Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Titel: Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
Vom Netzwerk:
wehte der kühle Nachtwind Jason ein paar lose Haarsträhnen aus dem Gesicht. »Wenn Nivriti klug war, hat sie wenigstens einen ihrer Getreuen in Nehas engerem Kreis platziert, als diese ihren Hof gerade erst gründete.«
    Und selbst Erzengel, dachte Mahiya und legte ihre Hand auf seine, konnten ihr Vertrauen den falschen Personen schenken.
    Jasons Hand schloss sich um ihre. »Sieh nur.«
    Seinem Blick folgend, sah sie einen Engel in die Luft steigen und direkt über der Erzengelfestung schweben. Dem tödlichen Leuchten nach, das die Gestalt umgab, konnte es nur Neha sein. Mahiya wandte den Kopf nach rechts, in der Hoffnung, ihre Mutter wäre inmitten der vielen Kämpfer geschützt, aber nein, sie schwebte an der Spitze ihrer Soldaten.
    Neha flog auf Nivriti zu und Nivriti auf Neha. Währenddessen sammelten sich Nehas Soldaten über der Festung. Diese Soldaten waren eine Beleidigung, kaum ein ganzes Geschwader. Als die Zwillinge sich über der Stadt gegenüberstanden, wusste Mahiya, dass die Bevölkerung staunend und verängstigt zu ihnen aufsehen musste. Denn wenn Erzengel leuchteten, gab es Tote.
    Neha und Nivriti waren nur wenige Meter voneinander entfernt, gerade weit genug, um sich nicht mit ihren Flügeln in die Quere zu kommen, und doch nahe genug, um miteinander sprechen zu können. Mahiya hätte alles dafür gegeben, in diesem Augenblick dort oben zu sein und zu hören, was sie zueinander sagten. Aber was es auch war, es sah aus, als würde ihre Mutter lachend den Kopf zurückwerfen und dann eine Verbeugung andeuten, die so unecht war, dass Mahiya es selbst auf diese Entfernung erkannte.
    Nehas Leuchten wurde stärker … und Nivriti ließ den Arm sinken, den sie über den Kopf gehoben hatte. Ihre Soldaten schwärmten auf die Festung zu, und Nehas Streitkräfte strömten ihnen entgegen. Beide Truppen machten einen Bogen um die beiden Frauen im Zentrum des Geschehens. Neha und Nivriti schwebten immer noch voreinander, während Stahl klirrte und Flügel von Armbrustbolzen zerrissen wurden, sie waren in einem Kampf der Willenskräfte gefangen, den Mahiya nicht begreifen konnte. Die eigene Schwester zu töten … den eigenen Zwilling … das ist unvorstellbar, Jason.
    Sie sind dumm. Ein schroffes Urteil. Sie begreifen nicht, dass sie im Besitz eines kostbaren Geschenks waren, das sie nicht hätten wegwerfen dürfen.
    Melancholisch und gespenstisch drangen ihr die düsteren Klänge der Erkenntnis bis ins Mark. Neha und Nivriti waren als zwei Hälften eines Ganzen auf die Welt gekommen. Wären sie einander über die Jahrhunderte hinweg in Freundschaft und Treue verbunden geblieben, hätte Neha als Erzengel die vertrauenswürdigste aller Verbündeten an ihrer Seite gehabt. Und Nivriti wäre Stellvertreterin eines Erzengels geworden, ein höheres Amt konnte man nicht erlangen, wenn man nicht selbst zum Kader gehörte. Und außerdem hätten sie beide jemanden gehabt, der ihnen auf jede Frage absolut zuverlässig die Wahrheit gesagt hätte. Ein solches Vertrauensverhältnis hätte sie leicht vor vielen Fehlern bewahren und ihnen ein glücklicheres Leben bescheren können.
    Aber sie hatten dieses Geschenk weggeworfen, hatten sich von Stolz und Dünkel entzweien lassen – und jetzt war Neha eine Frau ohne Gemahl und ohne Kind, die kurz davorstand, ihre Schwester zu töten, ihr eigen Fleisch und Blut. Und Nivriti war so von ihrem Zorn zerfressen, dass sie lieber riskierte, ihr Kind nie wiederzusehen, als ihr Streben nach Rache aufzugeben.
    Das Leuchten, das Neha umgab, wurde weißglühend.
    »Himmlisches Feuer«, flüsterte Mahiya. Die tödliche Macht, die selbst einen Erzengel töten konnte.
    Jason schüttelte den Kopf. »Neha kann kein himmlisches Feuer erzeugen. Aber das, was sie kann, ist für die anderen im Kader mindestens genauso tödlich.« Noch während er sprach, schoss eine grüne Peitsche aus Nehas Hand hervor, so schnell wie die Schlangen, die so zutraulich zu ihr kamen.
    Beinahe im selben Augenblick, als die Peitsche hervorschnellte, schloss Nivriti die Flügel und ließ sich fallen, die Bewegung war so schnell, dass Mahiya ihr nicht mit dem Blick folgen konnte. »Was war das?« Sie war nicht sicher, ob sich ihre Frage auf Neha oder auf Nivriti bezog.
    »Im Kader nennt man es die Giftpeitsche«, antwortete Jason. »Es ist nur eine einzige Berührung mit der Haut nötig, damit sie ein tödliches Gift in die Blutbahn abgibt. Wie auch beim himmlischen Feuer kann ein Erzengel einige Streifhiebe verkraften,

Weitere Kostenlose Bücher