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Gilde der Jäger 02 - Engelszorn

Gilde der Jäger 02 - Engelszorn

Titel: Gilde der Jäger 02 - Engelszorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Singh
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öffnen.
    Unwillkürlich erschauerte sie. Wir besuchen jetzt Sam. Danach komme ich vorbei. Elena hatte das bestimmte Gefühl, dass dieses Geschenk sie nicht in die richtige Stimmung für den Besuch bei einem kranken Kind versetzen würde.
    Komm in mein Büro. Ich schicke dir jemanden als Begleitung.
    Nur nicht Galen. Gegen seine Fähigkeiten, mit Waffen umzugehen, hatte sie nichts – der Mistkerl war verdammt gut. Aber seine Abneigung ihr gegenüber war viel zu deutlich zu spüren. Und obgleich sie ihn gerade erst kennengelernt hatte, wusste sie doch, dass er nicht so leicht von seinen Vorbehalten abzubringen war. Da war es doch besser, sie hatte so selten wie möglich etwas mit ihm zu tun.
    Die See zog sich wieder zurück. Ich muss gehen.
    Sie hätte ihn gerne noch nach der weiteren Entwicklung der Suche gefragt, entschied sich aber dann lieber zu warten, bis sie sich wegen des ominösen Geschenks trafen. Im Moment wollte sie sich ganz den Kindern widmen, die aufgeregt die letzten Vorbereitungen trafen, um ihren Freund zu besuchen … und nicht einem Erzengel, der nur an Toten Freude fand.
    Raphael flog in einen entlegenen Teil der Zufluchtsstätte, immer noch spürte er Elenas Gedanken in seinem Geist. Auf einem vor neugierigen Blicken geschützten Felsvorsprung wartete Elias auf ihn, die Bergwinde zausten ihm das goldene Haar. Raphael landete neben ihm auf dem zerklüfteten Felsen. »Was hast du herausgefunden?«
    »Sie haben nicht nur ihre Grenzen dichtgemacht«, entgegnete der andere. »Titus trifft Vorbereitungen, gegen Charisemnon in die Schlacht zu ziehen.«
    Selbst wenn es zu großem Blutvergießen kam, Erzengel mischten sich nicht in die Angelegenheiten anderer Erzengel ein, dennoch mussten sie die Sache weiter im Auge behalten. »Titus will also nicht wahrhaben, dass seine Beweismittel möglicherweise gefälscht sind?«
    »Er will nicht wahrhaben, dass ein einfacher Engel ihn an die Wand gespielt hat«, sagte Elias, »und dass der Anwärter, während sie in ihre Kriege verstrickt sind, ungeniert unsere Zufluchtsstätte schändet.«
    Raphael starrte auf die weißen Berggipfel, die jenseits der Schlucht lagen, und dachte über ihre Nichteinmischungspolitik nach. »Selbst bei einem Grenzkrieg werden Tausende ihr Leben lassen. Und dennoch halten wir es für einen angemessenen Tribut, um das Kräftegleichgewicht im Kader beizubehalten.«
    Elias ließ sich mit der Antwort Zeit. »Das ist eine sehr menschliche Sicht der Dinge, Raphael.«
    Dann wird sie dich töten. Sie wird dich sterblich machen.
    Das waren Lijuans Worte gewesen, nachdem sie ihm geraten hatte, Elena umzubringen.
    Und sie hatte recht gehabt – Elena hatte ihn verändert. Er blutete leichter, heilte schlechter. Aber sie hatte ihm auch eine höchst unerwartete Gabe verliehen. »Vielleicht habe ich dann aber noch meinen gesunden Verstand, wenn ich in Lijuans Alter bin.«
    »Zumindest hat einer von uns den Mut, die Sache beim Namen zu nennen«, nickte Elias zustimmend. »Sie ist nicht in einem positiven Sinn verrückt.«
    »Ihr Geist ist ungebrochen«, sagte Raphael, »aber wofür sie ihn einsetzt … sind nicht unbedingt Dinge, die sie tun würde, wenn sie wirklich bei Verstand wäre.« Lijuan hatte zunehmend alles Vertraute abgestreift, aber trotzdem in politischen Dingen stets Vernunft walten lassen.
    »Bist du dir da so sicher?« Elias beugte sich vor und hob einen Stein auf, der sich auf das glatte Felsgestein verirrt hatte. »Niemand von uns hat sie als junge Frau erlebt, aber es wird gemunkelt, dass sie selbst damals schon vom Tod fasziniert war. Manche sagen … nein, ohne Beweise kann ich sie nicht so einfach verleumden.«
    Raphael sprach aus, was sich der andere Engel nicht zu sagen getraute. »Dass sie die Toten mit in ihr Bett nahm?«
    Durchdringend blickte Elias ihn an. »Also hast du die Gerüchte auch gehört?«
    »Elias, du vergisst wohl, dass meine Eltern Erzengel waren.«
    »Caliane und Nadiel haben Lijuan in ihrer Jugend gekannt?«
    »Nein, aber sie kannten welche, die sie gekannt haben.« Und was die seinen Eltern erzählt hatten, hatten sie nur unter dem Siegel der Verschwiegenheit getan. Denn schon zu jener Zeit war Lijuan gefürchtet.
    »Nun ist sie die einzig wirklich Alte unter uns«, sagte Elias nachdenklich. »Man nennt uns unsterblich, aber irgendwann werden auch wir zu Staub.«
    »Nach Jahrtausenden«, erinnerte Raphael ihn. »Und wie Elena sagen würde: Bist du denn gar nicht neugierig, was dich danach

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