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Gilde der Jäger 01 - Engelskuss

Gilde der Jäger 01 - Engelskuss

Titel: Gilde der Jäger 01 - Engelskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Singh
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nicht mehr widersetzen.«
    »Sie soll nicht betteln müssen.« Überrascht stellte Raphael fest, wie ernst er es meinte. »Sie wird viel erfolgreicher arbeiten, wenn ihr Geist unversehrt ist.«
    »Und danach?« Dmitris Stimme war voll sinnlicher Vorfreude. »Und nach der Jagd, darf ich sie dann haben? Ich fühle mich von ihr angezogen.«
    »Nein. Nach der Jagd gehört sie mir.« Jegliches Betteln sollte dann einzig für seine Ohren bestimmt sein.
    10
    Er würde sie umbringen.
    Elena saß kerzengerade in ihrem Kunstwerk von einem Bett. Das Kopfteil war ein Traum aus kunstvoll verschnörkeltem Schmiedeeisen, die Laken und üppigen Daunendecken waren schneeweiß und mit winzig kleinen Blumen bestickt. Durch die Glasschiebetür rechts von ihrem Bett fiel der Blick auf einen kleinen Balkon, den Elena in einen Miniaturgarten verwandelt hatte. Und dahinter lag der Turm des Erzengels.
    Die Wände waren von cremefarbenen mit silbernen und blauen Mustern verzierten Tapeten bedeckt, die gut zu dem tiefblauen Teppich passten. Die Vorhänge vor der Glastür waren weiß und hauchdünn, doch sie hatte auch noch schwere Brokatvorhänge, die nun jedoch zur Seite gebunden waren. Auf dem Tisch, dem Bett gegenüber, standen in einer kostbaren alten Porzellanvase riesige Sonnenblumen– um die Sonne ins Haus zu bringen.
    Die Vase hatte ihr ein chinesischer Engel als Dank dafür geschenkt, dass sie einen seiner ungeratenen Schützlinge aufgespürt hatte. Die junge Vampirin, die gerade eben ihren Vertrag erfüllt hatte, glaubte auf himmlischen Schutz verzichten zu können. Völlig verängstigt hatte Elena sie in einem Sexshop aufgespürt, der einen sehr absonderlichen Kundenstamm belieferte. Zwar hatte sie der Auftrag in die dunkelsten und schmutzigsten Winkel der Unterwelt von Schanghai geführt, doch das weiße Porzellan der Vase schimmerte immer noch rein und unvergänglich schön. Die ganze Wohnung war eine Zufluchtsstätte und sie hatte sich viel Zeit für ihre Gestaltung genommen.
    Doch in diesem Augenblick hätte sie genauso gut in einer Lehmhütte irgendwo in Südbeijin sein können. Ihre Augen waren zwar offen, doch sie sah immer nur den Vampir vom Times Square vor sich, den, dem keine einzige verdammte Seele zu helfen gewagt hatte. Elena wusste, dass sie nicht so enden würde, jedenfalls nicht, wenn Raphael die Sache unter den Teppich kehren würde, doch der Tod war ihr so gut wie sicher.
    Er hatte mit ihr über den Lichtzauber gesprochen.
    Soweit sie wusste, war weder Jägern noch Menschen diese Besonderheit himmlischer Macht bekannt, die unausweichlich den Tod brachte. Genauso unausweichlich, dachte Elena, wie ein Entführter sterben musste, der seinen Entführer erkannt hatte.
    »Nein… zum… Teufel.« Sie schlug auf ihre herrliche ägyptische Decke ein, und mit zusammengekniffenen Augen überlegte sie, welche Möglichkeiten sie hatte.
    1. Möglichkeit: Aussteigen.
    Konsequenz: Tod nach schmerzhafter Folter.
    2. Möglichkeit: Durchziehen und hoffen.
    Konsequenz: Tod, aber wohl ohne Folter (gut)
    3. Möglichkeit: Raphael einen Eid ablegen lassen, sie nicht zu töten.
    Konsequenz: Ein Eid war bindend, also würde sie am Leben bleiben. Doch er konnte sie immer noch foltern, bis sie den Verstand verlor.
    »Komm schon, lass dir einen besseren Eid einfallen«, murmelte sie vor sich hin. »Ohne Tod, ohne Folter und auf jeden Fall, ohne zu einer Vampirin zu werden.« Nachdenklich biss sie sich auf die Lippen und fragte sich, ob sich dieser Eid auch auf ihre Freunde und Familie ausweiten ließe. Familie. Einverstanden, sie hasste sie wie die Pest. Trotzdem wollte sie nicht zusehen müssen, wie sie aufgeschlitzt wurden.
    Auf die Fliesen fällt das Blut.
    Tropf.
    Tropf.
    Tropf.
    Ein flehendes Bitten.
    Ein Blick– Mirabelle lebt noch
    Das Monster lächelt. »Komm, kleine Jägerin. Koste.«
    Tropf.
    Tropf.
    Ein Reißen– schlüpfrig, satt– aus einem Albtraum.
    Elena schlug die Decke zurück und schwang ihre Beine über die Bettkante. Ihr Gesicht war eiskalt. Immer wenn sie sich an diesen Moment erinnerte, wich alle Wärme aus ihrer Seele. Den Kopf in die Hände gestützt, starrte sie auf den tiefblauen Teppich und versuchte die Bilder auszublenden. Das war die einzige Rettung, wenn die Erinnerung eine Lücke in ihrem Abwehrsystem gefunden hatte und mit Klauen, so gewaltig und voll Bosheit wie…
    Auf dem Balkon war ein Knallen zu hören. Noch bevor sie sich dessen bewusst war, hatte sie schon die Waffe unter dem Kopfkissen

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