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Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Titel: Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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zusammen und wartete, bis Mahiya es ihm gleichtat. Dann sah er sie an. »Hast du denn wirklich«, fragte er in ruhigem, beherrschtem Ton, »so wenig Selbstachtung, dass du dich von Neha wie etwas behandeln lässt, das sie sich von der Schuhsohle gekratzt hat?«
    Der Schock über diesen unerwarteten Schlag traf sie so hart, als hätte er ihr die Faust in den Brustkorb gerammt und dabei ihre Knochen nach innen gebogen, wo sie an ihrem Fleisch zerrten und rissen und ihr Blut vergossen.
    Sobald er die Worte ausgesprochen hatte und Mahiyas Gesicht sich weiß verfärbte, wusste Jason, dass er einen Fehler gemacht hatte. Ihr Atem ging stoßweise. Es war lange her, dass er etwas Gedankenloses gesagt hatte, und er wusste, dass der Zorn darüber, wie Mahiya Nehas Behandlung hingenommen hatte, sein Denken getrübt hatte.
    Er trat einen winzigen Schritt näher und breitete die Flügel aus, als wollte er sie recken und strecken. »Wir werden beobachtet.« Er ließ seine Stimme wie einen Peitschenhieb klingen. »Du darfst unter keinen Umständen aufgeben.«
    Die schroffe Anweisung ließ sie blinzeln, und dann war es, als hätte jemand eine Stahlstange durch ihr Rückgrat getrieben. Ihre goldbraunen Augen funkelten wild vor Wut. »Ein Test, Meisterspion? Wenn ja, bin ich wohl durchgefallen.«
    Jetzt sehe ich dich also endlich wieder, Mahiya. »Ich hätte mich vorsichtiger ausdrücken können, aber das hätte am Kern meiner Frage nichts geändert.«
    Statt sich in die Abgeschiedenheit des Palasts zurückzuziehen, schritt sie über die angelegten Wege des Hofgartens, ihre Wut nun fest unter Kontrolle. Alles um sie erstrahlte voller üppiger Blüten, die dem Wüstenklima trotzten; das Wasser, das an den Seiten des Pavillons herablief, spendete einen kühlen Lufthauch. »Soll ich dir dafür danken, dass du mich einen rückgratlosen Feigling genannt hast?«
    »Nein«, sagte er. Sein eigener Zorn war nun viel stärker gemäßigt, aber um nichts weniger gefährlich. »Aber du musst wissen, dass Schwäche, sei sie echt oder vorgetäuscht, die Raubtiere nur noch mehr reizt.« Und die Erzengel waren die Alphatiere unter den Räubern auf diesem Planeten. »Neha schätzt diejenigen, die sich ihr entgegenstellen – du hast die Kraft dazu.« Sie war nicht rückgratloser, als er dumm war. »Du hast keinen Grund, dich tot zu stellen.«
    Dunkles Rot legte sich über ihre Wangenknochen, ihre Hände ballten sich zu Fäusten. »Glauben Sie nicht, dass Sie nach einem Tag erzwungener Nähe mich oder mein Leben kennen, Mylord.« Mit diesen eisigen Worten kehrte sie dem Garten den Rücken und führte Jason durch eine Tür in die kühlen Innenräume der Festung. Sie ging immer weiter, bis er glaubte, sie müssten auf der Ebene sein, auf der sich der Juwelenpalast befand.
    Sie wechselten kein Wort mehr, bis Mahiya vor einer Reihe von Türen stehen blieb, die mit dem vertrauten Motiv von schlanken Vasen verziert waren. In die Schnitzereien waren Achate und andere Steine eingelassen, die wie grüne Turmaline aussahen. Die Türen standen offen, aber dort, wo sie standen, blieben er und Mahiya noch vor den Blicken derer verborgen, die sich dahinter aufhielten. Diesen Vorteil nutzte er, um das Zimmer und die Personen darin zu mustern.
    Der geräumige und in weiten Teilen unmöblierte Raum ging auf einen breiten Balkon hinaus. Von dort fiel Sonnenlicht ein, ebenso wie durch die winzigen Quadrate des Gitterwerkfensters zur Rechten. Die Beleuchtung war hell, aber nicht hart und warf goldenes Licht auf die Engel und Vampire, die zu zweit oder in kleinen Grüppchen herumstanden, sich unterhielten und lachten. Alle waren in kostbare Stoffe gekleidet, die funkelten und glitzerten, in ihren Haaren und an den Ohren schimmerten Diamanten wie Tropfen aus Eis.
    »Höflinge«, sagte Mahiya in kühlem Tonfall. »Ein privater Empfang, bei dem sie ihren Putz vorführen können, ohne Nehas Anstoß zu erregen. Ich kann dich vorstellen.«
    Mit einem Kopfschütteln lehnte er das Angebot ab und trat einige Schritte nach rechts – zu einer Tür, die, wie er gehofft hatte, direkt auf einen anderen Balkon führte. Dieser verlief parallel zu dem Zimmer mit den Höflingen und eignete sich bestens für Jasons Zwecke, weil er klein und nicht mit dem breiteren Balkon verbunden war, den er am Ende des Raumes gesehen hatte. Er trat hinaus und lehnte sich gegen den sonnenwarmen Stein neben dem Gitterwerkfenster, wo er sich niederließ und zuhörte. Dabei war er sich Mahiyas schweigsamer

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