Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)
»Unfall« wäre nötig, um sich eines unbequemen Engels und des Meisterspions, der ihn beschützte, zu entledigen. Die Tunnel, sagte sie. Hat dir Illium eine Karte gegeben?
Ja. Bleib so dicht bei mir, wie du kannst, ohne dich in meinen Flügeln zu verfangen.
Den Grund für seine Anweisung erkannte sie einige Augenblicke später, als zwei Wachen auf dem Weg zu ihrem Palast an ihnen vorübergingen, ohne ihnen auch nur zuzunicken, obwohl Mahiya und Jason ungeschützt in einer Nische direkt am Wegesrand standen. In der Annahme, die beiden hätten nur einen verschwommenen Fleck Dunkelheit gesehen, wurde sie zu Jasons Schatten, während sie sich in vorsichtigem, aber beständigem Tempo durch die Festung bewegten.
Anstatt die Innenhöfe zu durchqueren, wählte Jason einen Weg durch die Gebäude und führte sie durch verlassene Gänge und schwere Türen, bis sie in einen kleinen Garten hinaustraten, der nur von einigen wenigen Teelichten beleuchtet war. Mahiya erinnerte sich, dass er zu einem nicht mehr benutzten Palast gehörte. Die Kerzen zeugten davon, dass der Garten gelegentlich von Pärchen benutzt wurde, die für sich sein wollten, aber in dieser Nacht saß niemand auf den Bänken.
Vor der Tür, durch die sie hinausgetreten waren, herrschte Dunkelheit. Jason blieb stehen, und einen Augenblick später sah Mahiya einen Schatten um die Kerzen herumwirbeln und selbst dieses gedämpfte Licht auslöschen. Kannst du sehen?
Nicht gut.
Eine warme Hand griff nach ihrer.
Mit der katzenhaften Anmut eines Mannes, der in der mondlosen Nacht zu Hause war, führte Jason sie ins Zentrum des Gartens zu einem Podest, auf dem die Statue eines namenlosen Engels stand, die Flügel flugbereit ausgebreitet. Ein Drehen am rechten Handgelenk der Statue, gefolgt von einem kräftigen Ziehen am Flügel auf der anderen Seite, und ein Teil des Podests öffnete sich. Die Tür war schmal, der Eingang nicht für geflügelte Wesen gedacht, aber Mahiya unterdrückte ihre aufkommende Klaustrophobie und ging hinein. In ihrem Rücken spürte sie Jasons beruhigende Körperwärme, als er ihr dicht auf den Fersen folgte.
In der nächsten Sekunde glitt die Tür wieder zu.
Schreckensgeister zischten in der stygischen Finsternis, und sie glaubte, sie würde in Panik ausbrechen – bis ein sanft glimmendes Licht den Raum erfüllte und direkt vor ihr eine wärmespendende Leuchtkugel in der Luft schwebte. Von einem Mann, dessen Macht sich in den Farben der Mitternacht manifestierte, hätte sie dergleichen nicht erwartet, aber sie war überaus dankbar dafür. Danke, sagte sie, als sie wieder atmen konnte, denn nun sah sie, dass es in diesem winzigen Raum keine Schlangen gab.
Jason legte den Arm um sie. Unter deinen Füßen werden sich gleich Treppenstufen zu einem Tunnel auftun. Sobald das passiert, läufst du hinunter. Er drückte auf etwas in der Wand, und die Hälfte des Fußbodens gab nach. So schnell du kannst, Prinzessin.
Er brauchte ihr nicht zu erklären, warum. Auch wenn Neha es später vielleicht bereuen würde, ihnen etwas angetan zu haben, auch wenn sie ihre Ehre dadurch befleckt sähe, sie wären dennoch tot. Mahiyas Flügel schabten an den Wänden des engen Treppenschachts entlang, als sie dem vor ihr schwebenden Leuchtfeuer folgte, dann begab sie sich in den nicht weniger engen Tunnel.
Etwa zwei Minuten später stolperte sie schließlich in einen anderen, viel breiteren Tunnel.
Bieg nach links ab. Mit dieser Anweisung holte Jason auf, um neben ihr zu gehen. Beide konnten sich jetzt wieder ganz aufrichten. Ein einzelnes Paar Fußspuren führte vor ihnen durch den Staub.
Venom?
Er sagt, er kenne diese Tunnel wie eine Schlange ihr Nest.
Wie aufs Stichwort kreuzten zwei Schlangen ihren Weg. Mahiya blieb stehen, sah sich die Farben ihrer ledrigen Haut an und seufzte auf. Sie sind nicht giftig. Neha pfuschte nicht in der Natur herum, solange sie keinen besonderen Grund dafür hatte.
Jason sah sie prüfend an. Du hast keine Angst.
Nicht bei Licht, antwortete sie ehrlich.
Es waren nicht die letzten dieser Kreaturen, die ihnen begegneten, aber größtenteils wollten die Schlangen nur ihre Ruhe haben oder waren neugierig. Nur eine verhielt sich aggressiv und starb einen schnellen Tod durch die Obsidianklinge von Jasons Schwert. Von einem Atemzug zum anderen zerfiel ihr Körper zu Asche.
»Ist es das Schwert?«, fragte sie laut, weil sie spürte, dass sie zu tief unter der Erde waren, als dass der Schall nach außen dringen konnte. »Das
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