? Jetzt muss ich noch eine Frau suchen, damit die Runde ausgeglichen ist. Wer ist das überhaupt?«
»Ein Soldat der DarkRiver-Leoparden.«
Diesmal wog die Stille noch viel schwerer. Zach spürte, wie sehr Annie die Situation mitnahm, doch sie ließ nicht locker.
»Mom?«
»Bist du nicht ein wenig zu alt für diese Kindereien?«, fragte ihre Mutter. »Ich weiß, dass manche Frauen die ungehobelten Kerle attraktiv finden, aber du hast doch einen Kopf. Wie lange kann er den wohl fesseln?«
Die Katze grinste wild entschlossen. Zach hatte sich daran gewöhnt, dass einige Menschen und die meisten Medialen den Gestaltwandlern mit Vorurteilen begegneten. Meistens perlte das an ihm einfach so ab. Aber diesmal nicht, denn es handelte sich um Annies Mutter.
»Darüber streite ich mich nicht«, erwiderte Annie entschieden. »Zum Abendessen werden wir pünktlich da sein. Wenn wir lieber nicht kommen sollen, brauchst du es bloß zu sagen.«
»Nein, bring ihn nur mit«, sagte ihre Mutter sofort. »Einen Mann, der dich dazu bringt, deine eigene Mutter herumzukom-mandieren, möchte ich zu gern kennenlernen.« Damit legte sie auf.
Fassungslos starrte Annie auf das Telefon, bevor sie es wieder in die Tasche steckte. »Wie viel haben Sie davon mitbekommen?«
»Alles.«
Sie rutschte unbehaglich auf ihrem Sitz hin und her. »Tut mir …«
»Schätzchen, Ihre Mutter überlassen Sie mal ruhig mir.« Er grinste sie verschlagen an. »Heute werde ich Sie auf Abwege führen.«
Auch wenn sie sein Lächeln nur schüchtern erwiderte, sah er doch den Schalk aus ihren Augen blitzen. »Meinen Sie nicht, bei mir kommt jede Rettung zu spät?«
»Mit einem Namen wie Angelica wohl kaum«, grinste er.
Sie schnitt eine Grimasse. »Ich bin Annie und nicht Angelica.«
»Mir gefällt Angel.«
»Stehen Sie auf engelhafte Frauen?«
Vergnügt lachte er. »Nein, Baby, ich mag meine Frau genauso, wie sie ist.« Er wusste, dass er sie damit überraschte, und wartete gespannt auf ihre Reaktion.
»Also, das heißt… Sie denken dabei an mehr als einen Tag?«
Anlügen würde er sie bestimmt nicht. »Und wenn es so wäre, würden Sie dann davonlaufen?« Nun fuhr er direkt in den Wald hinein, der schmale Weg führte zu einem kleinen Wasserfall.
Wegen der Kälte war es nur ein Geplätscher, aber dennoch schön anzusehen.
»Schließlich bin ich heute mitgekommen, oder etwa nicht?«
Ihre Frage hatte einen bitteren Unterton.
Er schmeckte ihn auf der Zunge, befand ihn für gut. »Ganz alleine mit einer großen, bösen Miezekatze, die ihre Einstellung hinsichtlich des Beißens noch einmal überdenkt.«
Erregung lag in der Luft, und Zach sog sie tief ein, um den Leoparden zufriedenzustellen. »Sieh mal«, raunte er.
»Oh!« Sie machte große Augen. »Ein Hirsch«, flüsterte sie, als befürchtete sie, das Tier könnte sie hören. »Das Geweih ist riesig.«
Zach drosselte das Tempo, bis sie beinahe nur noch krochen, doch der Hirsch witterte seinen Geruch und stob davon. »Tut mir leid. Sobald sie einen Leoparden wittern, suchen sie das Weite. Deshalb kümmere ich mich ja auch vorwiegend um die Raubtiere. Bei den anderen habe ich kaum eine Chance, Daten zu sammeln.«
»Sie wissen eben, dass sie Beute sind.« Sie blickte ihn von der Seite an. »Jagen Sie auch?«
»Wenn der Leopard es braucht, ja.« Er warf ihr einen kurzen Blick zu. »Kommen Sie damit klar?«
»Immerhin unterrichte ich einen Haufen kleiner Kätzchen«, gemahnte sie ihn in gespielt strengem Lehrerinnenton. »Ich bin vielleicht nicht gerade eine Expertin in Sachen Gestaltwandler, aber so viel habe ich schon
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