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Gilde der Jäger 01 - Engelskuss

Gilde der Jäger 01 - Engelskuss

Titel: Gilde der Jäger 01 - Engelskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Singh
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wurde. Ihr blieb der Mund offen stehen. »Ausgeschlossen.«
    »Was ist ausgeschlossen?«
    Ungläubig öffnete sie eine Schublade und holte ein Messer heraus, das sie nicht so häufig benutzte, weil es schlecht austariert war, aber im Grunde war es unverwüstlich und schnitt praktisch durch jedes Material. Damit kratzte sie jetzt an einer winzigen Stelle am Stiel. Das Messer hinterließ keine Spuren. Umgekehrt hingegen verschrammte die Rose die angeblich »kratzfeste« Oberfläche des Messers. »Oh Mist.«
    »Ellie, ich schlag dich zu Brei, wenn du mir nicht sofort sagst, was los ist. Was ist es denn? Eine Blut saugende Mutantenrose?«
    Elena musste sich das Lachen verbeißen, während sie auf die unbeschreiblich schöne Figur in ihrer Hand blickte.
    »Es ist kein Kristall.«
    »Vielleicht Zirkon? Oder nein, warte: Plastik?«
    »Diamant.«
    Absolute Stille.
    Räuspern.
    »Könntest du das bitte wiederholen?«
    Sie hielt die Rose ins Licht. »Diamant. Lupenrein, aus einem Stück.«
    »Unmöglich. Weißt du, wie groß der Stein sein müsste, um daraus eine Rose zu schnitzen? Oder ist sie mikroskopisch klein?«
    »So groß wie meine Hand.«
    »Wie ich schon sagte, das ist unmöglich. Aus Diamanten schnitzt man nichts. Glaub mir, das gibt es nicht.« Außer dass Sara etwas atemlos wirkte. »Der Mann hat dir eine diamantene Rose geschickt?«
    »Er ist kein Mann«, sagte Elena, dabei versuchte sie, die pure Freude, die ihre weibliche Seite in Anbetracht des wundervollen Geschenks empfand, zu unterdrücken. »Er ist ein Erzengel. Ein sehr gefährlicher Erzengel.«
    »Der entweder total vernarrt in dich ist oder seinen Angestellten immer ein fürstliches Trinkgeld gibt.«
    Elena lachte laut auf. »Oh nein. Der will mir bloß an die Wäsche.« Bevor sie fortfuhr, wartete sie einen Moment, damit sich Sara am anderen Ende der Leitung von ihrem Erstickungstod erholen konnte. »Gestern Nacht habe ich Nein gesagt. Ich glaube, dem Erzengel gefällt das Wort ›Nein‹ nicht besonders.«
    »Elli, mein Schätzchen. Sag jetzt, dass du mich auf den Arm nimmst.« Sara klang verzweifelt. »Wenn der Erzengel dich will, dann nimmt er dich einfach. Und…« Sie brach ab.
    »Ist schon gut, Sara«, entgegnete Elena sanft. »Wenn er mich bekommen hat, dann vernichtet er mich anschließend.« Schließlich waren Erzengel keine Menschen, waren ihnen nicht im Entferntesten ähnlich. Sobald sie ihren Spaß gehabt hatten, kümmerte sie ihr Spielzeug nicht mehr. »Deshalb wird er mich auch nie bekommen.«
    »Und wie willst du es anstellen, dass er dich nicht danach holt?«
    »Ich werde ihn einen Eid schwören lassen.«
    Sara grunzte zustimmend. »Gut, ich habe die Akten hier vor mir liegen. Ein Eid ist für einen Engel eine ernste Sache. So ernst wie in ›todernst‹. Aber jedes Wort muss dabei stimmen. Und es ist ein Geben und Nehmen. Er wird auf seine Kosten kommen wollen. In deinem Fall wahrscheinlich im wahrsten Sinne des Wortes.«
    Elena erschauderte, denn der Gedanke war ihr längst nicht mehr unangenehm. Mit dem Diamanten hatte das gar nichts zu tun. Es war die erotische Stimmung in der Nacht zuvor. Dunkle Lasterhaftigkeit, aber auch der heftigste sexuell aufgeladene Flirt, den sie je gehabt hatte. Ihr Körper war Wachs in seinen Händen gewesen, dabei hatte er sie kaum berührt. Was wäre wohl, wenn er in sie eindringen würde, heiß und hart– und wieder und immer wieder?
    Ihr wurde ganz heiß, sie presste die Schenkel fest zusammen und fühlte ihren Herzschlag auf einmal in der Kehle. »Ich bringe ihm die Rose zurück.« Auch wenn das Kunstwerk von außerordentlicher Schönheit war, sie konnte es nicht behalten.
    Sara missverstand sie. »Das wird nicht reichen. Du brauchst noch etwas anderes, um mit ihm zu verhandeln.«
    »Überlass das nur mir.« Elena bemühte sich, zuversichtlich zu wirken, doch in Wahrheit hatte sie keine Ahnung, wie man mit einem Erzengel Geschäfte machte.
    Er wird auf seine Kosten kommen wollen.
    Auf einmal spielten ihre Gedanken verrückt, und Saras Worte vermengten sich mit der Erinnerung an Mirabelles geschändeten Körper. Ihr wurde eiskalt. Was wäre, wenn Raphael einen Preis verlangen würde, der schlimmer war als der Tod?
    11
    Sie legte die Rohrpost auf Raphaels Schreibtisch. »Ich kann das einfach nicht annehmen.«
    Er machte ihr ein Zeichen mit der Hand, blieb aber weiter mit dem Rücken zu ihr am Fenster stehen, Telefon am Ohr. Irgendwie war es seltsam, einen Erzengel mit einem solch modernen Gegenstand zu

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