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Gilde der Jäger 01 - Engelskuss

Gilde der Jäger 01 - Engelskuss

Titel: Gilde der Jäger 01 - Engelskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Singh
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Entfesselungskünste schließlich auf und sank erschöpft auf ihrem Stuhl zusammen. Zwar würde sie nicht schlafen können, doch sie konnte sich so weit ausruhen, dass, wenn Raphael erwachte, sie für den Showdown bereit wäre. Doch gerade als sie anfing, sich langsam zu beruhigen, fiel ihr das riesige Loch in ihrer Wohnung ein. »Dmitri!«
    Eine Minute später tauchte er auf, und nach seinem Gesichtsausdruck zu schließen, war er keineswegs erfreut.
    »Sie haben gerufen, Mylady?« Hätte er die Worte noch ein klein wenig schärfer herausgebracht, wäre wohl Blut geflossen.
    Blut.
    Wollte sie sich eigentlich umbringen? »Ich habe Ihr… Abendessen unterbrochen. Tut mir leid.«
    Er lächelte und ließ dabei nichts von seinen Reißzähnen sehen, auch wenn sie wusste, dass sie dort waren. »Bieten Sie sich als Wiedergutmachung an?«
    »Ich wollte wegen meiner Wohnung fragen– die Wand, haben Sie das Loch verschlossen?«
    »Warum sollten wir?« Er zuckte mit den Schultern und wandte sich zum Gehen ab. »Ist doch nur eine Menschenwohnung.«
    »Sie verdammter…«
    Blitzschnell drehte er sich zu ihr um, sein Gesicht ausdruckslos, tödlich, unheimlich. »Ich bin hungrig, Elena. Bringen Sie mich nicht dazu, mein Versprechen Raphael gegenüber zu brechen.«
    »Das würden Sie niemals tun.«
    »Doch, wenn Sie mich weiter drängen. Man wird mich bestrafen, aber Sie bleiben trotzdem tot.« Dann war er auf einmal verschwunden.
    Ließ sie allein zurück mit ihrem rasenden Herzen, das sich anfühlte, als wäre eine Lanze hindurchgestoßen worden. Ihr Zuhause, ihre Zuflucht, ihr Nest wurde in diesem Augenblick von Wind, Staub und, sollte der Himmel seine Pforten öffnen, auch noch von Regen zerstört. Am liebsten hätte sie sich zusammengerollt und sich die Augen ausgeweint.
    Über die einzelnen Dinge in ihrer Wohnung machte sie sich keine Sorgen, es war der Ort an sich. Zu Hause. Lange Zeit hatte sie gar keines gehabt– nachdem ihr Vater sie damals hinausgeworfen hatte, hatte sie gezwungenermaßen ihr Lager in der Gilde aufgeschlagen. Dagegen war auch nichts einzuwenden gewesen, nur dass es eben kein richtiges Zuhause war. Dann, als Sara und sie mit der Ausbildung fertig gewesen waren, hatten sie sich vorübergehend eine Wohnung geteilt. Das war ein offenes Haus gewesen, ein Zuhause, aber eben nicht nur ihres. Aber ihre jetzige Wohnung war ganz allein ihre.
    Eine einsame Träne rann ihr die Wange hinunter. »Es tut mir leid«, sagte sie, redete sich ein, mit ihrer Wohnung zu sprechen. Doch in Wirklichkeit sprach sie mit einem Erzengel. »Ich wollte dich doch nicht verletzen.«
    Frischer Meereswind strich durch ihre Gedanken. Warum hast du dann eine Waffe dabeigehabt?
    20
    Elena wurde ganz still, wie eine kleine Maus beim Anblick einer sehr großen, sehr bösen Katze mit riesigen Zähnen– mucksmäuschenstill. »Raphael?«, flüsterte sie, auch wenn sie diesen Duft nach frischem, klarem Regenwasser so gut kannte wie ihren eigenen. Und das ergab irgendwie keinen Sinn– wie konnte dieser Geruch in ihren Kopf gelangen?
    Schlaf endlich, Elena. Deine Gedanken halten mich wach.
    Sie holte tief Luft. »Wie geht es dir– deiner Verletzung?«
    Bist du gefesselt?
    »Ja.« Sie wartete auf die Antwort zu ihrer eigenen Frage.
    Gut. Ich möchte nicht, dass du verschwindest, bevor wir die Gelegenheit haben, über deine Vorliebe für Waffen zu sprechen.
    Dann war das Gefühl seiner Anwesenheit auf einmal aus ihrem Kopf verschwunden. Flüsternd rief sie seinen Namen, doch er hörte ihr nicht mehr zu. Ihre Schuldgefühle verwandelten sich rasch in Zorn. Dieser Mistkerl– er hätte sie freilassen können, aber er ließ sie hier einfach angebunden sitzen. Ihre Handgelenke waren wund, ihr Rücken tat von dem verdammten Stuhl weh und… »Er hat ein Recht darauf, wütend zu sein.« Raphael hatte sie in dieser Nacht auf dem Dach in fürchterliche Angst versetzt, doch er hatte ihr nichts zuleide getan. Wohingegen sie auf ihn geschossen hatte. Er hatte allen Grund dazu, erzürnt zu sein. Doch das musste ihr noch längst nicht gefallen.
    Und es blieb immer noch die Tatsache bestehen, dass er sie zu Sex hatte zwingen wollen.
    So demütigend es auch war, sie hatte ihm in dieser Nacht die Wahrheit gesagt– hätte er nur ein wenig abgewartet, hätte sie sich ihm höchstwahrscheinlich bei der nächstbesten Gelegenheit freiwillig an den Hals geworfen.
    Ihre Wangen brannten. Sobald sie hier raus war, würde sie sich Idiotin auf die Stirn tätowieren lassen.

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