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Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Titel: Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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Beleidigung auf, denn Informationen waren Jasons Geschäft.
    Was das Fehlen von Liebesworten und Courschneiderei anging … Mahiya schüttelte den Kopf. Sie wollte viel lieber mit einem Mann zusammen sein, dessen Begierde ehrlich war, als mit einem, der sie mit den süßen Lügen der Verführung quälte. Jason hatte mehr Ehrgefühl im kleinen Finger, als Arav in seinem ganzen Leben aufbringen würde.
    Sie ging nach oben und frischte ihr Make-up auf, ehe sie sich eine silbern funkelnde Träne genau in der Mitte zwischen ihre Brauen auf die Stirn drückte. »Ja«, flüsterte sie ihrem Spiegelbild zu. »Die Antwort ist ja.«
    Als hätte Jason sie gehört, klopfte es genau in diesem Moment einmal an der Tür. Sie schlüpfte in ein Paar flache, silberne Sandalen und atmete tief durch, ehe sie aus dem Schlafzimmer trat, das Wohnzimmer durchquerte und die Tür öffnete – wo sie Jason erblickte, dessen maskuline Schönheit von einem makellos geschnittenen schwarzen Anzug zu einem stahlgrauen Hemd betont wurde.
    »Du siehst toll aus.« Wunderschönwar sein Haar in diesem ordentlichen Zopf, den sie plötzlich am liebsten gelöst hätte. »Neha wird erfreut sein.« Jasons Miene veränderte sich nicht, und doch wusste Mahiya … »Es interessiert dich nicht im Geringsten, was Neha findet.«
    »Im Gegenteil.« Er ließ ihr den Vortritt, als sie die Treppenstufen hinuntergingen.
    Ihr Nacken kribbelte, aber nicht warnend, sondern in dem Bewusstsein, dass er ihre Bewegungen mit den Blicken verfolgte. Bei dieser Empfindung stockte ihr der Atem, und ihre Haut spannte sich an.
    »Es ist niemals klug, einen Erzengel zu erzürnen«, fuhr er fort, »aber auch wenn Neha Unterwürfigkeit einfordert, so wird sie doch niemals Achtung davor haben.«
    Mahiya schüttelte den Kopf, als sie den Palast verließen. »Deine Ansicht ist von deiner Stärke geprägt.« Eine Stärke, von der sie wusste, dass er sie schon in sehr jungen Jahren besessen hatte. »Du kannst es dir leisten, ihren Zorn zu erregen. Denn sie betrachtet dich, wenn schon nicht als ebenbürtig, so doch immerhin als interessant genug, um dich nicht kurzerhand zu töten. Du weißt nicht, was es heißt, Angst zu haben.«
    »Ich war nicht immer der Mann, der ich heute bin«, sagte Jason. In seinen Gedanken öffnete sich eine Tür, und ein kalter Schatten legte sich über seine Seele.
    Sie sah ihn von der anderen Seite des Zimmers an; ihre hübschen braunen Augen waren von einem weißen Film überzogen, der da nicht hingehörte. Ihr Kopf mit dem blutverkrusteten Halsstumpf stand aufrecht auf einem Tisch in der Ecke, als sei er genau zu diesem Zweck dort platziert worden.
    Er schrie nicht. Er hatte gelernt, niemals zu schreien. Stattdessen sah er sich den Klumpen an, der die Falltür blockiert hatte. Er trug eine seidene Hülle in der Farbe leuchtender Amethyste.
    Amethyst. So hatte seine Mutter ihre Lieblingsfarbe genannt. Amethyst.
    Es dauerte lange, bis er das Wort richtig aussprechen konnte, und sie hatte jedes Mal vor Entzücken gelacht, wenn er das Wort benutzte, und ihr glänzendes schwarzes Haar hatte im Sonnenschein getanzt.
    »Jason.« Ein sanftes, weibliches Gesicht, das im warmen Schein der Laternen am Wegesrand leuchtete, voller Besorgnis. »Du … warst gerade abwesend. Wo bist du gewesen?«
    Leuchtend weißer Sand unter seinen kleinen Füßen. Brennend heiß. Der Wind wehte durch die Palmen und ließ mit einem dumpfen Aufprall eine Kokosnuss in den Sand fallen. Im nassen Sand stolzierten die Möwen auf und ab und hinterließen dreikrallige Fußabdrücke, die vom Meer ausgelöscht wurden, wenn es das nächste Mal an den Strand schlug.
    »Jason! Komm und iss, bevor dein Mittagessen kalt wird.«
    »An einem Ort, den es nicht mehr gibt«, sagte er langsam und schob ihre Hand fort, die auf seiner Brust lag … um sie um seinen linken Oberarm zu legen, wo sie nicht im Weg wäre, wenn er sein Schwert ziehen musste. »Was Arav angeht«, sagte er, solange sie noch unter sich waren, »hast du keinen Grund zur Furcht.«
    »Er ist sehr stark.« Die Sorge in ihren Augen blieb, nahm sogar zu. »Unterschätze ihn nicht.«
    »Ich weiß sehr genau, wie stark er ist.« Zwar waren sie einander noch nie begegnet, aber Jason hatte Erkundigungen über ihn eingeholt, weil er einer von Nehas Generälen war – und trotz seiner Arroganz und seines Auftretens war er Jason nicht ebenbürtig. »Er ist wie ein Pfau, der sein Gefieder spreizt und laut kreischt, um von der Tatsache abzulenken, dass

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