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Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Titel: Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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durchaus denkbar, dass er seinen Kopf, den fehlenden Arm und den abgerissenen Flügel regenerieren konnte.
    Rhys schüttelte den Kopf, »Wir werden die Nacht abwarten, aber sein Blut kristallisiert bereits. Hiervon wird er sich nicht erholen.«
    Jason hatte den gleichen Eindruck. Die Verletzungen durch den äußerst schnellen Sturz hatten die anderen Wunden unkenntlich gemacht, aber er hatte den Eindruck, dass Aravs innere Organe und auch sein Rückenmark herausgerissen worden waren. Jason hätte eine solche körperliche Verletzung überlebt und war sicher, dass es auch bei Rhys der Fall wäre. Aber Arav hatte nicht in ihrer Liga gespielt. »Ist es das gleiche Forensik-Team, das sich auch um Shabnams Tod gekümmert hat?«
    »Ja – der Bericht wäre heute Nacht fertig gewesen, wenn diese Sache nicht dazwischengekommen wäre«, antwortete Rhys. »Allerdings hat Neha es niemandem gestattet, Eris anzurühren. Er wurde ohne jede Art gerichtsmedizinischer Untersuchung eingeäschert.«
    Bis vor Kurzem, als noch alle Anzeichen auf Neha hingedeutet hatten, wäre diese Tatsache nicht von Bedeutung gewesen. Jetzt jedoch … »Ich brauche das Team, um noch einen Körper herbeizuschaffen und untersuchen zu lassen.« Er hatte beschlossen, Rhys zu vertrauen. »Alle müssen Stillschweigen darüber bewahren.«
    Rhys’ Blick verfinsterte sich. »Mylady …«
    »… darf es nicht wissen.« Jason erklärte Rhys seine Vermutungen über die Tote, deren eingeklemmter Körper schon viel zu lang den Elementen ausgesetzt gewesen war.
    Mit zitternder Hand fuhr sich Rhys durch die Haare. »Diese Idioten!« Er spie die Worte so leise aus, dass sie niemand außer Jason hören konnte. »Audrey war keine sonderlich geistreiche Person, aber einen Erzengel zur Witzfigur machen zu wollen? Wenn Neha das herausgefunden hätte …« Er unterbrach sich, plötzlich ganz der grimmig blickende General, dessen Loyalität Neha gehörte.
    »Das hier«, Jason deutete mit dem Kinn auf Aravs Leiche, »ändert alles. Ich glaube, sie hatte mit keinem der Morde etwas zu tun.«
    Ein bebendes Ausatmen, das erleichtert klang. Jason verstand diese Reaktion nicht, denn Neha war ein Erzengel, und Gewalt gehörte zu ihrem Wesen, doch dann sagte Rhys: »So zornig sie auch war, aber Eris umzubringen hätte sie endgültig in den Wahnsinn getrieben. Mylady hat ihn ehrlich geliebt.«
    Jason hatte den Wahnsinn der Liebe mit eigenen Augen gesehen, hatte seine rostroten Spuren von den Wänden geschrubbt und die rauchenden Überreste des Infernos gerochen. Er wusste, welchen Schaden dieser Wahn anrichten konnte. Es war das gefährlichste, zerstörerischste Gefühl von allen.
    »Die Welt«, fügte Rhys hinzu, »kann keinen zweiten verrückten Erzengel verkraften.«
    Lijuan, fügte Jason in Gedanken hinzu, war mehr als genug.
    Nach Jasons Rückkehr hatte Mahiya ihre Wache bei dem Toten beendet und war in ihren Palast zurückgekehrt. Auf ihrer Haut haftete der Geruch des Todes. Erst nach zwanzig Minuten unter dem pulsierenden Strahl beinahe kochend heißen Wassers fühlte sie sich endlich sauber. Sie zog eine schlichte schwarze Tunika und eine keilförmige, dunkelblaue Hose an, in denen sich eine der Farben ihrer Flügel wiederholte. Anschließend trocknete sie sich die Haare und steckte sie locker hoch, bevor sie auf den Balkon hinaustrat.
    Es war unmöglich, an etwas anderes zu denken als an dieses Blutbad, das die Festung in ein Schlachthaus verwandelt hatte. Die Bilder von Shabnams entstelltem Körper und Aravs zerschmettertem, zerrissenem Leib hatten sich auf ihre Netzhaut eingebrannt. Ohne die Hinweise, die ihr die Überreste seiner Flügel und der schwere Ring an einem wie durch ein Wunder erhalten gebliebenen Finger lieferten, hätte sie nie erkannt, dass er es war.
    Leise Schritte.
    Auf dem schwach beleuchteten Weg unter sich sah sie einen Diener vorübergehen, beugte sich vor und rief ihm zu, er möge stehen bleiben. Als sie zu ihm hinunterging und ihn fragte, ob die Dienerschaft irgendetwas über Arav gehört hätte, wurde sein Gesicht verschlossen und seine Miene förmlich. »Wir haben mit großem Kummer vom Tod des Generals Arav gehört.«
    »Niemand wird dich dafür bestrafen, wenn du schlecht von ihm sprichst«, sagte sie. »Am allerwenigsten ich.« Jeder wusste von ihrer Demütigung – während ihrer Beziehung mit Arav hatte sie ihr Herz auf der Zunge getragen. »In der Festung unserer Lady richtet jemand ein Blutbad an, und sie will Antworten.« Mahiya trauerte

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