Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gilde der Jäger 01 - Engelskuss

Gilde der Jäger 01 - Engelskuss

Titel: Gilde der Jäger 01 - Engelskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Singh
Vom Netzwerk:
Um sich gerade in der Luft zu halten, hatte er schon vorher schnell mit den Flügeln geschlagen, doch nun wurden sie überaktiv.
    »Schauen Sie mich an, oder ich schieße Ihnen ein Loch in die Flügel.«
    Mit hochroten Wangen sah er sie an. Er kippte leicht nach links, bevor er sich wieder ausrichtete. »Tut mir leid! Tut mir leid! Ich bin gerade erst aus der Zufluchtsstätte gekommen. Ich…« Er schluckte seine Tränen hinunter. »Das dürfte ich Ihnen gar nicht sagen! Bitte, sagen Sie Raphael nichts davon.«
    Da der Engel aussah, als würde er jeden Moment in Tränen ausbrechen, nickte Elena. »Entspann dich, mein Kleiner. Und beim nächsten Mal kommst du zum Vordereingang.«
    Der Engel zuckte zusammen. »Raphael hat mir aufgetragen, es so zu machen.«
    Seufzend winkte Elena ab. »Ach. Um Raphael kümmere ich mich schon.«
    Der junge Engel sah entsetzt drein. »Nein, lieber nicht. Bitte, sagen Sie ihm nichts. Er könnte… Ihnen wehtun.« Die letzten Worte waren kaum mehr als ein Flüstern.
    »Nein, das wird er nicht.« Elena würde ihn dazu bringen, diesen Eid zu leisten. Nur hatte sie noch keine Ahnung, wie sie es anstellen sollte. »Nun geh schon… Dmitri wird sonst eifersüchtig.«
    Da wurde der Junge ganz blass und war so schnell verschwunden, dass sie ihn schon nicht mehr sah. Na, das war aber eine interessante Geschichte. So weit bekannt, geboten die Engel über die Vampire. Was wäre aber, wenn die Machtverhältnisse gar nicht so festgelegt waren? Darüber müsste sie einmal in Ruhe nachdenken.
    Aber erst später.
    Erst wenn sie Raphael das Versprechen abgenommen hatte, sie weder zu foltern noch zu verstümmeln oder zu töten.
    Nachdem sie nach ihren Blumen gesehen und sie gegossen hatte– die gelbe war in voller Blüte, als habe sie das Ende des Sommers vor einem Monat gar nicht begriffen, Elena musste lächeln–, schloss sie die Tür, zog die Gardinen vor und schob die Pistole wieder unter das Kissen. Erst dann nahm sie die Rohrpost in die Hand und schraubte den Deckel auf.
    Das Telefon klingelte.
    Zuerst wollte sie es einfach weiterklingeln lassen. Die Neugier auf den Inhalt der Kapsel brachte sie schier um. Doch als sie einen kurzen Blick auf das Display warf, sah sie, dass Sara anrief. »He. Was ist los, Frau Direktorin?«
    »Genau das wollte ich dich gerade fragen. Bei mir ist gestern Abend eine ziemlich seltsame Meldung eingegangen.«
    Elena biss sich auf die Lippe. »Von wem?«
    »Ransom.«
    »War ja klar«, murmelte sie. Ihr Kollege hatte, neben seiner Begeisterung für Kanonen und Waffen, ein recht ausgefallenes Hobby. Und die Tatsache, dass sie in einer Millionenstadt mit hoher Lichtverschmutzung lebten, schien ihn keineswegs zu beeindrucken. »Er hat sich mal wieder die Sterne angeschaut?«
    Geräuschvoll stieß Sara die Luft aus. »Mit seinem Super-duper-Hochleistungsteleskop. Und er hat mir erzählt, dass du, ähm, geflogen bist?«
    Die letzten beiden Worte beinhalteten eine ungläubige Frage.
    »Ich muss mich bei Ransom bedanken, dass er mich Sternchen nennt.«
    »Das glaube ich einfach nicht«, flüsterte Sara. »Oh, mein Gott… du bist da oben gewesen? Geflogen?«
    »Ja.«
    »Mit einem Engel?«
    »Erzengel.«
    Mehrere Sekunden lang herrschte andächtiges Schweigen. Dann: »Ach du heiliger Strohsack.«
    »Mmh.« Elena machte sich wieder an dem Verschluss der Kapsel zu schaffen.
    »Was machst du denn? Ich höre deinen Atem.«
    Elena grinste. »Du bist vielleicht eine neugierige Freundin.«
    »So steht das im Regelbuch für beste Freundinnen. Spuck es schon aus, solange ich mich noch von meinem Schock erhole.«
    »Vor ein paar Minuten hat mir ein Engel eine Sendung gebracht.«
    »Was ist es denn?«
    »Das versuche ich gerade…« Ihre Stimme verlor sich, als sie den Deckel geöffnet hatte. Mit zitternden Fingern starrte sie auf den Inhalt der Röhre, die mehrfach mit weichem Material ausgepolstert war. Babyengelchen war bestimmt angewiesen worden, den Abwurf wesentlich behutsamer durchzuführen. »Oh.«
    »Ellie? Du treibst mich in den Wahnsinn.«
    Mit klopfendem Herzen wickelte sie die handgearbeitete Skulptur vorsichtig aus. »Er hat mir eine Rose geschickt.«
    Am anderen Ende der Leitung ertönte ein verächtliches Schnauben. »Ich weiß, meine Süße, du hast nicht gerade viele Rendezvous, aber diese Dinger kriegst du an jeder Ecke für fünf Dollar.«
    »Sie ist aus Kristall.« Während sie sprach, sah sie bereits, wie das Licht von der Rose in einer ganz bestimmten Weise gebrochen

Weitere Kostenlose Bücher