Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)
Flügelwölbung. Sie erzitterte, und ihr Flügel senkte sich wieder auf seinen Oberkörper. »Mit diesen Fingern könntest du mich zu einer ganzen Menge Sünden verleiten, Jason.«
»In der Lust liegt keine Sünde.« Das hatte Dmitri einmal mit sarkastisch verzogenem Mund zu ihm gesagt, wie um sich selbst zu verhöhnen.
Unter Mahiyas Lachen veränderten sich diese Worte und klangen mit einem Mal sinnlich und verspielt. »Das sollte ich wohl zu meinem Motto machen, wenn ich frei bin und ein Leben als ungenierte Hedonistin lebe.«
In seinem Kopf blitzten Bilder von ihr auf: In Rohseide und erlesenes Kaschmir gekleidet, lag Mahiya auf Kissen aus Satin, ihr Körper wurde von exotischen Düften liebkost und umschmeichelt, und ihre Lippen schlossen sich um eine köstliche Kleinigkeit. Er ließ die Fingerspitze an ihrer Wirbelsäule hinuntergleiten, um seine Hand flach in ihr Kreuz zu legen. Sacht streifte seine Hand die darunterliegenden Kurven. »Ich würde dich gern mit Duftölen massieren.« Bis ihre Haut glänzte und sie kraftlos in seinen Händen lag.
Diesmal klang ihr Lachen überrascht und etwas heiser. Sie rieb die Wange an seiner Haut, als sie sagte: »Du bist ein gefährlicher Mann – ich weiß nicht, ob ich dieses Vergnügen überleben würde.« Auf seine Brust gestützt, richtete sie sich halb auf und sah auf ihn hinunter, das Haar fiel ihr über die Schulter, und ihre Brüste waren von dem Laken bedeckt, das sie vor ihrem Oberkörper festhielt. Immer so sittsam, und doch wies sie im Bett keine seiner Forderungen zurück.
»Vanhi«, sagte sie, und ihre Miene wurde ernst, »hat noch etwas Wichtiges gesagt. Wegen dieser anderen Sache hatte ich vergessen, es dir zu sagen. Sie glaubt, diesen Vampir mit der knochenbleichen Haut und den scharlachroten Haaren schon einmal gesehen zu haben. Vor langer Zeit.«
Jason hörte zu und fügte diesen Punkt den Informationen hinzu, die er bereits hatte.
»Also?«, hakte sie nach, als er nicht antwortete. »Ich weiß, dass du vorhin unterwegs warst, um deiner Arbeit nachzugehen. Was hast du herausgefunden?« Ein finsterer Blick. »Denk nicht einmal daran, mich im Dunkeln zu lassen, Jason.«
Er hätte sie daran erinnern sollen, dass sie keine Trümpfe auf der Hand hatte, doch er wusste, er würde sie damit verletzen. Und er wollte sie nicht verletzen, diese Prinzessin, deren Herz so stark war, dass es dreihundert Jahre mit einem Erzengel überlebt hatte, der in ihr nur ein Mittel zum Zweck sah. »Der Mond gibt jede Menge Licht.«
Sie stieß einen gereizten Laut aus, senkte den Kopf, um ihn zu küssen, und grub dabei ihre Zähne in seine Unterlippe, doch es war kein schmerzhafter Biss. »Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt für deinen Spionhumor.«
Bei jeder anderen Frau hätte er geglaubt, sie würde das Nachglühen ihrer Intimität dazu benutzen, ihn zu beeinflussen, aber dies war Mahiya – die in einer Brutstätte der Lügen aufgewachsen war und dennoch für sich entschieden hatte, diese Mittel selbst nicht einzusetzen. Er streichelte ihr mit der Hand übers Kreuz, als er sagte: »Ich habe ein Paar ausfindig gemacht, das sich daran erinnert, vor drei- oder vierhundert Jahren einen Vampir an Nehas Hof gesehen zu haben, auf den diese Beschreibung passt.«
»Genauer bestimmen können sie es nicht?«
»Mit fünftausend Jahren …«
Mahiya seufzte. »Ihre Erinnerungen sind in geheimen Winkeln ihres Geistes versteckt, wie bei Vanhi.« Eine nachdenkliche Pause, dann sagte sie: »Vor knapp über dreihundert Jahren ist Eris in seinen Palast verbannt worden, und meine Mutter wurde hingerichtet.«
Nachdem man sie lange genug am Leben gehalten hatte, damit sie das Kind gebären konnte, das sie in ihrem Leib trug.
Die Worte hingen unausgesprochen zwischen ihnen.
»Sie waren nicht die Einzigen«, sagte Jason, der sich fragte, wie viel Mahiya wohl wusste. »Alle, die von der Affäre wussten und Eris und Nivriti geholfen hatten, wurden ebenfalls hingerichtet. Andere, die nur auf Nivritis Seite waren, wurden ins Exil geschickt.«
Mahiya stützte sich auf seiner Brust ab, um sich aufrecht hinzusetzen. Ihr Flügel streifte seinen Körper, dann war ihre Wärme plötzlich verschwunden. »Ein Mann, der sich am Rande ihrer Kreise bewegte«, murmelte sie, »hätte als Mitläufer gegolten. Also Exil.«
»Eine vernünftige Schlussfolgerung.« Wenn man sich auf eine einzige Möglichkeit konzentrierte, derer man sich noch nicht vollkommen sicher war, schuf man tote Winkel, in denen
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