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Gilde der Jäger 01 - Engelskuss

Gilde der Jäger 01 - Engelskuss

Titel: Gilde der Jäger 01 - Engelskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Singh
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keine Sorgen, es war der Ort an sich. Zu Hause. Lange Zeit hatte sie gar keines gehabt– nachdem ihr Vater sie damals hinausgeworfen hatte, hatte sie gezwungenermaßen ihr Lager in der Gilde aufgeschlagen. Dagegen war auch nichts einzuwenden gewesen, nur dass es eben kein richtiges Zuhause war. Dann, als Sara und sie mit der Ausbildung fertig gewesen waren, hatten sie sich vorübergehend eine Wohnung geteilt. Das war ein offenes Haus gewesen, ein Zuhause, aber eben nicht nur ihres. Aber ihre jetzige Wohnung war ganz allein ihre.
    Eine einsame Träne rann ihr die Wange hinunter. »Es tut mir leid«, sagte sie, redete sich ein, mit ihrer Wohnung zu sprechen. Doch in Wirklichkeit sprach sie mit einem Erzengel. »Ich wollte dich doch nicht verletzen.«
    Frischer Meereswind strich durch ihre Gedanken. Warum hast du dann eine Waffe dabeigehabt?
    19
    Eine Stunde später zerrte Elena an den Fesseln, mit denen ihre Arme an den Stuhl gebunden waren, auf dem sie saß. Mit dem einzigen Ergebnis, dass sich der Strick um ihre Knöchel nur noch fester zuzog. Gefesselt wie Vieh, das zur Schlachtbank getrieben wurde! Ihre Arme waren verdreht und hinter der Lehne zusammengebunden; dann war das Seil sorgfältig um ihre Knöchel geschlungen und wieder zurück zu den Handgelenken geführt worden. Um dem Ganzen den letzten Schliff zu geben, war der Strick noch einmal um ihre Taille gelegt und schließlich im Rücken verknotet worden. Sie war nach allen Regeln der Kunst an einen Stuhl gefesselt, der viel zu schwer war, als dass sie ihn hätte umwerfen können.
    »Ich rieche Blut, Elena«, sagte Dmitri schleppend, als er zurückkam. »Versuchen Sie zu flirten?«
    Wütend starrte sie ihn an und dachte daran, wie er es genossen hatte, ihr die Waffen abzuknöpfen. Dabei hatte er sich in keiner Weise grob verhalten. Nein, er war die Sinnlichkeit in Person gewesen mit seinem verdammt berauschenden Geruch, der sich wie das mächtigste Aphrodisiakum durch ihren Körper geschlängelt hatte. Trotzdem hatte sie noch ein paar Tritte anbringen können– bevor sie gefesselt und mit desinfizierten Wunden in diesem kleinen Wohnzimmer irgendwo in den oberen Bereichen des Turms abgestellt worden war. »Wie geht es Raphael?«
    Dmitri baute sich vor ihr auf, sein dunkelgraues Jackett und seine tiefrote Krawatte hatte er abgelegt, sodass jetzt sein frisches weißes Hemd zum Vorschein kam. Die obersten Knöpfe standen offen, entblößten ein dreieckiges Stück herrlicher bronzefarbener Haut. Das war keine Bräune, dachte sie. Ganz offensichtlich stammte er aus einer heißeren Region, einer exotischen Gegend und… »Hören Sie auf!« Jetzt, da sie sich konzentrierte, konnte sie den feinen Duftstoff ausmachen, den er über jeden Zentimeter ihrer Haut verteilte.
    Er lächelte, und sein Lächeln versprach Schmerzen. »Ich habe doch gar nichts gemacht.«
    »Lügner.«
    »Ich gebe es zu.« Er rückte noch ein Stück näher, stützte sich mit den Händen auf die Armlehnen ihres Stuhls.
    »Sie reagieren sehr stark auf meinen Geruch.« Mit geschlossenen Augen atmete er tief ein. »Selbst verschwitzt und blutig duften Sie einzigartig. Am liebsten würde ich jetzt hemmungslos zubeißen.«
    »In diesem Leben nicht«, sagte sie, ihre Stimme heiser vor lauter Anstrengung, seiner wohldosierten Verführung zu widerstehen.
    Sie hatte Dmitri falsch eingeschätzt, weil er seine Macht nicht so offen verströmte wie die anderen alten Vampire, mit denen sie sonst zu tun gehabt hatte. Deshalb war er wohl auch eine Klasse für sich… und wahrscheinlich wäre er auch ohne Weiteres imstande, den Wirkungen eines Kontrollchips zu trotzen.
    Einige Jäger hatten ihr Leben dafür gelassen, um dieses Geheimnis zu bewahren– denn manchmal war diese eine Sekunde, in der der gestellte Vampir orientierungslos war und sich für gefangen und bewegungsunfähig hielt, die einzige, die einem Jäger blieb. In dieser Sekunde konnte er entweder entkommen oder zuschlagen. »Warum sind Sie so auf mich fixiert?«, fragte sie frei heraus und begrub ihr Wissen um die verhängnisvolle Schwäche des Chips in den Tiefen ihres Bewusstseins. Soweit Elena wusste, waren zwar Engel die Einzigen, die Gedanken lesen konnten– und für Engel bestand kein Anlass, die wirksamste Waffe der Jäger zu sabotieren–, doch sie wollte kein Risiko eingehen. »Sie sind so verdammt sexy«– Mist, das war nicht gelogen–, »die Frauen müssen sich Ihnen doch reihenweise an den Hals werfen. Was wollen Sie dann mit

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