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Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Titel: Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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dass auf einem kleinen Tisch neben einer ausgeschalteten Lampe ein kleiner Beutel Möhren lag, als hätte Mahiya ihn dort abgelegt und dann vergessen.
    »Da du so nett gefragt hast …« Ihre Lippen zuckten, als sie ihm einschenkte und anschließend die Abdeckungen von den Tabletts zwischen ihnen nahm. »Ich hatte Lust zu kochen, also hast du einiges zur Auswahl. Möchtest du von allem etwas probieren?«
    »Ja.« Er wusste, dass er eigentlich Einwände dagegen erheben müsste, wie sie ihn bediente, aber es schien ihr zu gefallen … und ihm gefiel es ebenfalls. Also nahm er schweigend den Teller entgegen, auf dem sie Speisen für ihn zusammengestellt hatte. Während sie aßen, wurden seine Gedanken von Erinnerungen überflutet. Daran, wie er zu kochen versucht hatte, nachdem er allein zurückgeblieben war, wie ihm alles angebrannt war und er sich eine Zeit lang von Früchten und rohem Maniok ernährt hatte, bis sein Magen rebellierte.
    Später, nach seiner Ankunft in der Zufluchtsstätte, hatte er trotz seines chronologischen Alters wie ein Erwachsener behandelt werden wollen, und niemand hatte ihm widersprochen. Bevor er Mahiya kannte, hätte er nicht behaupten können, dass er die stillen Zeichen von Fürsorge vermisst hätte, die sich dadurch ausdrückten, dass jemand darauf achtete, ob man etwas aß oder nicht.
    »Und jetzt«, sagte er, nachdem sie die Teller abgeräumt hatten und Mahiya ihnen erfrischenden, starken Pfefferminztee eingeschenkt hatte, »sage mir, ob dein Magen nachher aus demselben Grund so zugeschnürt sein wird, aus dem du Angst hattest, die Tür zu öffnen.«
    Mahiya sah ihn über den Rand ihrer Teetasse hinweg an. Dampfschwaden strichen sanft über ihre Lippen. »Bist du immer so beharrlich?«
    Er hob eine Augenbraue, und ihre Lippen öffneten sich zu einem lautlosen Lachen. »Natürlich bist du das. Wie sonst hättest du der Meisterspion im Kader werden können?« Sie schloss die Hände um ihre Tasse. »Arav … ein Mann, mit dem ich eine Beziehung hatte, als ich fast noch ein Mädchen war« – das Lachen verschwand aus ihren Augen – »ist in der Festung, und auch er ist beharrlich, auf eine unangenehme Weise.«
    In seinem Blut bildete sich schwarzes Feuer. Kalt und gefährlich. »Hat er dich angefasst?«
    »Nur meine Hand.« Sie stellte die Tasse ab, um sich über diese Hand zu reiben. »Vor einer Stunde fing er mich im Hof ab, obwohl er keinen Grund hatte, sich auf dieser Ebene der Festung aufzuhalten. Damit wollte er mich daran erinnern, dass es ihn noch gibt, und er wollte mich einschüchtern – ich habe ihn vorhin einfach stehen lassen, und so etwas darf sich keiner bei ihm erlauben.«
    Jason hörte zu, während sie von ihrer morgendlichen Begegnung mit dem Engel erzählte, und das schwarze Feuer in ihm beruhigte sich ein wenig, als sie hinzufügte: »Es war vielleicht nicht der klügste Schachzug, ihn so bewusst gegen mich aufzubringen, aber es war eine Befriedigung, und es tut mir nicht leid.« Sie schob das Kinn vor, als erwartete sie einen Tadel.
    »Als ich hundertdreiundzwanzig war«, sagte Jason, während er sich vornahm, Arav in der dunkelsten Stunde der Nacht einen Besuch abzustatten und ihm den sauren Geschmack der Angst ins Gedächtnis zu rufen, »habe ich Michaela zum Tanz aufgefordert.« Nicht, weil er von ihrer Schönheit verzaubert gewesen wäre – er hatte immer ihr wahres, selbstsüchtiges Herz gesehen –, sondern weil er diesen Zauber erleben wollte, weil er mehr empfinden wollte als die große Distanziertheit, die seine normale Lebensform war. »Damals war sie noch kein Erzengel, aber doch eine Königin von ungeheurer Macht.«
    Mit großen Augen beugte Mahiya sich vor. »Und?«, forderte sie mit unverhohlener Ungeduld. »Was ist passiert?«
    »Sie war so verblüfft über meine Frechheit, dass sie Ja gesagt hat.« Und er hatte eine Antwort auf seine Frage erhalten; was es auch gewesen sein mochte, das da in ihm zerbrochen war, selbst die Nähe der schönsten Frau der Welt hatte den Schaden nicht mehr beheben können. »Später sagte mir Raphael, dass sie es ebenso gut als Beleidigung hätte auffassen und mich auf der Stelle töten können … aber auch mir tat es nicht leid.«
    Wieder lachte Mahiya. In ihren lebhaft glänzenden Augen funkelten goldene Punkte, die ihn in ihren Bann zogen, weil er das metallische Glänzen nie zuvor bemerkt hatte. Und er dachte, dass der junge Mann, der er einmal gewesen war, sich vielleicht geirrt hatte. Vielleicht konnte ein

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