Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gilde der Jäger 02 - Engelszorn

Gilde der Jäger 02 - Engelszorn

Titel: Gilde der Jäger 02 - Engelszorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Singh
Vom Netzwerk:
er stand einfach zu dicht vor ihr. In Anbetracht der Tatsache, dass die Hebelwirkung gleich null wäre, würde sie auch mit der zweiten Hand nicht viel ausrichten können.
    Nur dass Engelsflügel sehr empfindlich waren.
    Mit der freien Hand packte sie seinen Flügel und zog mit der anderen das Schwert. Galen tänzelte außer Reichweite, wobei sein Messer schneller verschwunden war, als sie sehen konnte. »Flügel«, sagte sie, und ihr wurde klar, dass er ihr gerade eine sehr wichtige Lektion erteilt hatte, »bieten mir den Vorteil eines Überraschungsangriffs, aber wenn ich zu nahe am Gegner bin, sind sie meine Schwachstelle.«
    »Im Moment noch, ja.« Galen hatte sich das Rapier geschnappt und fuhr damit durch die Luft. Das schlanke Zweikampfschwert wirkte viel zu zerbrechlich in seinen großen Händen. Sie würde ihr neu erworbenes Vermögen verwetten, dass Galens Wahl eher auf ein breites Schwert fallen würde. Schwer, massiv und wirksam.
    »Von nun an werde ich wohl die Armbrust benutzen müssen, um Vampiren einen Chip zu verpassen«, sagte sie und dachte sehnsüchtig an die Halsbänder – ihre Lieblingsmethode, Vampire kampfunfähig zu machen.
    In den Halsbändern war ein Chip eingearbeitet, der die Vampire außer Gefecht setzte, indem er ihr Gehirn vorübergehend umpolte. Nur so hatten die Jäger überhaupt eine Chance gegen ihre stärkeren und schnelleren Gegner. Elena war schon mit sich zurate gegangen, ob sie jetzt, da sie ständig von Vampiren umgeben war, sich ein paar illegale Kopien für ihren persönlichen Gebrauch besorgen sollte, doch ihr war ganz schnell klar geworden, dass ihr erster Einsatz einen solch ungeheuren Sturm entfesseln würde, dass er die Gilde womöglich zerstören würde, und Raphael würde es die Loyalität seiner Vampire kosten. Nicht ohne Grund wurde der Gebrauch der Chips streng reglementiert – Vampire wollten schließlich nicht ständig auf der Hut sein müssen.
    Elena konnte sich gut vorstellen, wie sich das anfühlte, die Kontrolle über den eigenen Körper zu verlieren, nur noch eine Marionette zu sein – schrecklich! Und in Wirklichkeit waren die meisten Vampire in der Zufluchtsstätte viel zu mächtig, um durch einen Chip kontrolliert zu werden. Dieses Geheimnis würde sie mit ins Grab nehmen. Denn manchmal blieb einem Jäger nichts weiter als der Überraschungseffekt und der Glaube des Vampirs an die Wirkung des Chips.
    »Sie wollen also ihren alten Posten in der Gilde wieder einnehmen?« Galens Ton war die Verkörperung seiner Missbilligung.
    »Was sollte ich denn Ihrer Meinung nach tun? Rumsitzen und hübsch aussehen?«
    »Sie sind eine Schwachstelle.« Unbarmherzige Worte. »Da draußen sind Sie eine leichte Beute für jeden, der es auf Raphael abgesehen hat. Eine kleine Geiselnahme und …«
    »Aus diesem Grund stehe ich ja hier und hole mir noch mehr blaue Flecken.« Keinesfalls würde sie jetzt klein beigeben. »Raphael will keine Prinzessin. Er will eine Kriegerin.«
    Meine Liebhaberinnen waren alle sehr kriegerisch.
    Das hatte ihr Erzengel einmal zu ihr gesagt. Und nun, da sie ihre Grenzen einmal festgesteckt hatte, bediente sich Raphael ihrer Fähigkeiten und Talente. Ganz bestimmt würde es diesem sauertöpfischen Zuchtmeister bei ihr nicht gelingen, die Grundfesten ihrer Beziehung ins Wanken zu bringen.
    »Sie haben ihn schon einmal fast das Leben gekostet.« Instinktiv blockte Elena seinen Messerhieb ab.
    Sie entwand sich ihm und hob das Rapier. »Er hatte sich entschlossen, mit mir zu Boden zu stürzen.«
    »Manchmal machen eben auch Erzengel Fehler.« Eine blitzschnelle Bewegung.
    Doch sie hatte seine Absicht an seiner Fußstellung erkannt und war schon zur Seite ausgewichen. Als Elena sich umdrehte, sah sie auf dem Boden neben sich ein Büschel ihrer Haare liegen, fein säuberlich von Galens Klinge abgesäbelt. Obgleich er wie ein Schwergewichtsboxer aussah, war er sehr wendig. »Jetzt machen wir also ernst.«
    »Wenn wir ernst machen würden, wären Sie längst tot.« Er beäugte kritisch ihre Hände. »Sie müssen unbedingt Ihren Griff ändern. So wie Sie das Messer jetzt halten, könnte ich Ihnen mit einem einzigen Hieb das Handgelenk durchtrennen.«
    »Gut, zeigen Sie es mir.«
    Das tat er und fügte hinzu: »Das Rapier ist im Grunde eine Hieb-und Stichwaffe. Nutzen Sie es auch so.«
    Der Rest des Vormittags verstrich in zunehmendem Maße anstrengend.
    Drei Stunden später war sie schweißgebadet, und eine Gruppe Schaulustiger hatte einen Kreis um sie

Weitere Kostenlose Bücher