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Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Titel: Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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längst aufgeflogen.
    »Warum bist du ausgepeitscht worden?«, fragte er die weitaus gescheitere Frau an seiner Seite.
    Kein Zögern in Mahiyas Schritten. »Welches Mal meinst du?«
    Seine Fingernägel gruben sich ihm in die Handflächen. »Das letzte Mal.«
    »Ich habe mich einem hochrangigen Höfling gegenüber respektlos verhalten.«
    »Hatte er Respekt verdient?«
    Mahiya war nicht überrascht über die Frage von diesem Mann, der sich an keine der üblichen Verhaltensregeln hielt und einen Zorn in ihr entfachte, bei dem sie sich in gefährlichem Maß selbst vergaß. Sie sagte: »Nein.« Es hatte keinen Sinn, ihn jetzt anzulügen.
    »Dann war es die Hiebe wert.«
    Es war ein seltsames Gefühl, so völlig von der Notwendigkeit befreit zu sein, ihre wahren Gedanken zu verbergen. Als wäre sie betrunken. »Nein.« Ihre Wut war noch immer so kalt, dass sie brannte. »Denn als ich zerschlagen und schwach war, hat er bekommen, was er wollte.« Mahiya hatte sich zu seinen Füßen niederwerfen und um Vergebung für die Kränkung betteln müssen, die sie ihm angetan hatte. Nur durch ihre hartnäckige Weigerung, nicht wie Neha zu werden, hatte sie nicht in der Bitterkeit und dem Hass geschmort, die an diesem Tag in ihr hatten gedeihen wollen. »Ich habe gelernt, meine Schlachten zu wählen.«
    Jasons Augen, so dunkel wie feinste Schokolade, ruhten einen endlos langen Augenblick auf ihr, bevor er knapp nickte. »Solange du nur weiterkämpfst.«
    Wieder strömte heiße Wut durch ihre Adern, und es kostete sie alle Beherrschung, ein äußerlich höfliches »Ja, Mylord« hervorzupressen.
    Die folgende, vollkommen reglose Pause rief ihr in Erinnerung, dass der Mann, den sie verhöhnte, so gefährlich war, dass er dem Blick eines Erzengels, ohne zu blinzeln, standhielt. Dann sagte er: »Ich entschuldige mich. Ich weiß nichts über die Kämpfe, die du bereits ausgefochten hast, und auch nicht, welche Entscheidungen du getroffen hast, um zu überleben.«
    Kein Mann hatte sich je bei ihr entschuldigt, und eine solche Reaktion gerade bei diesem Mann zu erleben, erschütterte sie so sehr, dass sie kein Wort sagte, als er sich umdrehte und seinen Gang durch die Festung wieder aufnahm. Jetzt hatte er die Führung übernommen, und obwohl sie direkt neben ihm ging, wusste sie, dass er mehr hörte und sah als sie.
    Er war überaus faszinierend.
    Gefährlich und unberechenbar und beängstigend intelligent. Und doch wollte sie mit dem Finger über diese Klinge fahren, selbst wenn sie sich daran schneiden würde. Sie wollte mit dem Feuer spielen, wollte ein Risiko eingehen, das sie vernichten konnte.
    Ihr Blick fiel auf das Tiefschwarz seiner Flügel. Es kribbelte sie in den Fingern, diese Flügel zu erkunden, fast so, als hätte ihr stummes Eingeständnis, wie sehr sie sich von ihm angezogen fühlte, eine Tür geöffnet, von der sie nicht gewusst hatte, dass sie geschlossen war. Aber …
    Ihre Augen glitten an ihm vorbei, obwohl er direkt hier war.
    Plötzlich wieder vollkommen aufmerksam, stellte sie fest, dass die meisten der Wachen nicht einmal seine Gegenwart bemerkten, obwohl sie Mahiya mit einem knappen Nicken grüßten. Wenn sie ihn mit solcher Konzentration ansah, dass hinter ihren Augen ein dumpfer Kopfschmerz zu pochen begann, konnte sie seine Umrisse erkennen, aber im nächsten Augenblick trat er in den Schatten einiger Pflanzen, der hoch oben auf eine Mauer fiel, und war verschwunden.
    Ohne nachzudenken, streckte sie die Hand aus, und ihre Finger streiften den Rand seines Flügels. Die Federn fühlten sich glatt und warm unter ihren Fingerspitzen an.
    Er erstarrte, jeder Muskel in seinem Körper war angespannt.
    Hitze strömte in ihre Wangen, als sie erkannte, wie vollkommen unentschuldbar ihr Verhalten war, und die Hand sinken ließ. »Es tut mir leid … aber ich konnte dich nicht sehen.«
    »Ich verstehe mich sehr gut darauf, ungesehen zu bleiben.« In seiner Stimme lag nichts von dem Unmut, den sie erwartet hätte, nachdem sie Zeugin geworden war, wie er Komal vor einer Berührung gewarnt hatte. »Ich habe Hunderte Jahre Übung darin.«
    Sie glaubte ihm nicht, aber man brauchte kein Genie zu sein, um zu erkennen, dass der Meisterspion ihr seine Geheimnisse nicht verraten würde. »Dennoch entschuldige ich mich.« Noch immer kribbelten ihre Finger von der flüchtigen Berührung. »Ich hatte kein Recht dazu.«
    »Eigentlich hattest du das doch«, sagte er zu ihrer Überraschung, während seine Tätowierung im Sonnenlicht zu

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