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Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Titel: Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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Aufwartung zu machen, wenn er in der Gegend ist.«
    Nehas Lachen hallte von den Marmorwänden wider. »Und doch hat er es gewagt, sich zu Raphael zu flüchten, sobald sein Vertrag erfüllt war.«
    »Ich glaube, Sie wären von ihm enttäuscht gewesen, hätte er nicht genug Rückgrat bewiesen, um seinen eigenen Weg zu gehen.« Allerdings wäre sie sicher nicht erfreut, wenn sie wüsste, wie mächtig der Vampir in den vergangenen Jahren wirklich geworden war.
    Nehas Lächeln vertiefte sich, als sie sagte: »Ich bewillige seinen Besuch, wenn er akzeptiert, dass der Schwur, der dich bindet, während seiner Anwesenheit auch für ihn gilt. Hoffen wir, dass er ein Geschenk mitbringt, das meinen Zorn über seine Abtrünnigkeit mildert.«
    Was Venom mitbrachte, war nichts, womit sie gerechnet hätte. Keine exotische Schlange, keine Halskette in Gestalt einer Kobra, keinen juwelenbesetzten Kamm und auch keinen seltenen Wein.
    »Erkläre mir das«, sagte Neha mit kühler Stimme, als sie den mechanischen Affen auspackte, der trommelte und mit irrer Freude Becken aneinanderschlug, während er auf dem saphirfarbenen Seidenteppich vor Nehas Thron im Kreis lief.
    Venom schaltete das Spielzeug ab. »Es ist ein Lächeln, Mylady.« Aus seiner hockenden Stellung blickte er zu ihr auf, und das durch die Fenster einfallende Sonnenlicht traf auf das schockierende Grün seiner Augen, die in keinerlei Hinsicht menschlich waren. Die schlitzförmigen Pupillen zogen sich in der Helligkeit zusammen. »Ich dachte, das brauchten Sie dringender als Juwelen. Ganz besonders heute.«
    Eine Minute lang schwieg Neha, ehe sie seufzte und ihn mit einer Geste aufforderte, sich zu erheben. »Bring das in meine Privatgemächer«, sagte sie zu einem Diener, der diskret im Hintergrund stand, und Jason wusste, dass die Gefahr vorüber war. Das Risiko, Eris’ Bestattung zu erwähnen, hatte sich gelohnt.
    Als der Diener gegangen war, sagte sie. »Erzähle mir – was tust du in Raphaels Turm?«
    Es war eine Fangfrage, die von Venom verlangte, seine Loyalität aufzuteilen, aber der Vampir meisterte sie, ohne zu lügen – und ohne Geheimnisse zu verraten. »Ich lerne, stärker und besser zu werden. Ab jetzt arbeite ich unter Galen.«
    »Ja, dieser Mann versteht etwas von Geduld. Im Gegensatz zu dir.«
    »Das liegt in meiner Natur.« Venom zuckte die Schultern, und Jason wusste, dass er von den Impulsen sprach, die er von der Königin der Schlangen und der Gifte empfangen hatte.
    Nehas Mundwinkel hoben sich zu einem schwachen Lächeln. An die Stelle blanker Berechnung, von der die vorige Frage begleitet gewesen war, trat amüsierte Zuneigung. »Wann erwartet dich der barbarische Waffenmeister?«
    »Ich habe noch Zeit. Wenn Sie es freundlicherweise gestatten, würde ich gern bleiben und einige Freunde treffen, die ich seit vielen Jahren nicht gesehen habe.«
    Nehas Augen veränderten sich auf diese unfassbar flinke Art, gerade noch braun, dann ein ungleichmäßiges Grün mit einem Schlitz darin. Es ging so schnell, dass Jason fast glauben konnte, es sich nur eingebildet zu haben. »Raphael möchte also einen zweiten Spion in meinem Hof einschleusen?«
    »Sie beleidigen Jason, Mylady.« Entwaffnender Charme. »Im Vergleich zu einer geschmeidigen Kobra wie ihm bin ich ein riesiger, trampelnder Elefant.«
    Entnervtes Kopfschütteln. Der Erzengel wirkte so duldsam, wie Jason ihn bei niemandem außer Eris und Anoushka erlebt hatte. »Bleib ruhig hier und spiel deine Spielchen. Aber Venom? Vergiss nie, wer ich bin.«
    Venom neigte sich über ihre Hand und drückte seine Lippen darauf. »Ich werde niemals vergessen, wer Sie sind, Mylady – Sie haben keinen Dummkopf erschaffen.«
    Als Venom und Jason später auf die Mauer über einem der riesenhaften Festungstore hinaufstiegen, bemerkte Jason, dass der Vampir mit einem Seufzen auf die Stadt unter ihnen blickte. Die meisten Häuser schienen sich an den Boden zu kauern, aber selbst die kleinsten hatten leuchtend bunt gestrichene Türen, rote Fensterläden oder blaue Dächer. »Du vermisst diese Gegend.«
    »Manchmal.« Ein Windstoß fuhr durch Venoms Haar, der auch an Jasons Zopf riss. »In diesem Land wurde ich geboren, in dieser Festung gewandelt. Es wird immer einen Platz in meinem Herzen haben, obwohl meine Loyalität Raphael gilt.«
    Jason dachte an die palmenbewachsenen Pazifikstrände, an die abgelegene Insel, die ihm gehörte, und die er aufsuchte, wenn er aus der Welt verschwinden wollte. Es war zwar nicht seine

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