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Gilde der Jäger 02 - Engelszorn

Gilde der Jäger 02 - Engelszorn

Titel: Gilde der Jäger 02 - Engelszorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Singh
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gebildet. Galen ließ nicht locker und forderte sie zu einem weiteren Kampf heraus. Ihre Flügel schleppten schon ganz matt über den Boden, und die Muskeln in ihren Beinen zitterten vor Überanstrengung.
    Mistkerl! Sie wollte sich nicht von Galen fertigmachen lassen, mit Absicht wich sie seinen Stößen sehr schwerfällig aus … bis er einen winzigen Moment unaufmerksam war. Da machte sie einen Ausfall. Das Rapier drang ihm mehrere Zentimeter tief in die Schulter ein.
    Rot tropfte das Blut über seine gebräunte Brust.
    Die Zuschauer hielten entsetzt den Atem an. Aber Galen wand sich einfach aus der Klinge, senkte seine Waffe und streckte die Hand nach ihrer aus. »Gut. Das hätten Sie schon vor einer Stunde tun sollen.«
    Auch wenn sie ihn liebend gerne damit erstochen hätte, überreichte Elena ihm das Rapier. »Die Grundlagen habe ich begriffen, aber ich brauche noch etwas Zeit, um sie wirksamer einzusetzen.« Zeit, die sie nicht hatte.
    »Um das Messerwerfen kümmern wir uns später, erst einmal müssen Sie lernen, mit einer langen Klinge umzugehen, falls Sie auf engem Raum kämpfen müssen.« Aus blassgrünen Augen sah er sie an. »Und wenn Sie Lijuans Vorstellung von einem Ball überleben wollen, sollten Sie nicht wie ein Mensch kämpfen, sondern direkt auf die Halsschlagader zielen.« Ohne ein weiteres Wort verließ er den Kampfplatz.
    Am liebsten hätte sie sich jetzt sofort auf den Boden fallen lassen, aber der Stolz hielt sie auf den Beinen.
    Niemand stellte sich ihr in den Weg, als sie aus dem Ring stieg, doch noch bis hinauf in Raphaels Festung spürte sie die Blicke ihrer Zuschauer auf sich. Für den alltäglichen Gebrauch waren Pistolen und Messer die leichtesten und vielseitigsten Waffen, sinnierte sie beim Eintreten. Das Rapier war ihr ein bisschen zu lang, aber ein kürzeres Schwert … ja, damit könnte sie sich anfreunden.
    Schade um den Miniflammenwerfer in ihrem geheimen Arsenal. Er ließ sich nicht so ohne Weiteres herumtragen, und wenngleich er im Einsatz gegen Vampire sicher sehr wirksam wäre, würde er Engel höchstens in Rage versetzen. Im Kampf gegen einen Engel bestand ihre einzige Chance im Prinzip darin, ihn – oder sie – lange genug kampfunfähig zu machen, um einen Vorsprung für sich herauszuholen.
    Elena war gedanklich so mit den verschiedenen Möglichkeiten beschäftigt, dass sie erst Minuten später bemerkte, dass sie von der Haupthalle nach rechts statt nach links abgebogen war. Genauso gut konnte sie aber auch diesen Weg weitergehen, sie war einfach zu erledigt, um noch einmal umzukehren. Irgendwann würde auch dieser Gang sie zurück zum Haupttrakt führen. Sie rieb sich den Nacken. Sämtliche Wände waren mit kostbarer Seide in leuchtenden Farben behängt, die sich in der Brise, die durch die Oberlichter hereinkam, bauschte. Im Teppich wurde das Farbthema durch ein kräftiges, leicht ins Amethyst spielende Rosé wieder aufgegriffen.
    Die Luft trug ein Kichern zu ihr hinüber.
    Allmählich begann sie die Wirkung ihrer Umgebung zu spüren, sie blieb stehen. Samtweichen Fingern gleich umspielten sie die Farben: satt, exotisch und eine Spur zu aufdringlich. Zum letzten Mal war sie in New York an einem solch sinnlichen Ort gewesen, dem Vampirflügel im Turm. Dmitri hatte praktisch vor ihren Augen mit einer Blondine gevögelt. Dass beide dabei bekleidet waren, hatte keine Rolle gespielt, Blondie wäre um Haaresbreite gekommen.
    Zum Umkehren war es jetzt zu spät. Elena wappnete sich innerlich … und nahm den vertrauten Geruch eines jagenden Tigers wahr. Sie wollte so schnell wie möglich von diesem Ort verschwinden. Doch wie von einem inneren Zwang getrieben, drehte sie sich zu einer der offen stehenden Türen um, erhaschte einen Blick auf einen goldbraunen, muskelbepackten Rücken, und ob sie wollte oder nicht, sah sie, wie sich der dazugehörige Kopf mit der silbernen Mähne über den Hals einer Frau beugte, die ihre sexuelle Unterwerfung offenbar genoss und laut stöhnte.
    Eine Frau mit Flügeln.
    Wie angewurzelt blieb Elena stehen. Naasir trank von einem Engel, und dem Stöhnen und der Art und Weise nach zu urteilen, wie sich die Frau mit den Händen an seinem Bizeps festkrallte, ließ keinen Zweifel aufkommen, wer hier die Zügel in der Hand hielt. Unfähig, den Blick abzuwenden, beobachtete Elena, wie Naasir seine Hand um eine der großen festen Brüste schloss. Die Frau warf den Kopf in den Nacken und bot ihm ihren Hals dar – bettelte nach einem weiteren blutigen Kuss

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