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Gilde der Jäger 02 - Engelszorn

Gilde der Jäger 02 - Engelszorn

Titel: Gilde der Jäger 02 - Engelszorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Singh
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wimmelt …« Sie geriet ins Taumeln.
    Noch bevor sie selbst den Schwächeanfall als solchen registrieren konnte, hielt Raphael sie schon in seinen stählernen Armen fest. »So kannst du hier gar nichts ausrichten. Wir werden mit dem Vampir reden, wenn er aufwacht.«
    »Und der Tatort? Es muss alles aufgenommen werden, nur zur Sicherheit.«
    »Dmitri ist schon mit einem Team auf dem Weg hierher.«
    Es ging ihr gegen den Strich, einfach so sang-und klanglos aufzugeben, aber ihr Körper ließ sie im Stich. Sie konnte fast nicht mehr ihre Flügel heben, um der Blutlache auszuweichen. »Ich möchte wissen, was das Opfer selbst zu sagen hätte.« Ihre Worte kamen nur noch schleppend. Wer kaltblütig genug war, ein lebendes Wesen zu martern und mit einem Brandmal zu zeichnen, um es als Botschaft einzusetzen, würde wohl kaum besser sein als Uram, war ihr letzter Gedanke.
    Sire.
    Leise erhob er sich aus dem Bett, in das er Elena vor nur knapp einer Stunde gebettet hatte; sie lag auf dem Bauch, ihre Flügel wie eine mitternächtliche Umarmung ausgebreitet. Raphael zog sich seine Hose an und traf sich draußen auf dem Flur mit Dmitri. Das Gesicht des Vampirs war ausdruckslos, doch Raphael kannte ihn immerhin schon seit Hunderten von Jahren und ließ sich nichts vormachen. »Was hast du herausgefunden?«
    »Illium hat ihn erkannt.«
    »Woran?«
    »Offenbar trug der Mann einen Ring, den er Illium einmal beim Pokern abgeknöpft hatte.«
    Raphael hatte die Finger des Vampirs gesehen. Die meisten waren so zertrümmert gewesen, dass sie nur noch wie zermalmte Kieselsteinchen in einer dünnen Hauthülle gewesen waren. Und dennoch war die Haut unversehrt geblieben. Dieses Maß an Grausamkeit erforderte nicht nur viel Zeit, sondern auch Gefühllosigkeit und Konzentration. »Wer ist es?«
    »Er heißt Noel. Er ist einer von uns.«
    Eine wilde Wut packte Raphael. Niemand durfte seine Leute einfach so abschlachten. Doch noch bevor er etwas sagen konnte, fragte Dmitri: »Warum haben Sie mir nichts von dem Brandmal gesagt?« Wie eine Bombe schlugen die Worte ein – die Wunden waren noch frisch und nur dünn bedeckt von Schorf.
    5
    »Das Brandmal wird verblassen.« Raphael blickte dem Vampir fest in die Augen. »Es wird verblassen.«
    Eine Zeit lang sagte Dmitri gar nichts, schließlich holte er tief Luft. »Die Heiler haben etwas in Noels Brusthöhle gefunden. Anscheinend haben seine Peiniger ihm den Brustkorb aufgebrochen und so lange gewartet, bis die Verletzung wieder geheilt war, damit man es nicht sofort entdeckte.«
    Ein weiteres Indiz für die systematische Vorgehensweise der Angreifer. »Was war es denn?«
    Dmitri zog einen Dolch aus seiner Tasche heraus. Am Knauf war ein kleines, aber unverkennbares G eingraviert, das Zeichen der Gilde der Jäger. Zorn schnitt Raphael mit kalter Klinge durch sein Innerstes. »Der Täter will sich seine Position im Kader verdienen, indem er das zerstört, was ein anderer Erzengel geschaffen hat.«
    Und genau das sahen die Alten auch in Elena: Raphaels Werk, seinen Besitz. Sie verstanden nicht, dass er sie liebte, ihr mit Haut und Haaren ergeben war, dass er alles tun und jede Grenze überschreiten würde, nur um sie zu schützen. »Hast du am Tatort irgendetwas gefunden, das auf die Identität des Angreifers schließen lässt?«
    »Nein, aber nur wenige würden es wagen, dich herauszufordern«, sagte Dmitri und ließ den Dolch wieder in seiner Hosentasche verschwinden. »Und noch weniger würden sich einbilden, ungestraft davonzukommen.«
    »Nazarach hält sich in der Zufluchtsstätte auf«, sagte Raphael und deutete damit an, dass dieser inzwischen alt genug war, um ihnen gefährlich zu werden. »Finde heraus, wer außerdem noch als möglicher Anwärter infrage kommt.«
    »Es gibt nur einen, der kurz davorsteht, ein Erzengel zu werden.«
    Eigentlich waren solche Informationen dem Kader vorbehalten, aber Raphael vertraute Dmitri weit mehr als den anderen Erzengeln. »Doch der hätte es eigentlich nicht nötig, sich auf solche Spielchen einzulassen.« Wer zum Erzengel wurde, gehörte automatisch zum Kader. So einfach und gleichzeitig unvermeidlich war das.
    »Es muss einer der Alten sein.« In der Himmlischen Geschichtsschreibung wurde von ein paar seltenen Fällen berichtet, in denen Engel, obgleich keine Erzengel, in den Kader aufgenommen worden waren. Es war ihnen zwar nicht deren ungewöhnlich langes Leben beschieden, doch allein die Tatsache, dass es sie gegeben hatte, genügte, um die vagen

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