Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)
Hand … und zögerte.
»Berühr mich, Mahiya.«
Mehr brauchte sie nicht. Sie gab dem Bedürfnis nach und ließ die Hände durch sein Haar gleiten. Es kam ihr vor, als würde sie einen Tiger streicheln, der aus irgendwelchen rätselhaften Gründen beschlossen hatte, ihr nicht die Hand abzubeißen. Sie beging nicht den Fehler, Jasons Verhalten für einen Riss in den Obsidianschilden zu halten, die sein Herz umgaben, und gab sich keinen Träumereien von einer tieferen Beziehung hin.
Und doch … war es ein gutes Gefühl, diesem Mann nahe zu sein, der sie nicht ein einziges Mal wie eine austauschbare Ware behandelt hatte. Schon ganz zu Anfang hatte er ihr höflichen Respekt entgegengebracht, und jetzt erkannte sie den wahren Respekt in seinen dunklen, herrlich braunen Augen. Tief in ihrem Inneren machte es sie traurig, dass dieses zarte Band zwischen ihnen zerbrechen würde, wenn seine Aufgabe erfüllt war.
Ohne zu fragen, wusste sie, dass ein Mann wie Jason niemanden so nah an sich heranlassen würde, wie es bei einer vertrauten Partnerin der Fall wäre. Es tat ihr im Herzen weh, als sie den Schmerz erkannte, der diese furchtbare Einsamkeit in ihm geformt haben musste. Aber sie wusste auch, dass sie sehr, sehr vorsichtig sein musste, damit sie sich nicht in ihn verliebte und nicht mehr in ihm suchte als die dunkle Sinnlichkeit, die heiß und wundervoll ungestüm wie ein Wüstensturm zwischen ihnen toste.
Jason wusste, dass er sich bei Mahiya auf einem gefährlichen Grat bewegte, aber er wusste auch, dass er sich zu sehr nach ihr sehnte, um jetzt kehrtzumachen. Als ihre Finger seinen Kopf berührten und streichelten, musste er die Kiefer zusammenpressen, um ein Zittern zu unterdrücken, musste sich zwingen, reglos stehen zu bleiben, obwohl er nichts lieber getan hätte, als sich umzudrehen, sie gegen die Wand zu drücken und ihren heißen, herrlichen Körper in Besitz zu nehmen.
Er hörte selbst, wie seine Kiefer mahlten, als sie ihn weiter streichelte, und plötzlich brach ihre Berührung ab. »Es ist dir unangenehm. Entschuldige.« Ein Anflug von Entsetzen in ihrer Stimme. »Ich wollte keinesfalls …«
Er stieße sich vom Geländer ab und unterband ihre Entschuldigung, indem er einfach ihr fein geschnittenes, wunderschönes Gesicht in beide Hände nahm. »Hör auf.«
Sie rang nach Luft, der Atem stockte ihr in der Kehle. Ihre Augen waren riesig. Aber anstatt unter seiner stürmischen Berührung zusammenzuzucken oder ihn wegzustoßen, grub sie die Finger in den weichen Baumwollstoff seines T-Shirts … und stellte sich auf die Zehenspitzen.
Es kostete ihn jeden Funken seiner Selbstbeherrschung, diese stumme Aufforderung nicht sofort anzunehmen. »Du musst wissen«, sagte er, seine Stimme ein raues Raspeln, »dass mich dies hier nicht dazu bringen kann, bei dir zu bleiben, mich an dich zu binden. Dazu bin ich nicht fähig.« Es war ihm unmöglich, sich zu binden, sein Herz zu öffnen und darauf zu vertrauen, dass diejenige, in deren Hände er es legte, es nicht zerstören würde.
Hauchzart strich Mahiyas Atem über seine Lippen; sie rührte sich nicht vom Fleck. »Ich weiß.« Sanfte Worte. »Aber ich weiß auch, dass ich mich lieber einem starken Mann hingebe, der mich nicht mit Lügen umwirbt und dessen Verlangen aufrichtig ist.«
Als er sie schlucken sah, wusste er, dass sie nicht so selbstsicher war, wie sie wirken wollte. »Du musst dir sicher sein. Du wirst diese Nacht nicht zurücknehmen können.« Und er wollte keine Unschuldige mit seiner Dunkelheit beflecken, wollte nicht, dass sie wegen seines Makels verbitterte.
Ihre Lippen strichen über seine.
Er vergrub beide Hände in ihrem Haar, bis es sich zu lösen begann, und presste seinen Mund auf ihren, wie um sie zu verschlingen … da spürte er, wie sich ihr Rücken versteifte.
Langsam, Jason. Sie ist keine deiner Gespielinnen, die an lustvolles Begehren gewöhnt sind.
Obwohl es ihn äußerste Selbstbeherrschung kostete, ließ er den Kuss sanfter werden, saugte an ihrer Oberlippe und ließ sie wieder los, um sie dann mit winzigen Küssen zu umwerben, die eher verlockten als forderten.
Sie legte die Hände fest auf seine Hüften, alle Spannung war aus ihr gewichen, erhob sich wieder auf die Zehenspitzen, um sich ihm entgegenzurecken, ihre Flügel öffneten sich leicht. Nach einem weiteren zarten Kuss drängte er sie sacht in ihr Wohnzimmer, das nur vom Schein einer einzigen Tischlampe erhellt wurde. Bis jetzt hatte er sie mithilfe seiner Gabe
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